Flasche, mit Emailfarben bemalt, aus rauchtopasfarbenem, von Blasen durchsetztem Glas. Auf
steilem Trichterfuß der breitgedrückte Bauch, übergehend in den schlanken, leicht verjüngten
Hals, unter dessen Mündung ein kräftiger Glasfaden umgeschmolzen ist. An der breitesten Stelle
des Bauches ein Inschriftfries, unterbrochen von vier Medaillons, die mit Blumen in fünf Emaih
färben gefüllt sind. Die Inschrift selbst aus blauen Buchstaben, durchschlungen von weißrot*
grünen Ranken. Der Goldgrund zum Teil abgerieben. Auf der Schulter vier weiße Rosetten*
wappen auf rotem Grund, umgeben von einem Tierfries in roter Umrißzeichnung. Zwischen
diesen Kreisen zierliche Inschriften, Arabeskenornamente und kleine Tierfiguren. Von ebensolchen
Tierborten eingerahmt der große bunte Inschriftfries auf dem Hals, den weiter oben noch zwei
schmale Friese mit roten Fischen und eine Bandborte gliedern. Höhe 57,5.
Mesopotamien, zwischen 1297 und 1321.
Die großen Inschriftfriese auf Bauch und Hals wiederholen in Tumar;Schrift das Wort: der Weise. Die kleine,
rotkonturierte Inschrift zwischen den weißroten Rosetten besagt nach der Lesung bei G. Schmoranz (Altorientalische
Glasgefäße, Wien 1898, S. 16): Dieses wurde verfertigt für den Sultan ALMalik abMu' ayyad Hazbar ad=dunvä
wadsdin Däwüd, Sohn Yüsufs, Sohn (dieses eine Wort aus Versehen einmal wiederholt) 'Umars. Sein Sieg möge
erhaben sein und seine Herrschaft (?)!» Schmoranz teilt dazu die Feststellung Max van Berchems mit, daß dieser
Sultan Malik Mu ayyad Däwüd der vierte Sultan aus einer im 15. Jahrhundert im Yemen zur Regierung gelangten
türkischen Dynastie, der Rasuliden, gewesen ist. Er regierte 696 bis 721 H.(1297 bis 1521) und war in der Tat ein
Enkel des Begründers dieser Dynastie, cUmars. Der poetische Ausdruck Hazbar (Löwe) adsdunyä wadsdin (der
Welt und der Religion) als Beinamen eines Sultans ist etwas ungewöhnlich, . . . doch ist er durch eine Münze
des Sultans festgestellt.» Die volle Form des Beinamens auf unserer Flasche, nach Max van Berchem, damals noch
ein Zeichen der Souveränität, hat ihrer Ungewöhnlichkeit halber eine Zeitlang den gänzlich unbegründeten Verdacht
einer Fälschung hervorgerufen. Das Nähere siehe bei Schmoranz. Die Flasche ist eine der seltenen orientalischen
Emailglasarbeiten, die zeitlich fest bestimmt werden können. Sie dürfte wegen ihrer Verwandtschaft mit dem Pokal
der ehemaligen Sammlung Lanna (Prag) — entgegen der Meinung Schmoranz', der sie nach Damaskus oder Aleppo
versetzt — in Mesopotamien entstanden sein (Vgl. R. Schmidt, Das Glas, Berlin 1912, S. 50 ff).
Seite 357
Manuel d'Art Muselman
II
Les Arts Plastiques et industriels
par Gaston Migeon
Paris, Alphonse Picar et fils 1907
steilem Trichterfuß der breitgedrückte Bauch, übergehend in den schlanken, leicht verjüngten
Hals, unter dessen Mündung ein kräftiger Glasfaden umgeschmolzen ist. An der breitesten Stelle
des Bauches ein Inschriftfries, unterbrochen von vier Medaillons, die mit Blumen in fünf Emaih
färben gefüllt sind. Die Inschrift selbst aus blauen Buchstaben, durchschlungen von weißrot*
grünen Ranken. Der Goldgrund zum Teil abgerieben. Auf der Schulter vier weiße Rosetten*
wappen auf rotem Grund, umgeben von einem Tierfries in roter Umrißzeichnung. Zwischen
diesen Kreisen zierliche Inschriften, Arabeskenornamente und kleine Tierfiguren. Von ebensolchen
Tierborten eingerahmt der große bunte Inschriftfries auf dem Hals, den weiter oben noch zwei
schmale Friese mit roten Fischen und eine Bandborte gliedern. Höhe 57,5.
Mesopotamien, zwischen 1297 und 1321.
Die großen Inschriftfriese auf Bauch und Hals wiederholen in Tumar;Schrift das Wort: der Weise. Die kleine,
rotkonturierte Inschrift zwischen den weißroten Rosetten besagt nach der Lesung bei G. Schmoranz (Altorientalische
Glasgefäße, Wien 1898, S. 16): Dieses wurde verfertigt für den Sultan ALMalik abMu' ayyad Hazbar ad=dunvä
wadsdin Däwüd, Sohn Yüsufs, Sohn (dieses eine Wort aus Versehen einmal wiederholt) 'Umars. Sein Sieg möge
erhaben sein und seine Herrschaft (?)!» Schmoranz teilt dazu die Feststellung Max van Berchems mit, daß dieser
Sultan Malik Mu ayyad Däwüd der vierte Sultan aus einer im 15. Jahrhundert im Yemen zur Regierung gelangten
türkischen Dynastie, der Rasuliden, gewesen ist. Er regierte 696 bis 721 H.(1297 bis 1521) und war in der Tat ein
Enkel des Begründers dieser Dynastie, cUmars. Der poetische Ausdruck Hazbar (Löwe) adsdunyä wadsdin (der
Welt und der Religion) als Beinamen eines Sultans ist etwas ungewöhnlich, . . . doch ist er durch eine Münze
des Sultans festgestellt.» Die volle Form des Beinamens auf unserer Flasche, nach Max van Berchem, damals noch
ein Zeichen der Souveränität, hat ihrer Ungewöhnlichkeit halber eine Zeitlang den gänzlich unbegründeten Verdacht
einer Fälschung hervorgerufen. Das Nähere siehe bei Schmoranz. Die Flasche ist eine der seltenen orientalischen
Emailglasarbeiten, die zeitlich fest bestimmt werden können. Sie dürfte wegen ihrer Verwandtschaft mit dem Pokal
der ehemaligen Sammlung Lanna (Prag) — entgegen der Meinung Schmoranz', der sie nach Damaskus oder Aleppo
versetzt — in Mesopotamien entstanden sein (Vgl. R. Schmidt, Das Glas, Berlin 1912, S. 50 ff).
Seite 357
Manuel d'Art Muselman
II
Les Arts Plastiques et industriels
par Gaston Migeon
Paris, Alphonse Picar et fils 1907