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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Hrsg.]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0425
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M a n t u a

zählt (Abb. 361, 362). Ein Teil der Serie ging angeblich bei einem Brande auf der In-
ternationalen Ausstellung Mailand (1906) verloren.

Mit dem Tode Nikolaus Karcher's scheint die Bildwirkerei in Mantua erloschen zu
sein. 1569 reist Giorgio Pietro della Sala zum Wandteppicheinkauf nach Mailand;
Ippolito Andreasi wird 1579 mit dem Entwurf einer nicht näher bezeichneten Serie
betraut, die Durchführung vermittelt der Yenetianer Jude Salomone Levi. 1586 steht
der Venetianer Bildwirker Bartolomeo del Calice mit dem Mantuaner Hofe zwecks
Übernahme von fünf nicht näher benannten Wandteppichen in schriftlichen Verhand-
lungen (23). Die Belege, die sich noch erweitern lassen, beweisen zur Genüge, daß
Mantua als Fabrikationsort endgültig ausgeschieden ist. Es liegt nicht der geringste
Beweis vor, die nicht uninteressante Heilandsfolge, die Patricolo in einem kurzen Auf-
sätze behandelt, einer eingesessenen Manufaktur zuzuschreiben (24), ebensowenig ist
mit Gewißheit Andreasi als der Patronenmaler festzustellen. Stifter ist Francesco Gonzaga,
Bischof von Mantua, die Schenkungsurkunde datiert vom 18. März 1599. Die Folge
ist noch vollständig im Schatze der Kathedrale erhalten geblieben, sie umfaßt vier
große — Christi Himmelfahrt, der Auferstandene erscheint den Aposteln, Ausgießung
des Heiligen Geistes, Verklärung — und zwei schmale Behänge — die vier Schutz-
heiligen S. Anselmo, der Apostel Paulus, S. Bernardino da Siena, S. Didaco, im Gegen-
stück erscheinen: S. Celestino, Petrus, Francesco d'Assisi und S. Antonio da Padova —;
Komposition und Zeichnung lassen manches zu wünschen übrig. Charakteristisch ist
die Lösung der Bordüre: die von dem Kardinalshute überdachten Wappenschilder
des Stifters füllen die Mitte der kastenförmig geteilten Seitenleisten, über und unter
dem Hoheitszeichen erscheinen Putten auf Piedestale gestellt, auf den Köpfen blumen-
gefüllte Körbe; Camai'euszenen decken die vier Ecken und die Mitten der oberen
Rahmen, als Gegenstück finden sich (unten) von Schriftbändern umgebene Embleme
(Altäre), Engelsfiguren und Fruchtgewinde dienen als Begleitmotive. Aller Wahr-
scheinlichkeit nach entstammt die Serie einer florentinischen oder venetianischen
Manufaktur, die in mehr als einem Falle als Lieferanten des Mantuaner Herzogshauses
in Erscheinung treten.

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