der mehrfach zitierte griechische Spruch. Prof. Kling-
ner hatte die Freundlichkeit, sich mit dessen Sinn
und sprachlicher Form zu beschäftigen und ist zu
der Überzeugung gekommen, daß dieser, falls er
nicht auf einen der Kirchenväter zurückgeht, aus neue-
rer Zeit stammt, möglicherweise zeitgenössisch ist.
400) Vgl. Wilhelm Weigand in Michel de Montai-
gnes Gesammelte Schriften, München 1911, Bd.8
S. 152 ff. W. weist mit Recht auf die zahlreichen weit-
verbreiteten Anthologien hin, die diese Art des Zi-
tierens sehr erleichterten, namentlich auf die Antho-
logia gnomica des Stobaeus. Eine in Antwerpen 1545
erschienene, von Conrad Gesner besorgte Über-
setzung der von Stobaeus zusammengestellten grie-
chischen Sentenzen ins Lateinische ist durch ein
Register der Spruchanfänge und durch die von Sto-
baeus übernommene Aufteilung des Stoffes nach
Themen im oben erwähnten Sinne sehr brauchbar.
Gegen das Ende hin sind die Gedanken über den
Tod in folgenden Sermones zusammengestellt: Ser-
tno 115, De morte,et quod inevitabilis sit; Sermo 117,
Laus mortis; Sermo 118, Comparatio Vitae et Mor-
tis; Sermo 120, De sepultura; Sermo 121, Consolo-
taria.
401) «Que philosopher c’est d’apprendre ä mourir»
Essais I. Cap. 19. Näher noch als der Gedankengang
dieses Kapitels stehen dem griechischen Spruch auf
dem Grabmal des Philipp Le Roy einige der Sätze,
die Montaigne an die vierundfünfzig Deckenbalken
seiner Bibliothek schreiben ließ: «Summum nec
metuas diemnecoptes». (Martial, X, 47) Den letzten
Tag sollst Du nicht fürchten und nicht ersehnen.
(i7a); «Wer aber weiß, ob das, was Sterben heißt,
nicht Leben, das Leben aber Sterben ist?» (25, aus
einer verlorenen Tragödie des Euripides), «Den
Menschen ziemt es schön, als Sterbliche zu denken»
(43, Aus der verloren gegangenen «Kolchierin» des
Euripides, Stobaeus, De superbia). Nach Weigand,
Montaignes Ges. Werke, München 1911, Bd. 8
S. 261 ff., Nr. 25 und 43 (an Ort und Stelle griechisch).
402) «Bin ich zu Hause, so kehre ich etwas öfter zu
meinem Büchervorrate, von wo aus ich nur eine
Hand ausstrecken darf, um meine Haushaltung zu
bestellen. Ich stehe auf der Schwelle und sehe vor
mir meinen Garten, meinen Hühnerstall, meinen
Hof und die meisten Teile meiner Gebäude. Da
blättere ich bald in diesem Buche, bald in einem
andern, ohne Ordnung, ohne Plan, flatschenweis . . .
. . . die Figur meiner Bücherstube ist rund und hat
keinen andern leeren Raum als nötig ist, meinen
Tisch und meinen Stuhl zu fassen. Und so sehe ich
auf einmal in die Runde um mich her alle meine
Bücher, welche in Borden von fünf Reihen gestellt
sind. Der Turm hat drei schöne und freie Aus-
sichten und sechzehn Schritt Raum im Durch-
schnitt. . . . mein Wohnhaus liegt auf einem Hügel,
wie sein Name besagt, und der Turm ist vor allem
dem Winde ausgesetzt. Aber eben das gefällt mir
daran, daß er ein wenig steil und abgelegen ist, teils
weil das zu meinet Leibesbewegung dient, teils auch,
weil mich solches vor allzuvielem Überlaufe schützt.
Hier ist mein ordentlicher Aufenthalt. Dessen Herr-
schaft suche ich rein und frei zu erhalten und solche
keiner Gemeinschaft unterwürfig werden zu lassen,
heiße sie eheliche, oder kindliche, oder bürgerliche.
Sonst habe ich allenthalben nur den Titel Herr, der
im Grunde nichts bedeutet und nichts zu befehlen
hat. Derjenige ist nach meiner Meinung zu bedauern,
der keine Stätte hat, wo er für sich leben, sich ver-
bergen oder Gesellschaft bei sich haben kann, wenn
er will.» (Montaigne III. B. 3. Kap. Ed. Weigand V.
