Basel
dem Haupte und in der Linken Vergißmeinnichtkränze. Spruchbänder umrahmen Gestalten
und Baum ). ^ „kanst ■ du ■ holder ■ lieb ■ haben •
bliemlin • wergiss • nit • mi • sotu • tragen."
Sie: „holder ■ hot • mir ■ min ■ hert • besesen •
das ■ ich ■ alls • leides • han • wergesen."
Den Abtakt der Minneteppichgruppe bildet ein in recht schlechtem Zustande uns überkom-
menes, zusammengestückeltes Fragment im Eigentum der Münchener Kunsthandlung
L. Bernheimer (Abb. 19b).
d) Der Höhepunkt der Entwicklung der Wildleute-Teppiche.
Kehren wir wieder zu unseren Wildleuteteppichen zurück, so ist als weiteres, vielleicht
hochstehendstes Stück der Entwicklungsreihe ein Rücklaken in württembergischem Adels-
besitz zu erwähnen. Der Teppich93) ist von um so größerer Bedeutung, als er Hoheitszei-
chen trägt, die ihn — zum ersten Male in der großen Gruppe — unmittelbar mit Basel in
Verbindung bringen. Es handelt sich um die Wappen des Hans von Flachslandt, des Bür-
germeisters von Basel (1454 bis 1462) und nachmaligen Landvogtes auf Schloß Rötteln und
der Barbara von Breitenlandenberg. Die Entstehungszeit des Behanges liegt zwischen Ver-
mählung (1468) und Ableben des Mannes (1476). Der Teppich bringt Episoden aus dem
Wald- und Jagdleben der wilden Leute, gegen ein in der Starrheit der Linienführung etwas
hart wirkendes Seidenmuster gestellt. Zur Rechten und Linken schafft ein einsam stehender
Baum eine Art Abschluß. Vor der mit Eichenlaub gedeckten Hütte steht die Wildfrau, den
Kochlöffel in der Hand. Der Gefährte zieht, von der Meute begleitet, zur Jagd, der vorderste
Bracke verbeißt sich in einen Hirsch, der vergebens das Netz oder Wildgatter zu übersprin-
gen sucht. Spruchbänder rahmen den Wildmann mit Speer und Horn, begleiten in ihrem
Laufe Hirsch und Hund94). Es folgen Liebesszenen: Der Wildmann pfropft einen Baum, die
Geliebte trägt auf einem Stab waschleinartig zusammengebundene Liebesknoten; ein Paar
wandelt selbander, der Jüngling hält den Speer, das Wild-Mägdelein trägt den Falken auf
der Faust. Ein wilder Jäger, mit Keule und Jagdhorn ausgestattet, folgt und reicht, leicht
rückwärts gewandt, den erlegten Vogel der Gefährtin; ein Köter springt kläffend. Wiederum
rahmen Spruchbänder die Gruppen, unterstreichen lebhaft die Senkrechte der gereckten
Figuren95). Der von dem Baseler Patrizierpaar in Auftrag gegebene Teppich schließt
unzweideutig das Band, überweist endgültig die große bislang besprochene Gruppe der
Fabeltier-, Wildleut- und Minnegartenteppiche einem bestimmten Produktionsgebiet, näm-
lich Basel. Übereinstimmend mit den früheren Arbeiten ist die Lösung der Gesichter. Die
aus den Behängen der dreißiger und vierziger Jahre uns bekannten charakteristischen Bak-
kenflecke sind allerdings verschwunden; die typische Formenbildung mit Hilfe der Spalt-
wirkungen (Kinnlagen usw.) ist jedoch geblieben. Gleichartig ist die Verschiebung der
schwarzen Pupillen nach den Augenwinkeln, die Wiedergabe der wattebauschartig aufge-
teilten Zöpfe, der ineinander geschlungenen, aufgerollten Locken. Die Figuren sind bewegter
und schlanker geworden. Die Ranken, die stellenweise sich über den Boden schlingen, sind
identisch mit dem Hintergrundmotiv der frühen Tierteppiche; im übrigen finden wir die-
selben Blumen — Maiglöckchen usw. —; das Blattwerk des Baumes — hinter der Frau mit
den Liebesknoten — ist in seiner technischen Durchbildung (dunkle Kreise auf hellerem
grünem Grund) auf das engste mit dem Weinlaub des Minnegartenteppichs verwandt. Auch
die Führung der Spruchbänder, das charaktervolle Unterstreichen der Figuren und Grup-
pen verraten typisch Basler Gepräge.
