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Le Fauconnier, Henri; Osthaus, Gertrud [Übers.]; Neue Kunst Hans Goltz (Firma) [Mitarb.]
Die Auffassung unserer Zeit und das Gemälde: zur Ausstellung im Museum Folkwang Hagen i.W., Dezember 1912 : in Neue Kunst - Hans Goltz, München, Januar-Februar 1913 — [München], [1913]

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https://doi.org/10.11588/diglit.62321#0012
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Die Alten, die wir unter innerer Eingebung arbeiten
tehen, bestreben lieb, das Wesentliche der Farben,
ihren Gegenklang oder ihre Richtigkeit durch alle
Stufen des Lichtes, des Halbfchattens und der Dunkel-
heit fellzuhalten. Daraus ersteht eine Harmonie,
die unsere empfindsameren Bedürfnilse nicht mehr
befriedigt. Wir sielen ihr eine Oberfläche mit be-
wegterem, mannigfaltigerem und leidenschaftlicherem
Leben entgegen. Wir sind verschwenderilch im Aus-
teilen von Farben und Tönen. Löcher bilden (ich,
beabsichtigte, und zarte Undeutlichkeiten erstehen
durch den nahen Zusammenklang der Akkorde. Und
dieser Streit von Dilsonanzen und Akkorden ist es, der
die Lebendigkeit der Farbe steigert.
Wir dürfen nicht vergelten, die Vorzüge auszunutjen,
die die Ölmalerei vor dem Fresko voraus hat. Denn
diefe Vorzüge, dem neuen Dienste unterteilt, können
zu den mächtigsten Ausdrucksmitteln werden. DieWahl
eines dünnen, fetten, flülsigen, durchscheinenden oder
neutralen Materials, eines farbenreichen oder ge-
dämpften, kann dem Maler als hilfreiches Werkzeug
dienen, die Stärke feiner Erregung auszudrücken oder
ihre Formwerdung darzustellen. Die Hauptsache ist
ja nicht, das Wesentliche der Dinge auf der Oberfläche
festzuhalten (das tut der Realismus) oder die Flüchtig-
keit ihrer Erlcheinung festzuhalten (das tut der 1m-
prelsionismus), Sondern es gilt, die seltsam suggestive
Kraft und das innere Leben der Malerei, das in ihren
Ausbrüchen, in ihrem mystilchen Leuchten oder in

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