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Goeler von Ravensburg, Friedrich; Zeller, Adolf; Schmid-Burgk, Max [Editor]
Grundriss der Kunstgeschichte: Handbuch für Studierende (2. Band): Neuzeit — Stuttgart, Berlin, Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68156#0477
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Malerei. XIX. u. XX. Jahrh. Deutsche Hellmalerei.

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e) Deutsche Hellmalerei.
(Dritte Stufe des Realismus.)
Durch das Vorbild des französischen Impressionis-
mus und Pleinairismus werden auch die deutschen Maler
wieder zur Unabhängigkeit von den alten Meistern, zur
selbständigen malerischen Darstellung geführt. 1879 Bilder von
Manet und Bastien-Lepage in München ausgestellt. Adolf Menzel
hatte in einigen Werken (Eisenwalzwerk) schon volle Unabhängig-
keit zu erringen versucht, ebenso in München Leibi und gelegent-
lich Bruno Piglhein (1848—94), ein hochbegabter, etwas un-
steter und ungleichmäßig schaffender Künstler. Neben mondänen
Bildnissen feierliche und erhabene religiöse Stimmungen:
„Die Blinde“, „Grablegung Christi“ (NPin. Mü.); „Moritur in Deo“
(NatG. Be.); das bekannte (verbrannte) Panorama der Kreuzigung; da-
neben auch Porträts, z. B. Wilh. Paul (NatG. Be.) oder Salonmalerei
(„Diva“).
Ganz im Sinne des Impressionismus, in dem Gewände unserer
Zeit erzählend und in das Milieu der Armen tauchend wirkte
bahnbrechend Fritz v. Uhde1) (1848—1911), Offizier der sächs.
Gardereiter, Sohn eines Geistlichen, dann Maler, 1879 Schüler
von Munkaczy, Studien in Holland: neben Liebermann der er-
findungsreichere, außergewöhnlich selbständig in der Komposition.
Starke Wirkung auf kirchliche Kreise, leider später abflauend.
Bekannteste Werke: 1884, „Lasset die Kindlein zu mir kommen“
(Mus. Leipzig); 1885, „Komm Herr Jesu und sei unser Gast“ (KronprMus.
Be.); besonders eigenartig durch die perspektivisch schräg nach der Tiefe
gestellte Tafel „Das Abendmahl“ (Gal. Stu.); zahlreiche Werke auch
späterer Zeit 1888/89 „Die heilige Nacht“, 1891 „Der Gang nach
Emaus“ (Mus. Dre.); profane Werke ebda. und in KH. Ha. (die Kinder-
stube 1889); „Bauernkinder“ (Gal. Stu.), sowie das frische Bild „Trommler-
übung“ 1883, Studien in Schleißheim-Sezess.Gal., Bilder in NStG. Mü.
Ebenfalls als religiöser Maler zu nennen Walter Firle
(geb. 1859, lebt in München):
„Morgenandacht i. holl. Waisenhaus“ 1884 (NatGal. Be.); „Im Trauer-
hause“ (Mus. Breslau); das Triptychon „Der Glaube“ (Mus. Leip.) 1885;
„Drei Bitten aus dem Vaterunser“ (NPin. Mü.); „Vergib uns unsere
Schuld“ (Köln, Wallraf-Richartz Mus.); „Heilige Nacht“ Triptychon
(KH. Bre.) usw.

Ein besonders in München liebevoll behandelter Zweig ist
bis heute die Tiermalerei. Auf diesem Gebiete waren schon in
der Schule von Barbizon Constantin Troyon und Rosa
Bonheur (S. 440) die bahnbrechenden Künstler.
In München hat Heinrich v. Zügel (geb. 1850 Murr-
hardt, Sohn eines Schafhändlers, 1894 Lehrer an der Akad. Karls-
0 F. von Ostini, Uhde, Bielefeld und Leipzig.
 
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