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brochen — erfolgte wahrscheinlich über eine schmale Steintreppe, die in der Südostecke des Quer-
schiffs eingebaut gewesen sein muß48. Hier wurden nach dem Bericht des Freiburger Archivars
L. L. Maldoner „über das Freiburger Münster im Jahre 1754“ die Gewänder aufbewahrt, die
die Freiburger für den „Fall“ dem Toten auf die Bahre legten und die „nachwerts auf die lange
Stange, welche noch zu gegenwärtiger Stund ob der Sakristei in dem Gang geheftet ist“49,
gehängt wurden. Es besteht zudem die Möglichkeit, daß diese beiden Räume auch zur Auf-
bewahrung der zahlreichen Paramente dienten. Erst zu Anfang des 20. Jahrhunderts richtete
Friedrich Kempf dort die Schatzkammer ein50.

UNSRER LIEBEN FRAUEN GUT, DIE ARBEITEN DER SILBERSCHMIEDE

Das kostbare „Gut Unsrer Lieben Frauen“ - die Arbeiten der Silberschmiede, die wertvollen
gewirkten und gestickten Behänge und die Paramente — wurde in Anwesenheit der drei Pfleger
und des Schaffners vermutlich alle paar Jahre überprüft51. Bei dieser Durchsicht stellte der
Schaffner ein Verzeichnis auf, in das im 15. und 16. Jahrhundert nur die eigentlichen Kultgeräte,
Behänge und Meßgewänder eingetragen wurden. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts nahmen die
Inventare auch das bewegliche Gut, die sogenannten „Mobilia“, auf, d. h. zum Beispiel die holz-
geschnitzten Zunftbüsten, kleinere Bilder und dgl. mehr. Niemals erscheinen in den Büchern
bis zum Ende des 18. Jahrhunderts die Altäre, Figuren und Bilder, die zur festen Einrichtung der
Kirche gehören. Erst im 19. Jahrhundert werden diese angeführt. Jedes Verzeichnis nennt die
Namen der Pfleger und des Schaffners wie auch das Datum der Überprüfung. Die Eintragungen
erfolgen in einer bestimmten Ordnung, und zwar stehen an erster Stelle die silber-vergoldeten
Kultgeräte, dann die Paramente und Behänge. Eine kurze Schilderung erläutert den einzelnen
Gegenstand, gibt sein Silbergewicht an, nennt zuweilen den Goldschmied und das Datum der
Entstehung und zählt die an ihm angebrachten Kleinodien auf. Da in jedem Inventar die Be-
schreibung anders formuliert ist, ergibt sich aus dem Vergleich der einzelnen Inventare die
Möglichkeit, eine genauere Vorstellung vom Aussehen eines heute verlorengegangenen sakra-
len Werkes zu gewinnen. Auch zeigen sie den Wandel innerhalb des eigentlichen Münsterschat-
zes, da jeder Zugang verzeichnet wird, der Abgang aber nicht mehr erscheint. Es darf angenom-
men werden, daß die nun fehlenden Gegenstände eingeschmolzen und das hieraus gewonnene
Silber wiederum zu einer Neuanfertigung Verwendung fand, wie diese Gepflogenheit aus dem
ältesten Inventar klar ersichtlich ist.

Die Aufzeichnungen vom 22. Mai 1483, die erstmalig den Reichtum und die Vielfalt des mittel-
alterlichen Münsterschatzes zeigen, heben an mit den Worten: „Do man zalt noch der gebürt

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