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Vermeer van Delft, Jan; Goldscheider, Ludwig [Hrsg.]
Johannes Vermeer: Gemälde; Gesamtausgabe mit Einleitung, Katalog, Signaturen-Tafel, 83 einfarbigen und 34 farbigen Wiedergaben — Köln, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.51036#0010
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JOHANNES VERMEER

„Dem Lichte bin ich untertan—
dem Schatten du.“
Inschrift auf einer Sonnenuhr.

I: Ruhm
VERMEERS Ruhm ist noch nicht hundert Jahre alt.
Zu seinen Lebzeiten wurde er in Druckwerken nur dreimal erwähnt. Zuerst
von dem Buchdrucker und Verleger Arnold Bon, der nach der Pulverexplosion
zu Delft im Jahre 1654, bei der Carei Fabritius getötet wurde, ein holpriges
Gedicht verfaßte, in welchem die Verse stehen:
So losch denn dieser Phoenix aus zu unserem Schaden,
Inmitten seines Ruhmes schied er aus dem Leben,
Doch glücklich aus der Asche durfte sich erheben
Vermeer, als Meister folgend auf denselben Pfaden.1
Ein zweites Mal erscheint der Name Vermeers in Bleysweycks „Beschreibung
von Delft, 1667“; aber nur der Name, ohne Lob und ohne Tadel, ohne die
Erwähnung irgendeines seiner Gemälde.
Ein Gemälde von Vermeer, ganz allgemein beschrieben als „eine einzelne
Figur enthaltend“, erwähnt Balthasar de Monconys in seinem Reisetagebuch.
Am 11. August 1663 hatte er Vermeer in dessen Delfter Werkstätte besucht,
anscheinend auf der Jagd nach billigen Bildern.2 Vermeer hatte keine Bilder zu
zeigen, oder wollte ihm keine zeigen. Herr de Monconys wurde zu einem
Bäcker geführt,3 wo ein Vermeer zu sehen war, ein Interieur mit einer Einzel-

1 „Vermeer, die meesterlyck betrad zijn pade“.
Vermeer war damals noch kein Meister, wenn wir
nach den zwei oder drei Gemälden urteilen dürfen,
welche man in diese Frühzeit setzen kann. Arnold
Houbraken (in seinen Biographien der niederländi-
schen Maler von 1719, in denen er Vermeer gar nicht
erwähnt) sagt von Fabritius: „Sein Talent, kaum im
Aufgehen begriffen, erlosch plötzlich.“
2 Herr de Monconys besuchte auch Frans van
Mieris, der ihm ein Bild um 600 Gulden anbot, und
Gerard Dou, der ein Bild zu einem Preise von 300
Gulden zu zeigen hatte. Pieter van Slingelandt bot

ihm ein Bild um 200 Gulden an, Herr de Monconys
wollte es um 60 Gulden haben. Er kaufte keines dieser
Bilder und Rembrandt besuchte er nicht. - Als dagegen
Cosimo III de’ Medici als Erbprinz im Jahre 1668 nach
den Niederlanden kam, suchte er Rembrandt auf, aber
nicht Vermeer.
3 Merkwürdig ist daran, daß sich das Bild bei
einem Bäcker befand - war es dort versetzt? Ein paar
Wochen nach dem Tode Vermeers schuldete seine
Witwe dem Bäcker Hendrick van Buyten 617 Gulden
und 6 Stüber für Brot, wogegen er zwei Gemälde
Vermeers als Faustpfand in seinem Besitz hatte.

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