S.72ff.) Bei der Schilderung des Turmes fühlt man
sich an Philipps gelehrten Sohn Jacques erinnert,
der später von Broechem nach St. Lambert über-
siedelte, von dem Blondeau berichtete (Anm. 351):
«Le Seigneur at aussi une bonne maison, que l’on
nomme la Tour», nach dem sich Jacques auch Baron
dc la Tour nannte. Ihm würde man auch eher zu-
trauen, daß er für die Bewirtschaftung der Güter,
wie Montaigne, nur ein halbes Auge hätte. Beide,
Vater und Sohn, aber hätten gewiß nicht wie der
Franzose von sich gesagt: «Seit achtzehn Jahren,
daß ich Güter bewirtschafte, habe ichs noch nicht
über mich erhalten können, meine Kauf- und Lehn-
briefe nachzusehen, noch die wichtigsten Geschäfte,
welche notwendig durch meine Flände und durch
meinen Kopf gehen müßten. Ich weiß nicht, was
ich nicht lieber täte als einen Kontrakt lesen» (III. B.
9.Kap. Ed. Weigand 8.298!.). Namentlich Philipp
Le Roy bestand mehrfach in Prozessen und Be-
schwerden auf der Erfüllung der Lehens- und Kauf-
briefe (de Raadt S. 43, Prozeß um St.Lambert; S.42
Bestätigung des Rechtes auf «vont van verloren
beesten» in Turnhout; S.47, Akkord mit dem Bi-
schof von Antwerpen und dem Abt von Tongerloo
übet herrschaftliche Rechte der Kirche in der Flur
von Broechem).
403) s. Anm. 384 und 387.
404) de Raadt S.43.
405) Ein Streit zwischen Kirche und Besitzer über
das Recht, Bäume zu pflanzen, war mit einem Ver-
gleich zugunsten Philipp Le Roys entschieden wor-
den (Not.March S. 174!.). Die Betonung der schön
ausgerichteten Baumreihen auf der Ansicht lassen
den Stolz der Besitzer auf diese Anlagen erkennen.
406) de Raadt S.43.
407) Vgl. Frits Lugt, Mit Rembrandt in Amsterdam,
Berlin 1920, Abb. 28: Zeichnung Rembrandts, Blick
von der Blauwbrug auf die Amstel, auf der zwei
Schwäne schwimmen. Sie «erinnern an ihre nahe-
gelegene Wohnung, das Städtische Schwänehaus,
wovon der dahinterliegende Zwanenburgwal seinen
Namen entlehnt hat. Zu Weihnachten werden sie
vielleicht, fett gemästet, als Geschenk von Stadts
wegen an die eine oder andere Obrigkeitsperson
gesandt werden, denn dies war die Bestimmung
dieses zierlichen lebenden Schmuckes der Amstel und
132
ner hatte die Freundlichkeit, sich mit dessen Sinn
und sprachlicher Form zu beschäftigen und ist zu
der Überzeugung gekommen, daß dieser, falls er
nicht auf einen der Kirchenväter zurückgeht, aus neue-
rer Zeit stammt, möglicherweise zeitgenössisch ist.
400) Vgl. Wilhelm Weigand in Michel de Montai-
gnes Gesammelte Schriften, München 1911, Bd.8
S. 152 ff. W. weist mit Recht auf die zahlreichen weit-
verbreiteten Anthologien hin, die diese Art des Zi-
tierens sehr erleichterten, namentlich auf die Antho-
logia gnomica des Stobaeus. Eine in Antwerpen 1545
erschienene, von Conrad Gesner besorgte Über-
setzung der von Stobaeus zusammengestellten grie-
chischen Sentenzen ins Lateinische ist durch ein
Register der Spruchanfänge und durch die von Sto-
baeus übernommene Aufteilung des Stoffes nach
Themen im oben erwähnten Sinne sehr brauchbar.
Gegen das Ende hin sind die Gedanken über den
Tod in folgenden Sermones zusammengestellt: Ser-
tno 115, De morte,et quod inevitabilis sit; Sermo 117,
Laus mortis; Sermo 118, Comparatio Vitae et Mor-
tis; Sermo 120, De sepultura; Sermo 121, Consolo-
taria.
401) «Que philosopher c’est d’apprendre ä mourir»
Essais I. Cap. 19. Näher noch als der Gedankengang
dieses Kapitels stehen dem griechischen Spruch auf
dem Grabmal des Philipp Le Roy einige der Sätze,
die Montaigne an die vierundfünfzig Deckenbalken
seiner Bibliothek schreiben ließ: «Summum nec
metuas diemnecoptes». (Martial, X, 47) Den letzten
Tag sollst Du nicht fürchten und nicht ersehnen.
