3. So ho.
Die technische Leitung des Ateliers von Soho (Great Queen Street) übernimmt 1685 Tho-
mas Axton; unter ihm arbeiten die ehemaligen Mortlake-Wirker John Ophalfens, David de
Maecht (Mayde), Anthony Vanderbozen (Vanderbase), John Paris, Peter Rodieur und John
Williams. Mit der Übernahme des Betriebes (August 1689) durch John Vanderbank (Van-
derbanque, Vandrebanc) beginnt die Blütezeit Sohos. Der Meister beschäftigt zunächst
— der Kartonersparnis halber — seine Wirker mit dem Kopieren gängiger Brüsseler
Folgen. In erster Linie kommt eine mythologische Serie, nach Vorlagen Francesco Albanis
(gestorben 1660) in Betracht, der H. G. Mariliier eine ausführliche Studie widmet129).
Die Folge wird sowohl von dem Soho- wie von dem Lambeth-Betrieb kopiert. Sie setzt
sich aus vier Motiven — Venus und Vulkan, umgeben von Putten, Venus und Adoiiis,
Liebesgötter, Nymphen vernichten (unter Aufsicht von Diana) die Waffen der Amo-
retten, Toilette der Venus — zusammen, von denen allerdings nur die drei ersterwähn-
ten Episoden im englischen Wandteppich bekanntgeworden sind. Ein vollsigniertes Stück
— JOHN VANDERBANK FEGIT IN GREAT QUEEN STREET — Venus und Vulkan,
befindet sich in Burghley House (Marquis of Exeter); der zweite Teppich der Folge,
Venus und Adonis (am gleichen Orte) trägt keine Wirkerbezeichnung. Die aus den
drei Behängen zusammengestellte Serie in Holkham geht zum Teil auf Vanderbank (Venus
und Adonis), zum Teil, in weniger guter Ausführung, auf das Fulham-Atelier des George
Smith Bradshaw zurück. Weitere Behänge der Serie — teils Soho, teils Fulham — finden
sich in den Sammlungen Lionel Harris, Henry Symons sale (21. Januar 1923), Shardeloes,
ehem. Sammlung Lord Brownlow (Christie-Auktion, 3. Mai 1923), Sudeley Castle, Stone
House (Kidderminster) usw. In den meisten Fällen stehen die englischen Wiedergaben
zeichnerisch und wirktechnisch hinter den Brüsseler Vorbildern zurück.
Eine interessante Wiederholung der bekannten Brüsseler Weltteilfolge nach L. van
Schoor130) — aus der ehemaligen Sammlung Cecil Rhodes — eignet mit vier Behängen
der Münchener Kunsthandlung L. Bernheimer (Abb. 148). Trotz des Versuches, die Brüs-
seler Vorlage möglichst genau zu kopieren, finden sich des öfteren naive Verzeichnungen
— das merkwürdige Getier in „Africa" —; die Farben sind frisch und lebhaft. Über das
Atelier (Soho) und das Jahr der Entstehung — das Schiff in „America" trägt die Bezeich-
nung FORTUNA 1723 — besteht kaum ein Zweifel. In noch stärkerer Weise manifestiert
sich die Abwandlung von der ursprünglichen van Schoorschen Vorlage in den bordüren-
losen Behängen „Africa" und „America" der Sammlung G. Baron Ash. Vereinzelte Stücke
erscheinen hie und da im Kunsthandel.
Charakteristisch in erster Linie sind für Great Queen Street die eigenartigen Wirkereien,
die ihre Motive zum Teil japanischen und indischen Lackarbeiten entnehmen, jedoch mit
dem Unterschiede, daß die streifenartig gereihten Bilder nicht in den rotbraunen, schwar-
zen und goldgelben Tönen der Vorbilder, sondern in natürlichen lebhaften Farben, mit-
unter auch in warmen roten und braunen Tinten, auf braunschwarzem, dunkelbraunem,
blauem, dunkelgrünem oder rotem Fond erscheinen. Im übrigen bedient sich Vanderbank
in weiterem Umfange auch Stichblätter für seine mehr oder minder phantastischen Motive
aus dem Leben Chinas und Indiens. Eine der frühesten Reihen (vier Behänge131) entstand
im Auftrage des Gründers des Yale College, Elihu Yale; die Teppiche gingen über Glenham
Hall in das Eigentum der New Yorker Kunsthandlung P. W. French & Co. (Abb. 149);
die rechte seitliche Lisiere zeigt den typischen Schild von Mortlake.
