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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Hrsg.]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0421
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M a n t u a

hingestreutes blühendes Pflanzenwerk gelegten Wappenschilder des markgräflichen
Paares. Der Meister, der durch Erlaß vom 11. März 1420 den Titel eines „maestri di
apparamenti" führt, verschwindet aus nicht näher ersichtlichen Gründen nach Ab-
lieferung der Arbeit aus der Stadt. 1421/22 ist eine Wirkerin „Madonna Maria di
Bologna, maestra di apparamenti" in Mantua tätig; 1426 sind die beiden Flamen oder
Franzosen Guidone und Adamante, 1433—1444 der Mantuaner Bartolomeo Cremaschi
da Rodigo, 1433 der Rentrayeur Anichino — er bezog für seine erhaltende Tätigkeit
einen Monatslohn von 5 Lire — urkundlich bezeugt. Nach Tonelli's Ricerche storiche
di Mantöva (1797) soll sich das markgräfliche Atelier in der St. Georgenvorstadt be-
funden haben (6). Verhältnismäßig zahlreich sind die Sticker vertreten. Ercole Scatassa
bringt eine zusammenfassende Aufstellung (7).

Unter Lodovico Gonzaga nimmt die etwas in den Hintergrund getretene Bildwirkerei
erneuten Aufschwung. 1449 erscheint der bekannte, bislang in Siena ansässige, aus
Brüssel gebürtige Meister Rinaldo di Gualtieri (Boteram), er steht bis zum Jahre 1481
mit gewissen Unterbrechungen (seit 1457) in den Diensten des Markgrafen. Der Haupt-
nachdruck dürfte weniger auf die Wirkerarbeit der von ihm in Mantua eröffneten
Werkstätte, als vielmehr auf die umfangreiche Makler- und Vermittlertätigkeit zu
legen sein. Er reist 1466 und 1474 nach Brüssel, um in der Heimat für Markgraf
Lodovico reiche Bildteppichfolgen und Rohmaterialien einzuhandeln.

Bedeutungsvoller, zum mindesten soweit die italienische Bildwirkerei in Frage
kommt, ist das Atelier des Meisters Rubichetto; es scheint sich um den gleichen Kunst-
handwerker zu handeln', den Pietro de'Medici 1457 an den Hof von Ferrara ent-
sendet. Rubichetto bezieht 1475 den unverhältnismäßig hohen Monatslohn von 46 libri
10 soldi. Sein Können dürfte bedeutend gewesen sein; wesentlich niedriger (9 libri
10 solch monatlich) stellt sich die Entlohnung seiner in Mantua tätigen Fachgenossen,
der drei Brüsseler Wirker Pietro (1450—1496), Enrico (1475) und Giovanni (1475);
die beiden letzteren waren, wie auch Meister Rigo (1474), Vettern des Rinaldo Boteram,
der ihre Übersiedelung aus der Heimat veranlaßt haben dürfte. Leider fehlen, dem
italienischen Sprachgebrauche folgend, die Familiennamen, eine umso bedauerlichere
Tatsache, als sich an Hand der Liste der Brüsseler Weber- und Wirkergilde ge-
wisse Rückschlüsse auf die Bedeutung der Geschlechter ermöglichen ließen. Francesco
delli (degli) Acerbi (1475—1478) scheint Raliener gewesen zu sein, das gleiche gilt
wohl auch von Maffeo de Mafeis (1465), unbestimmt ist die Herkunft der Simone
(1469/1470), Lorenzo (1471) und Ruggiero (1471); ein Schreiben des Kardinals Gon-
zaga (1473) erwähnt die Ubersiedlungsverhandlungen mit den in Bologna ansässigen
Meistern Niccolö Columbino und Antonio Barisino.

Als Patronenmaler ist der aus Galantina (Terra d'Otranto) gebürtige Miniaturist
Giacomo Bellanti bezeugt, der seit 1458 in den Diensten des Markgrafen Lodovico
Gonzaga und seiner Gattin Barbara von Brandenburg steht. Die Herrin beauftragt unter
dem 6. Dezember 1460 den Maler mit einem Wappenteppichentwurf, der Meister
Boteram zur Ausführung überwiesen wird (8). 1466 weilt der Maler in Galantina, er
arbeitet 1474 in Neapel für Don Federigo von Aragonien und kehrt erst am 27. Fe-
bruar 1475 an den Hof der Gonzaga zurück (9). Der Miniaturist scheint sich für
die markgräfliche Bildteppichmanufaktur sowohl mit Wappenentwürfen als auch
mit Tierzeichnungen, die in die Millefleursteppiche eingefügt wurden — er malt 1458
einen Jagdhund nach der Natur —, befaßt zu haben.

1459 steht Andrea Mantegna im Dienste der Gonzaga (10). Sein künstlerisches Wirken
als Bildnis- und Freskomaler ist allzu bekannt, um auf Einzelheiten eingehen zu müssen;
leider besteht nicht die gleiche Klarheit hinsichtlich der von ihm entworfenen Pa-
tronenzeichnungen. 1469 liefert Mantegna den markgräflichen Bildwirkern verschiedene
Tierbilder — einen Truthahn und eine Truthenne —, wahrscheinlich handelte es sich
um Yerdüren; bereits 1465 entsandte Lodovico Gonzaga den Wirker Maffeo nach
Venedig, um für die Übertragung der Mantegna'schen Patronen die erforderlichen
Seiden einzukaufen «per comperare la sida per quelo aparamento che Andrea Mantegna

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