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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Hrsg.]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0511
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Lissabon. T a v i r a

Fernandes als Resident wählt. Die alten städtischen Rechnungsbelege von Elvas er-
wähnen verschiedene zur Ausstattung des Rathauses erworbene „reposteiros de Oli-
venca"; ein Exemplar soll sich im Stadtmuseum zu Cabo erhalten haben; eine Nach-
prüfung führte zu keinem Ergebnis. Wenig klar sind die Angaben des Luis Caetano
de Lima, der sich auf eine unter der Regierung Joaos V. (1706—1780) in Lissabon ge-
gründete Bildteppichmanufaktur beruft.

Das einzige Unternehmen von Bedeutung, das im 18. Jahrhundert in Portugal ent-
steht, ist die Werkstatt zu Tavira. Die 1771 durch Joäo Goncalves der berühmten
Seidenfabrik (in der Lissaboner Vorstadt Rato) angegliederte Teppichmanufaktur bleibt
ohne Bedeutung und geht um 1778 ein. 1775 gewährt die königliche Handelskammer
(Rial Junta do Commörcio) dem Portugiesen Pedro Theotonio Heitör und dem Ende
177-4 zugewanderten Aubussoner Meister Pierre-Löonard Mergoux die erbetenen, recht
beträchtlichen Vorschuß Hilfsgelder (6 Millionen Reis) zur Errichtung einer Bildteppich-
manufaktur. Die beiden Gesellschafter siedeln Ende 1776 nach Tavira über (im Süden
Portugals); das Atelier arbeitet mit acht Gezeugen. Die hochgespannten Hoffnungen
finden keine Erfüllung, bereits 1783 geht der Betrieb in der Krua da Fönte" wieder
ein. Die Erzeugnisse Taviräs sind naturgemäß selten. Eine große Verdüre (Abb. 526,
H. 3,60 m, L. 9,30 m) von ausgesprochen Aubussoner Typ und mittelmäßiger Güte
— TAVIRA meldet die Signatur — befindet sich im Museu Municipal da Figueira da
Foz, ein weiteres, gleichfalls signiertes Stück einer Josephsgeschichte (Abb. 527, H. 3,60 m,
L. 4,45 m) birgt das Lissabonner Museu Nacional de Arte Antiga. Mergoux verstirbt am
24. Oktober 1797 in Tavira, der in seiner Werkstatt ausgebildete Wirker Pedro Tavares
de Brito bekleidet noch 1816 das Amt eines königlichen Textilienverwalters. Ober den
zweiten Schüler Mergoux', Jos6 da Esperanya Torres, ist nichts Näheres bekannt. Beide
zählten noch 1828 zu den bekannteren Rentrayeurs Portugals.

Augenscheinlich bestanden auch im 18. Jahrhundert außer der halbamtlichen Manu-
faktur Tavira noch verschiedene Lissaboner Kleinateliers, zum mindesten ist unzweifel-
haft, daß nach 1768 der Aubussoner Wirker Paul Boffinet die Heimat verließ und sich
in der Hauptstadt Portugals ansiedelte. Weitere Einzelheiten fehlen.

Zum Schluß dürfte das zu Ende des 18. Jahrhunderts von dem aus Frankreich ein-
gewanderten Meister Mailhol in Extremoz begründete Atelier zu erwähnen sein, das
sich anscheinend imit Möbelwirkereien in der Hauptsache befaßte und nach kurzem
Bestände einging (5).

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