Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Vermeer van Delft, Jan; Goldscheider, Ludwig [Hrsg.]
Johannes Vermeer: Gemälde; Gesamtausgabe mit Einleitung, Katalog, Signaturen-Tafel, 83 einfarbigen und 34 farbigen Wiedergaben — Köln, 1958

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51036#0145
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KATALOG: Zuschreibungen I—II

143

dieses Gemäldes festgestellt. Eine holländische Überset-
zung davon ist im Jahre 1644 erschienen und darin
findet sich eine Beschreibung der Allegorie des
Glaubens: „Der Glaube ist als sitzende Dame darge-
stellt . . . mit einem Kelch in der Rechten, ihre Linke
ruht auf einem Buch, welches auf einem Eckstein, d.h.
Christus, liegt, ihre Füße haben die Erde zum Schemel.
Sie ist in Himmelblau gekleidet, ihr Obergewand ist
karmin. Unter dem Eckstein hegen die zertretene
Schlange, und der Tod mit zerbrochenen Pfeilen;
daneben der Apfel, der die Ursünde bedeutet. Hinter
der Frauengestalt hängt eine Dornenkrone an einem
Nagel, ein Symbol, das keiner Erklärung bedarf. Im
Hintergrund ein Bild, welches darstellt, wie Abraham
seinen Sohn opfert.“
Vermeers Gemälde folgt dieser Beschreibung nicht
genau; trotzdem ist es kaum zweifelhaft, daß Vermeer
Ripas Text in der holländischen Übersetzung von
Pietersz. Pers gekannt hat. (Dieses sehr späte Bild
befand sich nicht im Besitze der Witwe und so darf
man vermuten, daß es als Auftrag gemalt wurde und

daß der Auftraggeber dem Maler Ripas Text als Pro-
gramm übergeben hat. Vermeers Stil erscheint in
diesem Gemälde so verkrampft, daß die durch keine
Urkunde oder Nachricht gestützte Annahme eines
Auftrags an Wahrscheinlichkeit gewinnt.)
An der Wand (anstatt der Opferung Isaaks, die Ripa
vorschlägt) ein Christus am Kreuz von Jordaens. Ein
solches Bild war einst in Vermeers Besitz (siehe
Anmerkung zu Tafel 69) und befindet sich jetzt im
Antwerpener Museum.
Mieder, Tischtuch, Sesselkissen und die Schnur, an der
der Kristallball hängt, sind leuchtend blau. Das Kleid
der Dame ist aus weißem Satin. Der Vorhang, - der
merkwürdiger Weise gar nicht holländisch aussieht,
sondern beinahe slavisch - ist grün und braun mit etwas
Rot und reichlichem Blau; er ist mit Pointille-Punkten
übersät; der Teppich unter dem Globus ist vorwiegend
braun; unter der Bibel ein grüner Schal; hinter dem
Kruzifix eine vergoldete Ledertapete; Plafond und
Fußboden sind denen des Maler-Ateliers (Tafel 56)
ähnlich.

ANHANG: ZEICHNUNGEN UND GEMÄLDE, DIE VON HOFSTEDE DE GROOT,
BREDIUS UND ANDEREN KRITIKERN VERMEER ZUGESCHRIEBEN WURDEN
Dies ist nur eine Auswahl aus den zahlreichen Zuschreibungen an Vermeer. Weitere Hinweise
kann man in folgenden Vermeer-Monographien finden: Hale-Coburn (1937, p. 205 £), De Vries
(London 1948, p. 63 und 69) und Swillens (1950, p. 110 und 157). Haie bespricht aber auch eine
Anzahl unechter Bilder als echt; Plietzsch ist noch weniger skeptisch. - In dem nachfolgenden
Anhang bleiben die eigentlichen Fälschungen unbeachtet. Die bekannteste davon ist das Emmausbild
von Han van Meegeren, 1937 gemalt und um rund DM 600.000 vom Amsterdamer Rembrandt-
verein für das Museum Boymans in Rotterdam angekauft. (Siehe M. van Dantzig, Johannes Vermeer,
de “Emmausgangers” en de Critici, Leiden-Amsterdam 1947; Dr. P. B. Coremans, Van Meegeren s
faked Vermeers and de Hooghs, London 1949.)

No. I. DER GEOGRAPH. Federzeichnung, laviert,
auf weißem Papier. 21.4X 17.5 cm. Dresden, Kupfer-
stichkabinett.
Hofstede de Groot, No. 251: „Rembrandt“; Zuschrei-
bung an Vermeer durch Prof. Karl Woermann.
Arthur M. Hind (in seinem Katalog der Handzeich-
nungen holländischer und flämischer Künstler, Band I,
51, London 1915) nahm Woermanns Zuschreibung
ernst: „The attribution is not one to be lightly thrown
away.“ Die Zeichnung wird jetzt meist Nicolaes
Maes, manchmal auch Eeckhout zugeschrieben.
No. II. SCHLAFENDE DIENSTMAGD. Rötel-
zeichnung auf hellbraunem Papier. 39.5X44.6 cm.
Amsterdam, Privatbesitz.

Die Zeichnung wurde von Professor J. Q. van
Regteren Altena gefunden und versuchsweise Vermeer
zugeschrieben (Dutch Master Drawings of the Seventeenth
Century, London 1949, Tafel 43). Swillens (1950,
p. in, No. 7) bezieht sich auf die Veröffentlichung in
Oud-Holland (Band 48, p. 272) und beschreibt die
Zeichnung als stilistisch und technisch dem Blatt in
Weimar verwandt (siehe Tafel 21). Nach meiner
Meinung ist diese Zeichnung von derselben Hand wie
das Gemälde Schlafende Dienstmagd, das als No. 34 auf
der Bürger-Thore Auktion (Paris 1892) versteigert
wurde. Die richtige Bestimmung findet man in
Valentiners Pieter de Hooch, Tafel 199-B: Esaias
Boursse. (Bürger-Thore schrieb das Bild mit Unrecht
Vermeer zu.)
 
Annotationen