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Kopisten die bekannten Sehreib- und Lesefehler, wie sie bei der schwierigen Ent-
zifferung der karolingischen Urkundenschrift entstehen: a und u, r und s, b und d,
o und b, n und r werden verwechselt1), die Worttrennung wird nicht erkannt, und,
äußerst charakteristisch für Lorsch als Gorzer Gründung, nicht bloß das Latein,
sondern auch die deutschen Namen zeigen romanische Schreibung.2) Auch Äußer- 5
lichkeiten der Vorlagen werden nachgeahmt, so die Verlängerung der Oberschäfte,
das Monogramm und die Siegelumschrift der Privilegien.3)

Völlig wertlos ist die Arbeit sämtlicher Rubrikatoren mit Ausnahme von Text- § 40-
hand A und E.4) Ganz modernisierte Namensformen, unvollständige und falsche
Wiedergabe von Stiftern und Orten, grobe Flüchtigkeiten, durchweg sehr nachlässige io
Schrift, die gleichen Lesefehler wie im Texte und außerdem noch solche, wie sie nur
der Kopialtext, niemals eine karolingische Urkunde veranlassen konnte5), beweisen,
daß sie jede Einsicht in die Originale verschmähten. Wo sie vereinzelt eine selb-
ständige Zeitangabe machen, die im Texte nicht enthalten ist, haben sie entweder
die vorhergehende Rubrik mechanisch weiter geschrieben6), oder gelegentlich auch ver- 15
ständig benützt.7) Ihre Verbesserungen gegenüber dein Texte beschränken sich auf
kleine Versehen8), in Zweifelsfällen malen sie ihre Rubrik getreu der Texthand nach.9)

!) Nr. 198, 934, 943, 964, 1304, 2317, 2908/9, 3144; vgl. 523 und 613 (vom Schreiber Ausolt),
1141. — 449, 1730, 2482, 2978 = 3757 a, 3070 = 3730 b; schwerlich 1217 ff. (Wasistat; 1438 Werstat).
— 709, 947, 1740, 1861/9,2963.2442. 2365, 2707, 3171 = 3725c, 3690a; vgl. 2047. — Worttrennung:
3480, 8482, 3504; vgl. 97. Auf jüngere Vorlagen — etwa Dorsalnotizen und Archivregister — deutet
der Wechsel zwischen H und N hin, der aber auch bei einer rein karolingischen Vorlage auf einen
Schreibfehler des Kopisten oder auf die Ähnlichkeit des H mit dem frübkarolingischen Majuskel-N
zurückgeführt werden kann; besonders häufig ist das Versehen bei den Rubrikatoren, die das H des
Textes als N lasen: Nr. 888, 1248, 1479, 1499, 1827, 1921/7, 1999,2083. Im Texte: 2129, 3359, 3771.
Vgl. E. Stengel, Fnld. ÜB. nr. 120.

2) h fehlt oft: Grim(h)arius, Schreibername; 548 Agmerich = Heimrieh (frz. Aimeri); 1385 Oem-
berg= Hohenberg; 2378, 3800 Agano = Hagen; 2396 Escincheim = Hessigheim; 2457 (H)anscuesheim;
1825 (H)esinloch; 2817 aphtunna. Zusatz des h in 947, 1234, 1860, 1881, 1965, 2442, 3254/5. Über
h in den Notizen s. 3728a. — g, gv statt w: 10 Guario; 1003 Gwernher; 1304 Guuinc-Warin; 1612
Saugenheim; 1823 Gvicho; noch im Jahre 835, nr. 2337 Gvichat; 3412 Gvesman; ferner die Zeugen
zu 232. Weitere Beispiele bei Welz, Personennamen, 107 f., 80 (t statt th). Vgl. auch die romanische
Schreibung v, f für germ. w (Finnenheim = Weinheim beim Notar Wiglar 548, 617 u. ö.), die sich
vereinzelt aber auch sonst im germanischen Sprachgebiet findet.

3) Grobe Gitterschrift des Rubrikators 3334—8, 3354 u. ö. Einfache Verlängerung der Ober-
schäfte 470. Monogramme bis Bl. 16', nr. 78 von Hand A, nachlässiger von andrer Hand bis nr. 130.
Siegelumschrift nr. 22, 24, 25, 38, 39, 43, 45, 49, 54, 60, 64, 66, 74, 151.

4) E vollendet mit Einsicht ins Original eine Zeugenreihe mit Kottinte 383, gibt die Datierung
großenteils nur in der Kubrik.

5) Vgl. H/N oben Anm. 1. Ferner s. 2025, 2402 — 13, 3019, 3725. Viele Fehler der Kopisten,
besonders falsche und übersehene Namen, erklären sich aus deren Schreibung und Stellung im
darunterstehenden Urkundentext, so 2975 = 3769 b, 2981/6 = 3763 e/3764a, 3120 = 3717 d u. ö., wo
nur der zweite Schenker, der am Ende der Zeile, unter der Rubrik steht, genannt wird. Beispiele
dazu überall, auch Bossert 5. Vgl. aufs Geratewohl 1069 Meginradi (statt -rade), 1070 Donatio statt
Commutatio; Mergistat statt Guntheim; Ludewici statt Ludowici; 1071/2 falsches «Donatio», moderni-
siertes Ludewici, flüchtiges Gerhohvini verlesen aus «Gerhohum».

°) Daher falsch 966/7, 999, 1304, 1436, 1443, 1548, 1551, 1589—92, 3118 = 3717 b.

7) Richtig 854, 873, 901, 1021, 1035, 1122, 1386, 1531, 1600 (?), 1641, 1817, 1953, 1999 u. ö.
Die meisten der objektiven Notizen haben so vom Rubrikator eine Datierung erhalten.

8) 1259 Kr(e)icesheim. 1756 Au(t)suind. 1844 Theothae statt Tehota. 1934 Alpher statt Aplpher.
3287 Theu(t)fridi.

9) Nr. 1068, 2605, 3353, 3370, 3422.
 
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