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Die technische Leitung des Ateliers von Soho (Great Queen Street) übernimmt 1685 Tho-
mas Axton; unter ihm arbeiten die ehemaligen Mortlake-Wirker John Ophalfens, David de
Maecht (Mayde), Anthony Vanderbozen (Vanderbase), John Paris, Peter Rodieur und John
Williams. Mit der Übernahme des Betriebes (August 1689) durch John Vanderbank (Van-
derbanque, Vandrebanc) beginnt die Blütezeit Sohos. Der Meister beschäftigt zunächst
— der Kartonersparnis halber — seine Wirker mit dem Kopieren gängiger Brüsseler
Folgen. In erster Linie kommt eine mythologische Serie, nach Vorlagen Francesco Albanis
(gestorben 1660) in Betracht, der H. G. Mariliier eine ausführliche Studie widmet129).
Die Folge wird sowohl von dem Soho- wie von dem Lambeth-Betrieb kopiert. Sie setzt
sich aus vier Motiven — Venus und Vulkan, umgeben von Putten, Venus und Adoiiis,
Liebesgötter, Nymphen vernichten (unter Aufsicht von Diana) die Waffen der Amo-
retten, Toilette der Venus — zusammen, von denen allerdings nur die drei ersterwähn-
ten Episoden im englischen Wandteppich bekanntgeworden sind. Ein vollsigniertes Stück
— JOHN VANDERBANK FEGIT IN GREAT QUEEN STREET — Venus und Vulkan,
befindet sich in Burghley House (Marquis of Exeter); der zweite Teppich der Folge,
Venus und Adonis (am gleichen Orte) trägt keine Wirkerbezeichnung. Die aus den
drei Behängen zusammengestellte Serie in Holkham geht zum Teil auf Vanderbank (Venus
und Adonis), zum Teil, in weniger guter Ausführung, auf das Fulham-Atelier des George
Smith Bradshaw zurück. Weitere Behänge der Serie — teils Soho, teils Fulham — finden
sich in den Sammlungen Lionel Harris, Henry Symons sale (21. Januar 1923), Shardeloes,
ehem. Sammlung Lord Brownlow (Christie-Auktion, 3. Mai 1923), Sudeley Castle, Stone
House (Kidderminster) usw. In den meisten Fällen stehen die englischen Wiedergaben
zeichnerisch und wirktechnisch hinter den Brüsseler Vorbildern zurück.
Eine interessante Wiederholung der bekannten Brüsseler Weltteilfolge nach L. van
Schoor130) — aus der ehemaligen Sammlung Cecil Rhodes — eignet mit vier Behängen
der Münchener Kunsthandlung L. Bernheimer (Abb. 148). Trotz des Versuches, die Brüs-
seler Vorlage möglichst genau zu kopieren, finden sich des öfteren naive Verzeichnungen
— das merkwürdige Getier in „Africa" —; die Farben sind frisch und lebhaft. Über das
Atelier (Soho) und das Jahr der Entstehung — das Schiff in „America" trägt die Bezeich-
nung FORTUNA 1723 — besteht kaum ein Zweifel. In noch stärkerer Weise manifestiert
sich die Abwandlung von der ursprünglichen van Schoorschen Vorlage in den bordüren-
losen Behängen „Africa" und „America" der Sammlung G. Baron Ash. Vereinzelte Stücke
erscheinen hie und da im Kunsthandel.
Charakteristisch in erster Linie sind für Great Queen Street die eigenartigen Wirkereien,
die ihre Motive zum Teil japanischen und indischen Lackarbeiten entnehmen, jedoch mit
dem Unterschiede, daß die streifenartig gereihten Bilder nicht in den rotbraunen, schwar-
zen und goldgelben Tönen der Vorbilder, sondern in natürlichen lebhaften Farben, mit-
unter auch in warmen roten und braunen Tinten, auf braunschwarzem, dunkelbraunem,
blauem, dunkelgrünem oder rotem Fond erscheinen. Im übrigen bedient sich Vanderbank
in weiterem Umfange auch Stichblätter für seine mehr oder minder phantastischen Motive
aus dem Leben Chinas und Indiens. Eine der frühesten Reihen (vier Behänge131) entstand
im Auftrage des Gründers des Yale College, Elihu Yale; die Teppiche gingen über Glenham
Hall in das Eigentum der New Yorker Kunsthandlung P. W. French & Co. (Abb. 149);
die rechte seitliche Lisiere zeigt den typischen Schild von Mortlake.
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