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Neuzeit.
die Erweiterung des „Käppele“ genannten Wallfahrtsortes in Würz-
burg durch einen Zentralbau mit drei elliptischen Absiden (1747
bis 1750), der Entwurf und Neubau der Wallfahrtskirche in
Vierzehnheiligen, gegenüber von Kloster Banz, die N. 1743
auf Grund eines bereits begonnenen Entwurfes des Weimarschen
Hofbaumeisters Krohn ganz umarbeitete. Der Grundriß zeigt eine
elliptische Vorhalle mit anschließendem größeren elliptischen
Mittelschiffe, mit innerem Umgänge, dahinter der elliptische Chor
und zwei kreisrunde Querräume, alle bis auf letztere in einem
rechteckigen Baukörper untergebracht. Westseite eine Zweiturm-
fassade mit gebogen herausspringendem Mittelteil (ähnlich Banz
und Neresheim).
Im Inneren sind Rippen oder Gurtbogen ganz vermieden.
Die Decke bildet eine sphärische nur durch Stichkappen einge-
schnittene Fläche, die direkt von den Kämpfern der Säulen hoch-
führt und Stuck und Bemalung eine glänzende Unterlage bietet.
Die Fenster — in Nischen verborgen — geben diesem Wunder-
raum ein überirdisches Licht, das empfängliche Gemüter ganz
in seinen Bann zieht Es ist die letzte Steigerung eines magischen
Kirch en raum es, den das deutsche Gemüt schon im Mittelalter im
Traumbild der Kirche in Monsalvatsch sich ersehnte. In Neres-
heim (1745—1792), das der Meister mit seinem Sohne Ignaz
Franz Michael durcharbeitet, ist die Grundrißlösung einfacher,
dem System der Meister vom Bregenzer Wald angepaßt. Zwei
quergelegte Ellipsen im Schiff und Chor, dazwischen als Mitte
der Kirche eine längsgelegte große Ellipse mit seitlichem Um-
gang, mit Emporen und ausspringendem Querhaus in ihrer Quer-
achse. (Die Ausführung in Stein zu Gunsten einer Holzdecke
nach Neumanns Tode geändert.)
Neumanns Tätigkeit als Bauberater der Brüder seines Bau-
herrn (siehe S. 251) gibt ihm 1728 die Gelegenheit, die von Ritter
von Grünsteyn nach Welsch’s Ausscheiden fortgesetzte Ausführung
des Bruchsaler Schlosses,1) zur Vollendung des Mittelbauent-
wurfs und 1730 zur Aufstellung des Stiegenhausmodells, das er
in Gestalt eines kuppelgewölbten Rundsaales mit auf Pfeilern frei-
stehender Doppeltreppe löst. Eine ähnliche Tätigkeit entfaltet N.
(der Treppenhausbaumeister des XVIII. Jahrh.) bei Kloster Ebrach
(nach 1716 — Frühwerk), sowie am Schlüsse seiner vielseitigen
Tätigkeit 1740 in Schloß Brühl a. Rhein, dessen Treppenhaus
1743—48 unter Mitarbeit von Schlaun vollendet wird.
Von Schülern Neumanns zu nennen: Major Joh. Seitz, Er-
x) Bruchsaler Schloß (Heimatblätter: Vom Bodensee zum Main.
Nr. 21). — Dr. phil. Fritz Hirsch: Bruchsaler Schloß, Heidelberg 1910. —
Deutsches Barock, Wilhelm Pinder. Langewiesche.
Neuzeit.
die Erweiterung des „Käppele“ genannten Wallfahrtsortes in Würz-
burg durch einen Zentralbau mit drei elliptischen Absiden (1747
bis 1750), der Entwurf und Neubau der Wallfahrtskirche in
Vierzehnheiligen, gegenüber von Kloster Banz, die N. 1743
auf Grund eines bereits begonnenen Entwurfes des Weimarschen
Hofbaumeisters Krohn ganz umarbeitete. Der Grundriß zeigt eine
elliptische Vorhalle mit anschließendem größeren elliptischen
Mittelschiffe, mit innerem Umgänge, dahinter der elliptische Chor
und zwei kreisrunde Querräume, alle bis auf letztere in einem
rechteckigen Baukörper untergebracht. Westseite eine Zweiturm-
fassade mit gebogen herausspringendem Mittelteil (ähnlich Banz
und Neresheim).
Im Inneren sind Rippen oder Gurtbogen ganz vermieden.
Die Decke bildet eine sphärische nur durch Stichkappen einge-
schnittene Fläche, die direkt von den Kämpfern der Säulen hoch-
führt und Stuck und Bemalung eine glänzende Unterlage bietet.
Die Fenster — in Nischen verborgen — geben diesem Wunder-
raum ein überirdisches Licht, das empfängliche Gemüter ganz
in seinen Bann zieht Es ist die letzte Steigerung eines magischen
Kirch en raum es, den das deutsche Gemüt schon im Mittelalter im
Traumbild der Kirche in Monsalvatsch sich ersehnte. In Neres-
heim (1745—1792), das der Meister mit seinem Sohne Ignaz
Franz Michael durcharbeitet, ist die Grundrißlösung einfacher,
dem System der Meister vom Bregenzer Wald angepaßt. Zwei
quergelegte Ellipsen im Schiff und Chor, dazwischen als Mitte
der Kirche eine längsgelegte große Ellipse mit seitlichem Um-
gang, mit Emporen und ausspringendem Querhaus in ihrer Quer-
achse. (Die Ausführung in Stein zu Gunsten einer Holzdecke
nach Neumanns Tode geändert.)
Neumanns Tätigkeit als Bauberater der Brüder seines Bau-
herrn (siehe S. 251) gibt ihm 1728 die Gelegenheit, die von Ritter
von Grünsteyn nach Welsch’s Ausscheiden fortgesetzte Ausführung
des Bruchsaler Schlosses,1) zur Vollendung des Mittelbauent-
wurfs und 1730 zur Aufstellung des Stiegenhausmodells, das er
in Gestalt eines kuppelgewölbten Rundsaales mit auf Pfeilern frei-
stehender Doppeltreppe löst. Eine ähnliche Tätigkeit entfaltet N.
(der Treppenhausbaumeister des XVIII. Jahrh.) bei Kloster Ebrach
(nach 1716 — Frühwerk), sowie am Schlüsse seiner vielseitigen
Tätigkeit 1740 in Schloß Brühl a. Rhein, dessen Treppenhaus
1743—48 unter Mitarbeit von Schlaun vollendet wird.
Von Schülern Neumanns zu nennen: Major Joh. Seitz, Er-
x) Bruchsaler Schloß (Heimatblätter: Vom Bodensee zum Main.
Nr. 21). — Dr. phil. Fritz Hirsch: Bruchsaler Schloß, Heidelberg 1910. —
Deutsches Barock, Wilhelm Pinder. Langewiesche.