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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Oth.]; Meyer, Bruno [Oth.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 1) — Leipzig: Verlag von A. H. Payne, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.62315#0301
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Vetrus Paulus Rubens.

„Sieben Städte ſtreiten ſich drum, ihn geboren zu haben“, ſo ſangen die Griechen von ihrem
alten Homer; und die graue Vorzeit, in deren Nebel die ſagenhafte Geſtalt des hehren Sängers
hinauf reicht, mochte den Zweifel und die Unſicherheit entſchuldigen. Aber auch noch um den Fürſten
der belgiſchen Maler im ſiebzehnten Jahrhundert führten lange Zeit wenigſtens zwei Städte einen
hartnäckigen Kampf, — bis ſie ihn erſt ganz vor Kurzem beide verloren, zu Gunſten einer dritten,
an die Niemand vorher gedacht hatte. Antwerpen, die Metropole der belgiſchen Malerſchule,
nahm das Geſchlecht, dem er entſproſſen, für ſich in Anſpruch, mit ihm ſeinen berühmteſten Ab-
kömmling; und Köln am Rhein wußte mit vieler Wahrſcheinlichkeit eine zeitweilige Auswanderung
der Familie für ſich geltend zu machen. Vergebens: das kleine Städtchen Siegen in der Graf-
ſchaft Naſſau entriß beiden den Ruhm, den Genius eines Peter Paul Rubens in den erſten
Windeln empfangen zu haben. Doch gehört ſeine Familie, deren Genealogie ſich mit Sicherheit
bis in die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts zurückverfolgen läßt, unwiderſprechlich der guten
Bürgerſchaft Antwerpens an; beide Aeltern waren aus angeſehenen dortigen Familien hervorgegangen.

Der Vater, Jan Rubens, war ein Mann von ausgezeichneter geiſtiger Begabung, der ſich
durch ſechsjähriges Studium auf den italiäniſchen Univerſitäten zu einem ausgezeichneten Rechts-
gelehrten ausgebildet hatte. Die Vaterſtadt beeilte ſich, ſeine vorzüglichen Fähigkeiten anzuerkennen
und zu benutzen, indem ſie dem Doctor juris am 7. Mai 1562 das ehrenvolle Amt eines Schöffen
übertrug — Doch bereits gegen das Jahr 1568 bewog ihn die Schreckensherrſchaft des Herzogs
Alba, mit ſeiner Gattin Maria Pypelincx aus der Heimat zu wandern und in Köln ſeine
Wohnſtätte zu errichten; eine verdächtige Verbindung mit Anna von Sachſen, der Gemahlin des
Prinzen von Oranien, hatte ihn auf den Punkt gebracht, unmittelbar für ſein Leben fürchten zu
müſſen Später nahm die Familie längere Zeit zu Siegen ihren Aufenthalt und hier genas die
Frau am 29. Zuni des Jahres 1577, am Martyriumstage der heiligen Apoſtel Petrus und
Paulus, des ſechſten Kindes, eines Sohnes, der in der Taufe die Namen der Apoſtelfürſten erhielt.
Seine erſte Jugend verlebte derſelbe in jenem („Jabach'ſchen“) Hauſe der Sternengaſſe zu Köln,
welches durch eine Inſchrift den nunmehr als unbegründet erwieſenen Anſpruch erhebt, die Geburts-
ſtätte des großen Malers zu ſein, und in welchem — wunderlicher Hohn des Geſchicks! — 1642
Maria von Medici, die Wittwe König Heinrich's IV. von Frankreich, ihre Augen zum ewigen
Schlummer ſchloß, nachdem ſie von all' der Macht und Herrlichkeit vertrieben war, die zwei Jahr-
zehnte zuvor nach ihrem ſtolzen Plan die Meiſterhand des Künſtlers verherrlicht hatte.

Deutſchlands Kunſtſchätze. *
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