sondern neue Bilder, die aus einem wieder und wieder ganz
unvoreingenommenen Erleben entstehen, mit dem Trieb, dies
Stück Natur durch das von neuem Herantreten nur noch
intensiver, noch gesteigerter zu erfassen. Dies immer von
Neuem-Beginnen, dies immer Besserinachen-Wollen ist das
Geheimnis seines unerschöpflichen Reichtums, der uns den
Achtzigjährigen noch ebenso jugendlich, elastisch und voll
gegenwärtigen Lebens wie auch gereift und im Zusammen-
hang mit der grossen Vergangenheit sehen lässt.
Die künstlerische Beweglichkeit ist Ausdruck seines
Wesens, wie auch der Sinn seiner Kunst. Sein ganzes Be-
mühen geht darum, die bewegte, lebendige Natur zu er-
fassen und darzustellen. Das pulsierende Leben, Hauch und
Duft der Dinge wiederzugeben ist ihm das Wichtigste.
Dieser Trieb entscheidet notwendig über Richtung und Gegen-
stand seiner Kunst. Nichts Erfundenes, nicht Novellistisches
also ist es, worauf ihn sein Talent hinweist, sondern der
neutrale Stoff, der erlebt, gesehen und beobachtet sein will.
Die Maltheorie, das Programm entsteht bei ihm wie bei allen
echten Malern, wenn überhaupt, erst nach der Arbeit.
So ist seine Malerei nicht Ergebnis grübelnder Argumen-
tation, sondern eines nach den geheimnisvollen Gesetzen
der Seele und des Instinktes schaffenden Tuns: Ergebnis der
Praxis, nicht Resultat des Denkens. „Nicht das sogenannte
Malerische“, sagt er von sich selbst, „ist’s, was ich suche,
sondern die Natur in ihrer Einfachheit und Grösse aufzu-
fassen. Das Einfachste — und das Schwerste!“ Diese
schlichte Sachlichkeit ist der Charakterzug, den man vor
jedem seiner Bilder immer wieder empfindet. Liebermanns
Schaffen vollzieht sich ganz in hingebend-liebevollem Dienste
des Eindrucks, sein Gesetz vom Objekt empfangend.
Die Zeit und die Entwicklung der Kunst hat bewirkt,
dass uns eine Parteidiskussion über den Wert von schön
und hässlich, über die Berechtigung des Impressionismus
und über diesen als deutsche oder ausserdeutsche Kunst müssig
erscheint. Belächeln wir nicht heute ein seinerzeit mit grösster
Emphase geführtes Gegeneinanderausspielen von Böcklin und
Thoma einerseits, Liebermann und den Franzosen anderer-
seits. Die Frage gilt heute ganz allein noch der Totalität
der Persönlichkeit, wobei entscheidend bleibt, ob wir emp-
finden, dass hier ein Mensch vor uns steht, der etwas zu
sagen hat, und der das, was er zu sagen hat, auszusprechen
unvoreingenommenen Erleben entstehen, mit dem Trieb, dies
Stück Natur durch das von neuem Herantreten nur noch
intensiver, noch gesteigerter zu erfassen. Dies immer von
Neuem-Beginnen, dies immer Besserinachen-Wollen ist das
Geheimnis seines unerschöpflichen Reichtums, der uns den
Achtzigjährigen noch ebenso jugendlich, elastisch und voll
gegenwärtigen Lebens wie auch gereift und im Zusammen-
hang mit der grossen Vergangenheit sehen lässt.
Die künstlerische Beweglichkeit ist Ausdruck seines
Wesens, wie auch der Sinn seiner Kunst. Sein ganzes Be-
mühen geht darum, die bewegte, lebendige Natur zu er-
fassen und darzustellen. Das pulsierende Leben, Hauch und
Duft der Dinge wiederzugeben ist ihm das Wichtigste.
Dieser Trieb entscheidet notwendig über Richtung und Gegen-
stand seiner Kunst. Nichts Erfundenes, nicht Novellistisches
also ist es, worauf ihn sein Talent hinweist, sondern der
neutrale Stoff, der erlebt, gesehen und beobachtet sein will.
Die Maltheorie, das Programm entsteht bei ihm wie bei allen
echten Malern, wenn überhaupt, erst nach der Arbeit.
So ist seine Malerei nicht Ergebnis grübelnder Argumen-
tation, sondern eines nach den geheimnisvollen Gesetzen
der Seele und des Instinktes schaffenden Tuns: Ergebnis der
Praxis, nicht Resultat des Denkens. „Nicht das sogenannte
Malerische“, sagt er von sich selbst, „ist’s, was ich suche,
sondern die Natur in ihrer Einfachheit und Grösse aufzu-
fassen. Das Einfachste — und das Schwerste!“ Diese
schlichte Sachlichkeit ist der Charakterzug, den man vor
jedem seiner Bilder immer wieder empfindet. Liebermanns
Schaffen vollzieht sich ganz in hingebend-liebevollem Dienste
des Eindrucks, sein Gesetz vom Objekt empfangend.
Die Zeit und die Entwicklung der Kunst hat bewirkt,
dass uns eine Parteidiskussion über den Wert von schön
und hässlich, über die Berechtigung des Impressionismus
und über diesen als deutsche oder ausserdeutsche Kunst müssig
erscheint. Belächeln wir nicht heute ein seinerzeit mit grösster
Emphase geführtes Gegeneinanderausspielen von Böcklin und
Thoma einerseits, Liebermann und den Franzosen anderer-
seits. Die Frage gilt heute ganz allein noch der Totalität
der Persönlichkeit, wobei entscheidend bleibt, ob wir emp-
finden, dass hier ein Mensch vor uns steht, der etwas zu
sagen hat, und der das, was er zu sagen hat, auszusprechen