BILDERSTURM, ISLAM UND ARMENIEN
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Abb. 6. Achtamar (Armenien), Kirche, Wandrelief, 10. Jahrh.
armenischen Skulpturen, die Rundung der Figuren erscheint wie zwischen zwei
Flächen gequetscht, ihre wiederholte Betonung der Senkrechten bei klarer
Trennung der Einzelfiguren voneinander und vom Grunde erzielt eine gleich-
mäßige Feierlichkeit, in der Rangstufen und persönliche Charakterunterschiede
verschwinden müssen. Die beiden Bänder mit gereihten Stuckrosetten, deren
Mitte mit farbigen Glaskugeln gefüllt war, geben wohl Begrenzung, die aber
unendlich fortgesetzt gedacht werden kann, und selbst die griechischen Säulen
mit dem langobardischen Dreistreifenornament und den akanthisierenden Krabben
des mittleren Tabernakels fügen sich kaum als Fremdes in die einheitliche Kom-
position; ja, gerade darin ist die Stärke des östlichen Stromes gegenüber den
Nachwirkungen der Antike, aber auch gegenüber dem im Westen neu empor-
quellenden nördlichen Bruderstrom zu erkennen. Dasselbe gilt für den präch-
tigen Zierbogen unter dem Figurenstreifen. Die freie Modellierung der helle-
nistischen Weinranke ist zu einer fast geometrisch gebundenen Flächenabstufung
geworden, in der die Blätter gleichsam die Fläche eines Spitzenmusters abgeben,
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Abb. 6. Achtamar (Armenien), Kirche, Wandrelief, 10. Jahrh.
armenischen Skulpturen, die Rundung der Figuren erscheint wie zwischen zwei
Flächen gequetscht, ihre wiederholte Betonung der Senkrechten bei klarer
Trennung der Einzelfiguren voneinander und vom Grunde erzielt eine gleich-
mäßige Feierlichkeit, in der Rangstufen und persönliche Charakterunterschiede
verschwinden müssen. Die beiden Bänder mit gereihten Stuckrosetten, deren
Mitte mit farbigen Glaskugeln gefüllt war, geben wohl Begrenzung, die aber
unendlich fortgesetzt gedacht werden kann, und selbst die griechischen Säulen
mit dem langobardischen Dreistreifenornament und den akanthisierenden Krabben
des mittleren Tabernakels fügen sich kaum als Fremdes in die einheitliche Kom-
position; ja, gerade darin ist die Stärke des östlichen Stromes gegenüber den
Nachwirkungen der Antike, aber auch gegenüber dem im Westen neu empor-
quellenden nördlichen Bruderstrom zu erkennen. Dasselbe gilt für den präch-
tigen Zierbogen unter dem Figurenstreifen. Die freie Modellierung der helle-
nistischen Weinranke ist zu einer fast geometrisch gebundenen Flächenabstufung
geworden, in der die Blätter gleichsam die Fläche eines Spitzenmusters abgeben,