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Die Übereinstimmung dieser Sätze legt die Vermutung nahe, daß sie auf einen
Schreiber der Lorscher Kanzlei zurückgehen. Die Häufung der Bibelworte, und
gerade solcher, die auch in der Chronik öfter wiederkehren, zeigt deutlich genug auf
unseren Chronisten. Auch die Urkunde Abt Heinrichs für Stift Neuburg (nr. 157,1165)
5 scheint mir von ihm geschrieben. Auch hier findet sich ein sonst allerdings nicht
nochmals nachzuweisender Bibelspruch und eines der beliebten Wortspiele «dispensa
congregare, congregata conservare», die Worte «ecclesia desolata», «religiosos fratres
adunare» braucht der Chronist früher (K. 123) ebenso von der Zelle Michelstadt, und
die Wendung «vel ex nostra congregationis corpore, vel aliunde assumptos» hat ein

io schlagendes Gegenstück in K. 142: ex ipsa congregatione an aliunde assumptus.])
Und endlich ist die Datierung in allen Urkunden (153, 157 —161, 163) genau die
gleiche: Auf den Ort der Handlung folgen Monatstag, Inkarnation, Königsjahr, Abts-
jahr mit den Schlußworten: Feliciter in Christo Amen.2)

Die Stellung des Chronisten in der Klosterkanzlei begründet die eingehende

15 Kenntnis, die er von allen, auch den kleinsten Veränderungen hat, welche das Gut der
Brüder betrafen. Ohne urkundlichen Beleg teilt er Abt Gerolds Stiftung zugunsten
des Pförtners und des Kustos mit (K. 142), dann folgen wiederum ohne Quellenangabe
und nur auf Grund eigener Geschäftskenntnis Bennos Veräußerungen und genaue
Angaben über Besitzesänderungen unter Abt Diemo3) und Folknand4). Unter Abt

20 Heinrich hat dann der Chronist selbst das Urkundenwesen, das seit den verworrenen
Zeiten des Hirsauer Angriffs und des Abts Benno ganz darniederlag und uns nur
eine Urkunde (nr. 143) liefert, zu neuer Blüte gebracht, von der zahlreiche Stücke
(nr. 153—161) Zeugnis geben.
§ 19, Der Chronist rechnet sich zu den Brüdern, zu deren Gunsten er milde Stiftungen

25 mit besonderer Befriedigung vermerkt, während er sich über die üppigen Prälaten,
die Abte und Pröpste seiner Kirche in bitteren Worten ausläßt.5) Hat er uns seinen
Namen unter den Zeugen seiner Urkunden überliefert? Fridericus et David
monachi unterzeichnen nr. 161 von 1166; David, Gerungus monachi nr. 160 von
1168; Fridericus cellerarius, Gerungus custos, Godefridus, Rumundus begegnen in

so einer Urkunde Abt Sigharts von 1173 (Gilden, SyllogeInr.il); David und Friedrich
werden noch nr. 3821 mit Mengoz genannt; von Gerung meldet nr. 3821, in dem
letzten Teile des Kopialbuchs also: Gerungus qui fuit custos huius ecclesie dedit
vineam [in Herasbach] in usum arrnarii, ut exinde II denarii heredibus in festo sancti

') Vgl. noch das aus Einharts Vorrede zur Vita Karoli entnommene oculata tide in nr. 163,
das auch im Texte K. 19 und 34 wiederkehrt.

2) Für nr. 160 (1168), in deren Zeugenreihe die Lorscher zahlreicher vertreten sind als die
Wormser Aussteller, bleibe die Frage offen. Wahrscheinlich ist der Chronist nur deshalb in der
Lage, diese vom Wormser Bischof für Kloster Schönau bestimmte Urkunde hier einzufügen, weil er
sie selbst geschrieben hatte.

3) Auch Kleinstes fehlt dabei nicht: Ein Stück des Selwingarts, eine Hube in Kirschhausen.
K. 143 und 144.

4) K. 154.

5) Gegen die «Prälaten» seiner Zeit (d. h. Abt Sighart, s. unten) K. 9: Nostri temporis eccle-
siarum prelati, qui rebus ecclesiarum et possessionibus . . insolenter abutuntur. K. 120: Nostri tem-
poris ecclesiarum non tarn prelati quam elati, domini, non patres, exactores, non pastores. Vgl.
K. 120 von Humbert: Prepositus et ecclesie pseudoyconomus. Dagegen Abt Anshelms Stiftung für
die Brüder K. 142. (Jdalrich für die Brüder in Altenmünster und Michelstadt K. 143. Der fromme
Anshelm für die Brüder in Neuenburg K. 144. Folknand per omnia fratrum consulens utilitati
K. 153, 154. Die traurige Lage der Brüder K. 155. Heinrichs Fürsorge K. 155, 164.
 
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