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Goleniščev, Vladimir S. [Hrsg.]
Die Metternichstele in der Originalgröße — Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.51678#0012
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2

Uebersetzung der Inschriften.
a. Kürzere Texte auf der Vorderseite.

Doppelte Inschrift am oberen Rande der Vorderseite der Stele:
Taf. I, i »Anbetung dem Ra-Hor-Xuti, dem grossen Gotte, dem Herrn des Himmels, dem Strahlenspender, welcher aus
dem Horizonte hervorkommt.«

Anm. Diese Inschrift bezieht sich auf die in I abgebildete Scene, in der wir die acht dem Sonnengotte geheiligten Cynocephalen, die Sonnenscheibe
mit dem vierköpfigen Gotte darin anbetend, sehen. Die beiden Anne, die sich aus den Zeichen = = Erde und r=r = Wasser erheben und zwischen denen
der Sonnendiskus (Personification des Feuerelementes) zu schweben scheint, sind ohne Zweifel die Arme des Luftgottes Su, der in den Darstellungen
nicht selten mit seinen Armen den Himmel stützend abgebildet wird (vergl. unter anderem Todtenb. Cap. 16).

Links, hinter dem ibisköpfigen Gotte Thot, begegnen wir folgender Inschrift:
I »Formel: Es kommt Thot mit dem Zauberspruche ausgerüstet um das Gift zu besprechen, damit es keinen Einfluss auf
irgend ein Glied des Leidenden habe, gleichwie er in der Behausung der .... die Feinde, die dem Gotte Ra immer und
ewig feindlich sind, besprochen hat.«
Anm. Wegen des Wortes (Vor. iß ) oder iß , die beide »der Leidende, der Kranke« bedeuten, vergl. Brugsch, Wörterb. p. 1637
und Pap. Ebers, Glossar p. 62 s. v. /ß .
Auf der entgegengesetzten Seite der Stele sehen wir den König Nectanebos I knieend und den Sonnengott anbetend. Ueber ihm
lesen wir folgende Inschrift:
i »Gesprochen seitens des Herrn der beiden Länder Rä-senofem-äb Sotep-en-Amen: O Herr des Feuers, des Brandes und
der Gluth, lass deine Flamme überall sein, verbrenne (nur) nicht. Anderes Capitel.«
Anm. Diese kurze Inschrift enthält eine Art magischen Gebetes gegen die sengejide Macht des Sonnengottes. Die letzten Worte: »Anderes Capitel«
haben sich jedenfalls durch einen Fehler des ägyptischen Schreibers in unsere Inschrift eingeschlichen. Möglicher Weise, dass die Urkunde, von der er die
Inschriften auf die Stele copierte, eine ununterbrochene Reihe von verschiedenen magischen Capiteln enthalten hatte, die meistentheils durch den gewöhnlichen
Ausdruck »anderes Capitel« von einander getrennt waren. Indem nun der Schreiber diese Formel nicht gleich erkannt hatte, glaubte er sie zum Capitel
gehörig, umsomehr als *—auch Suffix der 2. Person masc. gen. sein kann und auch »Mund« bedeutet.

Inschrift links hinter Isis:
VII. »Gesprochen seitens der Isis, der Göttin, der göttlichen Mutter: ,Fürchte nicht, fürchte nicht, mein Sohn Horus:
ich bin hinter dir, indem ich dich beschütze. Ich vernichte für dich und für die leidende Person in gleicher Weise jegliches
feindliche Land4.«

Anm. Das Wort czvi übersetze ich durch »feindliches Land«, da es gewöhnlich im Sinne von »Fremdland« gebraucht wird, dieses aber von den

Aegyptern niemals in den Schutz des Horus, des guten Beschirmers Aegyptens, gestellt wird.

Hinter dem Gotte Thot auf der rechten Seite der Stele lautet die Inschrift folgendermassen:
VH. »Gesprochen seitens des Thuti, des Herrn von Hermopolis: ,Ich bin vom Himmel auf Befehl des Ra gekommen um
jeden Tag dich (Horus) an deinem Ruhebette und die leidende Person in gleicher Weise zu beschützen4.«
Anm. Die Worte o© sind in späterer Epoche eine beliebte Variante des Ausdruckes (2__J »jeden Tag, immer«, wie es aus folgender Stelle einer


b. Längere Texte auf der Vorderseite.

Taf. II L. 1. Zurück, Apopis, dieser Feind des Ra, diese sich windende Schlange in Form von Eingeweiden1), ohne Arme, ohne
Beine: nicht ist (ja) dein Leib, so dass du in ihm breit werden könntest2 3). O der, dessen Schwanz in seiner Höhlenbehausung'’)
ist, dieser Feind der sich vor Ra zurückzieht:

') Z J mit dem Determinativzeichen bedeutet als Hauptwort: »Falte, Biegung, Windung«. Da hier dieses Wort als ein Epitheton sich auf eine
Schlange bezieht, so ist auch das Determinativzeichen statt ■->— ■ Wörtlich würde also die Phrase geb pefi en äm^et »(Zurück Apopis) diese Windung von
Eingeweiden« bedeuten müssen. Zu vergleichen sind auch die Epitheta J] (| und ;=s> Q > die der Schlange Apopis auf dem Sarcophag Seti (ed.
Bonomi und Sharpe Taf. 3, Col. 1 und Taf. 15 Col. 17) beigelegt werden.
2) Diese Phrase scheint mir spöttisch gemeint zu sein. Es wird nämlich der Schlange Apopis ihr enger Leib vorgeworfen, indem wahrscheinlich an
das allumfassende, mächtige Wesen des Sonnengottes gedacht wird. Vergl. Pap. magique Harris Taf. IV L. 2, wo die Gottheit Amon Ra Hor-Xuti mit
folgenden Worten beschrieben wird: ~ ® (j ~ »weit ist seine Breite und keine Gränzen hat er.«
3) Vergl. Anmerkung zu L. 117.
 
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