Einem nah verwandten Basler Atelier entstammen die beiden Streifen (Abb. 20a, H.0,76m,
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dem Haupte und in der Linken Vergißmeinnichtkränze. Spruchbänder umrahmen Gestalten
und Baum ). ^ „kanst ■ du ■ holder ■ lieb ■ haben •
bliemlin • wergiss • nit • mi • sotu • tragen."
Sie: „holder ■ hot • mir ■ min ■ hert • besesen •
das ■ ich ■ alls • leides • han • wergesen."
Den Abtakt der Minneteppichgruppe bildet ein in recht schlechtem Zustande uns überkom-
menes, zusammengestückeltes Fragment im Eigentum der Münchener Kunsthandlung
L. Bernheimer (Abb. 19b).
d) Der Höhepunkt der Entwicklung der Wildleute-Teppiche.
Kehren wir wieder zu unseren Wildleuteteppichen zurück, so ist als weiteres, vielleicht
hochstehendstes Stück der Entwicklungsreihe ein Rücklaken in württembergischem Adels-
besitz zu erwähnen. Der Teppich93) ist von um so größerer Bedeutung, als er Hoheitszei-
chen trägt, die ihn — zum ersten Male in der großen Gruppe — unmittelbar mit Basel in
Verbindung bringen. Es handelt sich um die Wappen des Hans von Flachslandt, des Bür-
germeisters von Basel (1454 bis 1462) und nachmaligen Landvogtes auf Schloß Rötteln und
der Barbara von Breitenlandenberg. Die Entstehungszeit des Behanges liegt zwischen Ver-
mählung (1468) und Ableben des Mannes (1476). Der Teppich bringt Episoden aus dem
Wald- und Jagdleben der wilden Leute, gegen ein in der Starrheit der Linienführung etwas
hart wirkendes Seidenmuster gestellt. Zur Rechten und Linken schafft ein einsam stehender
Baum eine Art Abschluß. Vor der mit Eichenlaub gedeckten Hütte steht die Wildfrau, den
Kochlöffel in der Hand. Der Gefährte zieht, von der Meute begleitet, zur Jagd, der vorderste
Bracke verbeißt sich in einen Hirsch, der vergebens das Netz oder Wildgatter zu übersprin-
gen sucht. Spruchbänder rahmen den Wildmann mit Speer und Horn, begleiten in ihrem
Laufe Hirsch und Hund94). Es folgen Liebesszenen: Der Wildmann pfropft einen Baum, die
Geliebte trägt auf einem Stab waschleinartig zusammengebundene Liebesknoten; ein Paar
wandelt selbander, der Jüngling hält den Speer, das Wild-Mägdelein trägt den Falken auf
der Faust. Ein wilder Jäger, mit Keule und Jagdhorn ausgestattet, folgt und reicht, leicht
rückwärts gewandt, den erlegten Vogel der Gefährtin; ein Köter springt kläffend. Wiederum
rahmen Spruchbänder die Gruppen, unterstreichen lebhaft die Senkrechte der gereckten
Figuren95). Der von dem Baseler Patrizierpaar in Auftrag gegebene Teppich schließt
unzweideutig das Band, überweist endgültig die große bislang besprochene Gruppe der
Fabeltier-, Wildleut- und Minnegartenteppiche einem bestimmten Produktionsgebiet, näm-
lich Basel. Übereinstimmend mit den früheren Arbeiten ist die Lösung der Gesichter. Die
aus den Behängen der dreißiger und vierziger Jahre uns bekannten charakteristischen Bak-
kenflecke sind allerdings verschwunden; die typische Formenbildung mit Hilfe der Spalt-
wirkungen (Kinnlagen usw.) ist jedoch geblieben. Gleichartig ist die Verschiebung der
schwarzen Pupillen nach den Augenwinkeln, die Wiedergabe der wattebauschartig aufge-
teilten Zöpfe, der ineinander geschlungenen, aufgerollten Locken. Die Figuren sind bewegter
und schlanker geworden. Die Ranken, die stellenweise sich über den Boden schlingen, sind
identisch mit dem Hintergrundmotiv der frühen Tierteppiche; im übrigen finden wir die-
selben Blumen — Maiglöckchen usw. —; das Blattwerk des Baumes — hinter der Frau mit
den Liebesknoten — ist in seiner technischen Durchbildung (dunkle Kreise auf hellerem
grünem Grund) auf das engste mit dem Weinlaub des Minnegartenteppichs verwandt. Auch
die Führung der Spruchbänder, das charaktervolle Unterstreichen der Figuren und Grup-
pen verraten typisch Basler Gepräge.
Einem nah verwandten Basler Atelier entstammen die beiden Streifen (Abb. 20a, H.0,76m,
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