(i7a); «Wer aber weiß, ob das, was Sterben heißt,
nicht Leben, das Leben aber Sterben ist?» (25, aus
einer verlorenen Tragödie des Euripides), «Den
Menschen ziemt es schön, als Sterbliche zu denken»
(43, Aus der verloren gegangenen «Kolchierin» des
Euripides, Stobaeus, De superbia). Nach Weigand,
Montaignes Ges. Werke, München 1911, Bd. 8
S. 261 ff., Nr. 25 und 43 (an Ort und Stelle griechisch).
402) «Bin ich zu Hause, so kehre ich etwas öfter zu
meinem Büchervorrate, von wo aus ich nur eine
Hand ausstrecken darf, um meine Haushaltung zu
bestellen. Ich stehe auf der Schwelle und sehe vor
mir meinen Garten, meinen Hühnerstall, meinen
Hof und die meisten Teile meiner Gebäude. Da
blättere ich bald in diesem Buche, bald in einem
andern, ohne Ordnung, ohne Plan, flatschenweis . . .
. . . die Figur meiner Bücherstube ist rund und hat
keinen andern leeren Raum als nötig ist, meinen
Tisch und meinen Stuhl zu fassen. Und so sehe ich
auf einmal in die Runde um mich her alle meine
Bücher, welche in Borden von fünf Reihen gestellt
sind. Der Turm hat drei schöne und freie Aus-
sichten und sechzehn Schritt Raum im Durch-
schnitt. . . . mein Wohnhaus liegt auf einem Hügel,
wie sein Name besagt, und der Turm ist vor allem
dem Winde ausgesetzt. Aber eben das gefällt mir
daran, daß er ein wenig steil und abgelegen ist, teils
weil das zu meinet Leibesbewegung dient, teils auch,
weil mich solches vor allzuvielem Überlaufe schützt.
Hier ist mein ordentlicher Aufenthalt. Dessen Herr-
schaft suche ich rein und frei zu erhalten und solche
keiner Gemeinschaft unterwürfig werden zu lassen,
heiße sie eheliche, oder kindliche, oder bürgerliche.
Sonst habe ich allenthalben nur den Titel Herr, der
im Grunde nichts bedeutet und nichts zu befehlen
hat. Derjenige ist nach meiner Meinung zu bedauern,
der keine Stätte hat, wo er für sich leben, sich ver-
bergen oder Gesellschaft bei sich haben kann, wenn
er will.» (Montaigne III. B. 3. Kap. Ed. Weigand V.
S.72ff.) Bei der Schilderung des Turmes fühlt man
sich an Philipps gelehrten Sohn Jacques erinnert,
der später von Broechem nach St. Lambert über-
siedelte, von dem Blondeau berichtete (Anm. 351):
«Le Seigneur at aussi une bonne maison, que l’on
nomme la Tour», nach dem sich Jacques auch Baron
dc la Tour nannte. Ihm würde man auch eher zu-
trauen, daß er für die Bewirtschaftung der Güter,
wie Montaigne, nur ein halbes Auge hätte. Beide,
Vater und Sohn, aber hätten gewiß nicht wie der
Franzose von sich gesagt: «Seit achtzehn Jahren,
daß ich Güter bewirtschafte, habe ichs noch nicht
über mich erhalten können, meine Kauf- und Lehn-
briefe nachzusehen, noch die wichtigsten Geschäfte,
welche notwendig durch meine Flände und durch
meinen Kopf gehen müßten. Ich weiß nicht, was
ich nicht lieber täte als einen Kontrakt lesen» (III. B.
9.Kap. Ed. Weigand 8.298!.). Namentlich Philipp
Le Roy bestand mehrfach in Prozessen und Be-
schwerden auf der Erfüllung der Lehens- und Kauf-
briefe (de Raadt S. 43, Prozeß um St.Lambert; S.42
Bestätigung des Rechtes auf «vont van verloren
beesten» in Turnhout; S.47, Akkord mit dem Bi-
schof von Antwerpen und dem Abt von Tongerloo
übet herrschaftliche Rechte der Kirche in der Flur
von Broechem).
403) s. Anm. 384 und 387.
404) de Raadt S.43.
405) Ein Streit zwischen Kirche und Besitzer über
das Recht, Bäume zu pflanzen, war mit einem Ver-
gleich zugunsten Philipp Le Roys entschieden wor-
den (Not.March S. 174!.). Die Betonung der schön
ausgerichteten Baumreihen auf der Ansicht lassen
den Stolz der Besitzer auf diese Anlagen erkennen.
406) de Raadt S.43.
407) Vgl. Frits Lugt, Mit Rembrandt in Amsterdam,
Berlin 1920, Abb. 28: Zeichnung Rembrandts, Blick
von der Blauwbrug auf die Amstel, auf der zwei
Schwäne schwimmen. Sie «erinnern an ihre nahe-
gelegene Wohnung, das Städtische Schwänehaus,
wovon der dahinterliegende Zwanenburgwal seinen
Namen entlehnt hat. Zu Weihnachten werden sie
vielleicht, fett gemästet, als Geschenk von Stadts
wegen an die eine oder andere Obrigkeitsperson
gesandt werden, denn dies war die Bestimmung
dieses zierlichen lebenden Schmuckes der Amstel und
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