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Goldmann, Nikolaus; Sturm, Leonhard Christoph
Nicolai Goldmanns Abhandlung Von den Bey-Zierden Der Architectur, Welche Durch Mahlerey und Bildhauerey zuwege gebracht werden: Mit ... Anmerckungen ... — Augspurg, 1720

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https://doi.org/10.11588/diglit.1620#0018
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18 E

- z (*.) 8
nen / die vier pfer dige Wagen und die Sieges Bilder. In den Kauffmanns⸗Gewoͤlben
konnen die Wahren ſo darinnen zu Nauffe ſind ausgebildet werden. An den Siege
Boͤgen geziemen ſich die Abbildungen der Sieges⸗ Pracht / die ůberwundenen Städte
und Veſfungen die Ausbildungen der ůberwundenen Voͤlcker inihrer Tracht / gehaͤnf-
fete Schilde mit den Wappen der Uberwundenen / Spehre lange Spieſſe / Wurffpfeile /
Helme / Drachen Stangen / Adler⸗Stangen / Tab IV. No.) Faͤhnlein / welche alle ſolche
Gebaͤude ſehr hoch aus iehven. Die Wapen alleine ſtehen nicht zum beſten / wen ſie et-
was wild und nicht hohen Alters zu ſeyn ſcheinen. Derohalben wenn man Wappen
gebrauchen will / thut man am beſten daß man Schilde ausbildet / welche von Marte
und Pallade gehalten werden / und auf dieſe Schilde kan man Wappen aushauen.
In der / Tab. ſind bey G. allerhand antique Helm / und bey H. allerhand ſolche Schilde vorgeſtellet/ weil ſie
in dem Schnitzwerck bey der Architectur gar vielfältig vorkommen. Es muß demnach der Baume
ſter da guten Verſtand anwenden / wenn er es nicht auf einer oder andern Seite verderben will. Denn
die Wappen an der Standes⸗Perſohnen Gebaͤnden weg zu laſſen / waͤre ein unvergeblicher Fehler. Nicht
weniger auch wenn man etwas dazu thun oder davon laſſen will / was der Heraldique oder Wappen-
Kunſt / und den beſondern Wappen⸗Brieffen nach in jenem Regard nicht dazu / in dieſem aber dazu
gehoͤret ja wenn man alles was dazu gehöret/ nicht accurat in ſeiner Ordnung daran ſetzet. Indeſſen
iſt es allerdings wahr / daß ſie an ſich ſelbſt nichts anmuthiges vor den Geiſt der heutigen Bllohauer
haben. Derowegen / wenn es nicht ſo vornehme Wappen ſind / daß ſie einen Mantel hinter ſich aus,
gebreitet haben / wie die Koͤnigliche Wappen / und daß ſie ihre eigene Lelamones oder Wappenhalter
haben / wie es bey eben denſelben gewoͤhnlich iſt / in welchem Fall ſie mit gnugſamer Schoͤnheit an ſich
ſelbſt pariren koͤnnen / ſo iſt allerdings das beſt / daß man das gantze Wappen in ſeinem gehoͤrigen
Schild noch in einem andern Schild nach der Bildhauer Gutto ſetze / und mit Armaturen / Wolcken /
fliegenden kamen und Liebigen / und dergleichen Bildern begleite Nan brauchet auch / und muß
bey allen Wappen denen es zuſtehet / zur Ausziehrung die Ritter⸗Ketten oder Kitter⸗Or-
den / als des guldenen Vließ oder anderer / aber bey Perſohnen denen dieſe Orden nicht zukom-
men / darff man auch ſolche Ketten nicht zur Ausziehrung der Gebaͤude gebrauchen. Desgleichen ge-
ben die Auffſchrifſten auch eine Ausziehrung der Gebaͤude / nicht zwar die weitlaͤuffige-
Faltſinnige / eitle und allzugemeine / welche ohne ſonderbahren Verſtand ausgedichtet
leyn / ſondern denckwuͤrdige / welche in kurtzen und nachdencklichen Worten viel ver-
faſſen: und ſollen die Buchſtaben wohl gemeſſen / nach dem Paſſer und Richtſcheid
wohl bereitet werden / und in guter Eben nmaaße wie bey den alten Roͤmern im Brauch
war. Alſo wird ſehr gerůhmet die Auffſchrifft der Brucke / welche der Rayſer Traja,

*

nus ůber den Donau Strom erbauet hat / daran ſtunden dieſe Worte
PROVIDENTIA. AUGUS TI. VERE. PONTIPICIS. VIR TUS. ROMANA. QUID.
NON. DOMET, SUB. JUGO, ECCE. RAPIDUS, EST. DANUBIUS. 5
. „ Teutſeh. ' * . S
Was ſolte durch Angebung des Reich⸗vermehrenden rechtſchaffenen Bruͤcken-
Bauers ( Pontificis,) die Roͤmiſche Mannheit nicht bezwingen / nachdem auch

der reiſſende Donau⸗Strom unter das Joch gebracht iſt. 1

Und kurtz zu ſagen / alles was unverhofft und ungemein ins Geſicht fäller / vermehret
die Verwunderung: Denn wir bekennen mit Serlio / daß was gemein und taͤgich vor-
kommet zwar lob wuͤrdig ſey / mag aber keine Verwunderung verurſachen.
Die alten Krüge und ſchoͤne Gefaͤſſe ſeyn auch unter den Ausziehrungen keines
weges zu verſchweigen, aber ihre rechte Geſtalt mag aus Serlü erſten Buche / und
noch vielmehr aus den Figuren des Herons genommen und erlernet werden. Tab. V

ſind noch drey Exempel von den ſchoͤnſten Antiquen bey l. K. und L. abgebildet. Es ſind auch die marmor-


ſig imitiret worden. In dem Garten zu Loo ſind auch fünff groffe Stuͤck aus weiſſen Marmor / welche
zwar die antique Geſtalt ſo gar luperltitios nicht ĩmitiren / aber den Antiquen die man noch uͤbrig hat / an
Arbeit und Invention nicht viel nachgeben / welche man in Holland auch recht accurat in Kupffer abgebil-
det findet. Zu geſchweigen die fleißig nach der Antiquitaͤt imitirte In ventiones von le Pautre, und die gar
ſinnreich in Ventirete von Stephan de la Bella, welche man gleichfals in Kupffer geſtochen haben kan. Die
beſte Materia dazu iſt weiß Marmor oder Alabaſter / doch findet man anch aus Metall gegoſſene. Doch
wo man menagiren muß / kan man auch gar ſaubere Stuͤcken aus Bley gieſſen / und melallieren / oder als
1 8 Alabaſter anſtreichen / oder auch aus guten zarten Sandſtein verfertigen. In Berlin habe ich ei-
nen Toͤpffer gekannt / der zimmliche groſſe Stuͤcke aus gebrandten Thon ſo ſcharff und ſauber gemachet
hat / als ſie der beſte Bildhauer aus Sandſtein machen ſolte / welche doch gegen ihrer Nettigkeit zu
rechnen gar nicht hoch zu ſtehen kahmen. Sie geben nicht nur auf Gelaͤnder um Altanen / ſon-
U dern auch in Gaͤrlen frey auf ihre eigene Poltementen geſetzet / eine „
85 ſchoͤne Zierd. 15

. Ende des Andern Theils.
 
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