einem Briefe eines Großohms an seinen Vater (310) Kenntnis erhalten haben mochte.
Die sich kreuzenden Klauen eines Löwen und eines Greifen waren die Kennzeichen,
und als diese sind die auf dem Stich sichtbaren, sich kreuzenden Linien zu deu-
ten. Philipp Le Roy hatte aus dem Wappen seiner und der alten französischen Fa-
milie ein neues gebildet (311), doch ließ er die Stecher, wenn sie an Haar und
Bart nach seinen Wünschen Änderungen vornahmen, auch die Umrißlinien des
Wappens einmal verstärken, dann wieder abschwächen, den Streifen verdunkeln,
einen Nagel, an dem das Wappen mit einem Band aufgehängt gezeigt wurde, an-
bringen. Als Pontius den Kopf neu stach, erhielt das Wappen eine Helmzier, von
der der Großohm in seinem Briefe flüchtig gesprochen hatte, Löwen- und Greifen-
klaue verschwanden, und ein auffliegender Vogel erschien an ihrer Stelle, vielleicht
der aus Feuer und Rauch - die Le Roy besaßen Pulvermühlen - aufsteigende Vogel
Phönix (312). Ehe der Stich aber beendet wurde und eine Verstärkung der Einfas-
sungslinie erfuhr, verschwand auch dieses Wappen wieder, dessen Erfindung Philipp
Le Roy nicht ganz befriedigt haben mochte, denn, wenn er geadelt werden wollte,
mußte er die Herkunft des Wappens nachweisen und glaubhaft belegen können. So
zog er es vor, auf seinem Bildnisstich sich nicht auf ein Wappen festzulegen und
seine Pläne im stillen weiterzuverfolgen. Dagegen blieb die griechische Inschrift,
die er an der Vorderseite des Pfeilers hatte stechen lassen - auch sie fehlt auf den
frühesten Zuständen -, als Hinweis auf die Kenntnis der alten Sprachen, die beson-
dere Bildung des Dargestellten, stehen (313). Mittelbar drückt sich auch hierin das
im Charakter des Philipp Le Roy liegende Streben nach Besonderheit und bewußter
Heraushebung aus. An Titeln und Ämtern hatte er zu jener Zeit noch wenig anzu-
führen, und es wurde zu einer schwierigen Frage, wie er sich selbst in der Unter-
schrift des Stiches bezeichnen solle. In einer ersten handschriftlichen Fassung der
Unterschrift, die sich mit einem Abdruck von der von Pontius veränderten Platte
in der Sammlung Dr.J.C.J. Bierens de Haan (314) erhalten hat, ist der Nachdruck
auf die vornehme Passion für die Malerei gelegt. Sie lautet: «Philipus Le Roy / Pic-
turae Amator Admirator et Fautor» und nennt mit den Worten «Anth. van Dick
pinx.» den Urheber der Vorlage (315). Doch befriedigte diese Fassung den Ehrgeiz
des Porträtierten nicht; er wollte als Herr, als Dominus von Ravels angesehen sein.
Die Hoffnung auf künftige Vermehrung seiner Titel drückte er in einem «et cetera»
aus, das bei den Aufzählungen von Ämtern und Würden hochgestellter Persönlich-
keiten gewöhnlich am Ende figuriert und dort besagt, daß die übrigen aus Raum-
mangel nicht vollständig genannt werden könnten. So erhielt der Stich die folgende
Beschriftung:
PHILIPPUS LE ROY
DOMINUS DE RAVELS. ETC^ ARTIS PICTORIAi
AMATOR ET CULTOR
Antonius van Dijck pinxit. - A°. 1631. - Paul de Pont sculpsit
Wappen, Titel und Besitzerwürde beschäftigten Philipp Le Roy sein Leben lang.
