Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
— — n . N

Cap. 2. der Phoͤnizier. 261

Schr iftſteller, zu der Zeit daſelbſt einige Niederlagen errichtet, und einige
Staͤdte erbauet ).

Ich unterſtehe mich nicht, in dieſe Zeiten ihre Reiſe nach England zu 0 mn

ſezzen. Man koͤnte ſich vielleicht durch eine Betrachtung dazu bewegen la 47900
ſen, welche das Leſen der Schriftſteller des Alterthums an die Hand gibt.
Sie waren uͤberzeugt, daß alles Zin, welches in der bekanten Welt verbraucht
wurde, aus den Caſſtteridiſchen Inſeln kam, und man kan nicht zweifeln, daß
dieſe Inſeln die Sorlinger Inſeln und ein Theil der Kuͤſte von Cornwall
ſind! ). Man ſiehet aus den Buͤchern Moſes, daß zu ſeiner Zeit das Zin
in Palaͤſtina bekant war ). Homerus belehrt uns ebenfals, daß man von
dieſem Metal in den heroiſchen Zeiten Gebrauch machte ). Dieſer Dichter iſt,
wie man weis, darin genau, daß er den Zeiten, wovon er redet, keine ande-
re Kentniſſen beileget, als die er wuſte, daß ſie ihnen zugehoͤreten. Es wuͤr⸗
de daher folgen, daß die Phoͤnizier ſeit den aͤlteſten Zeiten nach England ge-
handelt haͤtten. Dieſes iſt gleichwol meine Meinung keines weges.

Wenn ich erkenne, daß man in den aͤlteſten Zeiten in vielen Laͤndern
von Aſien Gebrauch vom Zin gemacht, ſo glaube ich doch nicht, daß man es
aus England gezogen habe. Dieſe Inſel und Spanien ſind alzu weit von ein-
ander entfernet, als daß man vermuthen koͤnte, daß die Phoͤnizter dieſe Ueber-
fahrt in den Zeiten wovon wir jezt handeln, verſucht haͤtten. Eine dergldi-
chen Ueberfahrt konte ohne eine groſſe Entfernung von den Kuͤſten nicht ge-

ſchehen. Man muſte ſich vollig auf die hohe See begeben. Man wird ſagen,
daß die Phoͤnizier von der Kuͤſte Galliens, die England gegen uͤber liegt, in
dieſes Land gegangen ſind: aber dieſe Meinung wuͤrde vorausſezzen, daß dieſe
Volker, von den oͤlteſten Zeiten an, alle Kuͤſten von Spanien, und eben auch
beinahe alle von Gallien durchzogen haͤtten, welches mir wenig wahrſcheinlich
vorkomt. Ich glaube daher, daß es in den alten Zeiten Spanien und Portu-
gal war, die den Phoͤniziern das Zin lieferten, womit ſie mit ſo groſſem Vor-
theil bei andern Voͤlkern handelten. Dieſes Metal befand ſich ehedem in die-

ſen beiden Laͤndern im Ueberflus ).

Aus der Erzehlung, die ich eben von den Laͤndern gemacht habe „welche Sroffe und
die Phoͤntzier in den Jahrhunderten, womit wir uns gegenwartig beſchaͤftigen, Handle
beſuchten, erſiehet man genug, wie gros und ausgebreitet ihre Handlung war. ©
Man urtheile davon aus der Menge Gold und Silber, welches die Iſraeliten
in Palaͤſtina antrafen, aus dem Pracht und Herrlichkeit, welche damals in

Kk 3 die-
a) Iib. I. p. 83. (48). I. 3. p. 223. 2 b) Bochart Can. I. I. c. 22. s
, ? 6) 3 55 v. 56 1 1 8 50 J. II. v. 580 34. &c. 88 43 B 1

7. 361. (314). Surabo, I. 3. p. 210. (47). Plin. I. 4. 134. P. 228. I. 34. f. 47. Stiphanns de
ub. voce T@ET200705, p. 639.
 
Annotationen