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Goeler von Ravensburg, Friedrich; Zeller, Adolf; Schmid-Burgk, Max [Editor]
Grundriss der Kunstgeschichte: Handbuch für Studierende (2. Band): Neuzeit — Stuttgart, Berlin, Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68156#0387
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Malerei. XVIII. Jahrh. Frankreich.

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Unter seinen Nachfolgern sind die tüchtigsten: Nicolas
La n er et (1690—1743) und Jean Baptiste Pater (1696—1736),
von ersterem ca. 20, von letzterem ca. 25 Bilder im Besitz des
ehern, deutschen Kaisers.
Der Hauptvertreter des Zeitalters Ludwig XV. und der Pom-
padour, der tonangebende Historienmaler des XVIII. Jahrh. ist:
Francois Boucher1), geboren 1703 in Paris, Schüler des
Fr. le Moine, 1734 Mitglied, 1765 Direktor der Akademie und
Premier peintre du Roi, tätig zu Paris, gestorben ebenda 1770.
Kunstcharakter. Sinnliche Grazie, gefällige, leicht und geist-
reich entworfene Formen, zarte, zum Rokoko passende helle
Farben (Hellblau, Rosa) bezeichnen seine Werke. In seiner
späteren Zeit etwas summarisch. Er malt hauptsächlich mytho-
logische Darstellungen, Liebesleben der Götter und Schäferszenen,
sodann Genrebilder in Watteau’s Art (Pastorales) und Bildnisse,
ebenso häufig Decken und Wandgemälde als -Tafelbilder. Un-
gemein vielseitig und von unerreichter dekorativer Geschicklich-
keit, besonders in der Wiedergabe bewegter weiblicher Figuren
und Putti.
Werke. Die Schmiede Vulkans, mehrere andere mytho-
logische Bilder und Schäferszenen im Louvre. Die Geburt der
Venus in Stockholm. Die Modehändlerin ebenda. Merkur,
Venus und Amur im Besitz des ehern, deutschen Kaisers. Bildnis
der Mme. de Pompadour beim Herzog von Aumale, oft wieder-
holt.— Landschaften „Sonnenaufgang“, „Sonnenuntergang“
in Wallace Collection, London.
Sein Hauptschüler Jean Honore Fragonard (1732—1806)
malte ideale, pastorale und alltägliche Genrebilder in Chardins
Art, in der Farbe noch weicher und duftiger als Boucher. (13 Bilder
im Louvre, 9 Bilder bei Wallace, London.)
Eine ähnliche kokette Hellmalerei wie Boucher bietet sein Mit-
schüler Charles Josephe Natoire (1700—77) in seinen
mythologischen und allegorischen Bildern mit reizvollen Putten.
„Leben der Psyche“ im Hotel Soubise, Paris.
DIE BiLDNISMALER. Der Geist des Rokoko kommt auch in
der Bildnismalerei zum Ausdruck. Vorwiegend auf diesem Ge-
biete tätig:
Antoine Pesne (1683—1757), geboren zu Paris, seit 1710
als Hofmaler und Akademiedirektor in Berlin, gestorben dort. Seine
Helldunkelmalerei steht im Gegensätze zu Boucher’s hellem Kolorit.
Die besten Werke in den Preußischen Schlössern, darunter

J) Francois Boucher par Andre Michel. Paris 1886.
Schmid-Burgk (Goeler), Grundriß der Kunstgeschichte. II. Bd. 4. Anfl. 24
 
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