Die Geschichte der Platte, die van Dyck geätzt hatte, ist Beweis und zugleich auf-
schlußreiches Beispiel für die Spiegelung kulturgeschichtlich interessanter Vorgänge
75
Die sich kreuzenden Klauen eines Löwen und eines Greifen waren die Kennzeichen,
und als diese sind die auf dem Stich sichtbaren, sich kreuzenden Linien zu deu-
ten. Philipp Le Roy hatte aus dem Wappen seiner und der alten französischen Fa-
milie ein neues gebildet (311), doch ließ er die Stecher, wenn sie an Haar und
Bart nach seinen Wünschen Änderungen vornahmen, auch die Umrißlinien des
Wappens einmal verstärken, dann wieder abschwächen, den Streifen verdunkeln,
einen Nagel, an dem das Wappen mit einem Band aufgehängt gezeigt wurde, an-
bringen. Als Pontius den Kopf neu stach, erhielt das Wappen eine Helmzier, von
der der Großohm in seinem Briefe flüchtig gesprochen hatte, Löwen- und Greifen-
klaue verschwanden, und ein auffliegender Vogel erschien an ihrer Stelle, vielleicht
der aus Feuer und Rauch - die Le Roy besaßen Pulvermühlen - aufsteigende Vogel
Phönix (312). Ehe der Stich aber beendet wurde und eine Verstärkung der Einfas-
sungslinie erfuhr, verschwand auch dieses Wappen wieder, dessen Erfindung Philipp
Le Roy nicht ganz befriedigt haben mochte, denn, wenn er geadelt werden wollte,
mußte er die Herkunft des Wappens nachweisen und glaubhaft belegen können. So
zog er es vor, auf seinem Bildnisstich sich nicht auf ein Wappen festzulegen und
seine Pläne im stillen weiterzuverfolgen. Dagegen blieb die griechische Inschrift,
die er an der Vorderseite des Pfeilers hatte stechen lassen - auch sie fehlt auf den
frühesten Zuständen -, als Hinweis auf die Kenntnis der alten Sprachen, die beson-
dere Bildung des Dargestellten, stehen (313). Mittelbar drückt sich auch hierin das
im Charakter des Philipp Le Roy liegende Streben nach Besonderheit und bewußter
Heraushebung aus. An Titeln und Ämtern hatte er zu jener Zeit noch wenig anzu-
führen, und es wurde zu einer schwierigen Frage, wie er sich selbst in der Unter-
schrift des Stiches bezeichnen solle. In einer ersten handschriftlichen Fassung der
Unterschrift, die sich mit einem Abdruck von der von Pontius veränderten Platte
in der Sammlung Dr.J.C.J. Bierens de Haan (314) erhalten hat, ist der Nachdruck
auf die vornehme Passion für die Malerei gelegt. Sie lautet: «Philipus Le Roy / Pic-
turae Amator Admirator et Fautor» und nennt mit den Worten «Anth. van Dick
pinx.» den Urheber der Vorlage (315). Doch befriedigte diese Fassung den Ehrgeiz
des Porträtierten nicht; er wollte als Herr, als Dominus von Ravels angesehen sein.
Die Hoffnung auf künftige Vermehrung seiner Titel drückte er in einem «et cetera»
aus, das bei den Aufzählungen von Ämtern und Würden hochgestellter Persönlich-
keiten gewöhnlich am Ende figuriert und dort besagt, daß die übrigen aus Raum-
mangel nicht vollständig genannt werden könnten. So erhielt der Stich die folgende
Beschriftung:
PHILIPPUS LE ROY
DOMINUS DE RAVELS. ETC^ ARTIS PICTORIAi
AMATOR ET CULTOR
Antonius van Dijck pinxit. - A°. 1631. - Paul de Pont sculpsit
Wappen, Titel und Besitzerwürde beschäftigten Philipp Le Roy sein Leben lang.
Die Geschichte der Platte, die van Dyck geätzt hatte, ist Beweis und zugleich auf-
schlußreiches Beispiel für die Spiegelung kulturgeschichtlich interessanter Vorgänge
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