Deutung
1. Decius erzählt seinen Traum;
2. Der Konsul beruft die Haruspizes;
3. Decius wird den Unterirdischen geweiht;
-4. der Held schickt die Liktoren zurück;
5. die Schlacht bei Veseris, der Tod des Decius;
6. die Leichenfeier.
Es folgt als siebenter Teppich die Allegorie der triumphierenden Roma; eine Frauen-
gestalt in kriegerischer Tracht setzt den Fuß auf die Weltkugel; Viktoria reicht ihr
den Siegeskranz (Abb. 178). Ein Trophäenbehang schließt als Zwischenfensterstück die
Serie. Die spanische Staatssammlung besitzt zwei weitere Teppiche der Folge:
9. Decius und Manlius ziehen aus zum Kampfe gegen die Latiner;
10. Decius, mit mehr Wahrscheinlichkeit Mars, sichert der verzweifelt am Altar Miner-
vas weilenden Roma — sie ist die Tochter des Kriegsgottes — Rettung und Heil zu.
1618 malte Rubens die Vorentwürfe der Reihe im Auftrage genuesischer Edelleute. Van
Dyck scheint an der Ausarbeitung der großen Kartons einen hervorragenden Anteil ge-
nommen zu haben. Der Antwerpener Maler Gonzales Coques erwirbt 1661, gemeinsam mit
Jan Carlo de Witte und Jan Baptista van Eyck, für 2400 fl. fünf Patronen der „Historie
van den Keyser Decius geschildert door Anthonio van Dijck"; später kommt noch eine
sechste Patrone hinzu. Die Stücke finden sich nach dem Ableben van Eycks (6. VII.
1692) in dem Sterbehause vollständig vor. Auch das „vensterstuck", die Trophäe, ist
vorhanden (270). Unklar ist lediglich die Bezeichnung des einen Kartons „de Triumphe
van den selben Keyser". Man kann den Teppich auf den ersten Behang der Folge —
die Erzählung des Traums — beziehen (271); vielleicht ist auch die Schlußallegorie
hierunter zu verstehen. Die römische Geschichte des Titus Livius, die Meister Rubens
als Leitfaden diente, gibt keinen weiteren Aufschluß über diesen eigenartigen Teppich.
Die Patrone befindet sich in der Lichtensteingalerie unter der Bezeichnung Ajax und
Kassandra. Es handelt sich um einen Basselissekarton, richtiger gesagt um eine male-
risch vorzüglich durchgeführte Wiederholung. Mars oder Decius trägt das Schwert an
der rechten Seite, während der Teppich als Spiegelbild die richtige Stellung zeigt. Die
Allegorie, die zweifelsohne zu der Deciusfolge gehört, ist mehrfach verwertet worden.
Das Stück in der spanischen Staatssammlung entstammt der Manufaktur des Brüsseler
Meisters Jan Raes.
Die schwedische Krone besitzt gleichfalls eine Decius-Mus-Reihe; Signierungen fehlen
Die Allegorie führt ohne ersichtlichen Grund in den Inventuren die Bezeichnung
«Mars und Rhea Sylvia am Altare der Vesta", trotzdem auf dem Karton der Lichten-
steingalerie deutlich die Minervastatue zu erkennen ist. Ein zweites Exemplar, gleich-
falls in Stockholm, gehört zu einer unvollständigen Serie, die nach dem ersten Buche der
römischen Geschichte des Titus Livius arbeitet. Auch hier ist trotz des Athenabildes
die Benennung beibehalten. Es liegt allerdings die Möglichkeit vor, daß der Manufaktur-
inhaber kurzerhand den Behang der Decius-Mus-Folge in den vorliegenden Sagenkreis
einschob. Die Ähnlichkeit der Situation ließ den Teppich unter dem Namen „Mars
und Rhea Silvia" gehen; kleine Fehler, wie das Bild der Pallas anstelle der Göttin des
häuslichen Feuers, mochten nicht allzuviel bedeuten. Eine vollsignierte — Francoes van
den Hecke — und gut erhaltene Version unserer Allegorie, die ziemlich genau den
Lichtensteinschen Karton wiedergibt, befindet sich im deutschen Privatbesitz (Abb. 304).
Ähnlich geht Rubens in der Geschichte Konstantins vor. Die thronende Roma hält
in der einen Hand die Viktoriastatue, die Linke ruht auf der Weltkugel. Geflügelte
Genien schwingen Siegeskranz und Feldzeichen. Drei nackte, gefesselte Gefangene
winden sich vor den Stufen des Thrones; die Wölfin säugt Romulus und Remus. In
einem weiteren Behänge erscheint Konstantin, umgeben von Kriegern und Gefangenen.
Die Apotheose bringt der letzte Teppich der Folge; Viktoria krönt den siegreichen
Kaiser.
Die wuchtigste allegorische Reihe, die Rubens schöpferischer Geist der Nachwelt
schenkte, verkörpert sich in dem Triumphe des Abendmahls, einer riesigen Teppich-
207
1. Decius erzählt seinen Traum;
2. Der Konsul beruft die Haruspizes;
3. Decius wird den Unterirdischen geweiht;
-4. der Held schickt die Liktoren zurück;
5. die Schlacht bei Veseris, der Tod des Decius;
6. die Leichenfeier.
Es folgt als siebenter Teppich die Allegorie der triumphierenden Roma; eine Frauen-
gestalt in kriegerischer Tracht setzt den Fuß auf die Weltkugel; Viktoria reicht ihr
den Siegeskranz (Abb. 178). Ein Trophäenbehang schließt als Zwischenfensterstück die
Serie. Die spanische Staatssammlung besitzt zwei weitere Teppiche der Folge:
9. Decius und Manlius ziehen aus zum Kampfe gegen die Latiner;
10. Decius, mit mehr Wahrscheinlichkeit Mars, sichert der verzweifelt am Altar Miner-
vas weilenden Roma — sie ist die Tochter des Kriegsgottes — Rettung und Heil zu.
1618 malte Rubens die Vorentwürfe der Reihe im Auftrage genuesischer Edelleute. Van
Dyck scheint an der Ausarbeitung der großen Kartons einen hervorragenden Anteil ge-
nommen zu haben. Der Antwerpener Maler Gonzales Coques erwirbt 1661, gemeinsam mit
Jan Carlo de Witte und Jan Baptista van Eyck, für 2400 fl. fünf Patronen der „Historie
van den Keyser Decius geschildert door Anthonio van Dijck"; später kommt noch eine
sechste Patrone hinzu. Die Stücke finden sich nach dem Ableben van Eycks (6. VII.
1692) in dem Sterbehause vollständig vor. Auch das „vensterstuck", die Trophäe, ist
vorhanden (270). Unklar ist lediglich die Bezeichnung des einen Kartons „de Triumphe
van den selben Keyser". Man kann den Teppich auf den ersten Behang der Folge —
die Erzählung des Traums — beziehen (271); vielleicht ist auch die Schlußallegorie
hierunter zu verstehen. Die römische Geschichte des Titus Livius, die Meister Rubens
als Leitfaden diente, gibt keinen weiteren Aufschluß über diesen eigenartigen Teppich.
Die Patrone befindet sich in der Lichtensteingalerie unter der Bezeichnung Ajax und
Kassandra. Es handelt sich um einen Basselissekarton, richtiger gesagt um eine male-
risch vorzüglich durchgeführte Wiederholung. Mars oder Decius trägt das Schwert an
der rechten Seite, während der Teppich als Spiegelbild die richtige Stellung zeigt. Die
Allegorie, die zweifelsohne zu der Deciusfolge gehört, ist mehrfach verwertet worden.
Das Stück in der spanischen Staatssammlung entstammt der Manufaktur des Brüsseler
Meisters Jan Raes.
Die schwedische Krone besitzt gleichfalls eine Decius-Mus-Reihe; Signierungen fehlen
Die Allegorie führt ohne ersichtlichen Grund in den Inventuren die Bezeichnung
«Mars und Rhea Sylvia am Altare der Vesta", trotzdem auf dem Karton der Lichten-
steingalerie deutlich die Minervastatue zu erkennen ist. Ein zweites Exemplar, gleich-
falls in Stockholm, gehört zu einer unvollständigen Serie, die nach dem ersten Buche der
römischen Geschichte des Titus Livius arbeitet. Auch hier ist trotz des Athenabildes
die Benennung beibehalten. Es liegt allerdings die Möglichkeit vor, daß der Manufaktur-
inhaber kurzerhand den Behang der Decius-Mus-Folge in den vorliegenden Sagenkreis
einschob. Die Ähnlichkeit der Situation ließ den Teppich unter dem Namen „Mars
und Rhea Silvia" gehen; kleine Fehler, wie das Bild der Pallas anstelle der Göttin des
häuslichen Feuers, mochten nicht allzuviel bedeuten. Eine vollsignierte — Francoes van
den Hecke — und gut erhaltene Version unserer Allegorie, die ziemlich genau den
Lichtensteinschen Karton wiedergibt, befindet sich im deutschen Privatbesitz (Abb. 304).
Ähnlich geht Rubens in der Geschichte Konstantins vor. Die thronende Roma hält
in der einen Hand die Viktoriastatue, die Linke ruht auf der Weltkugel. Geflügelte
Genien schwingen Siegeskranz und Feldzeichen. Drei nackte, gefesselte Gefangene
winden sich vor den Stufen des Thrones; die Wölfin säugt Romulus und Remus. In
einem weiteren Behänge erscheint Konstantin, umgeben von Kriegern und Gefangenen.
Die Apotheose bringt der letzte Teppich der Folge; Viktoria krönt den siegreichen
Kaiser.
Die wuchtigste allegorische Reihe, die Rubens schöpferischer Geist der Nachwelt
schenkte, verkörpert sich in dem Triumphe des Abendmahls, einer riesigen Teppich-
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