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Von einer Plünderung des Münsterschatzes durch die „Soldateska“ ist nichts bekanntgewor-
den, nur wird mehrmals erwähnt, daß „schwedisches Gesindel“ die Opferstöcke erbrochen hat.
Als der Feind sich 1632 der Stadt näherte, genehmigte der Stadtrat dem MünsterschafFner am
15. September, „etliche Kriegssachen in das Schweizerland zu flüchten“, und hatte deshalb ein
Schreiben an die Stadt Baden gerichtet. Da es sich bei den „Kriegssachen“ nicht um Waffen
handeln kann, ist anzunehmen, daß die kostbarsten Kultgeräte aus der Schatzkammer oder die
wichtigsten Urkunden nach dort gebracht wurden.

Nach den Eroberungen der Stadt durch die Franzosen im Jahre 1677, dann wiederum 1713 und
1744, waren die Verhältnisse ähnlich gelagert. Hohe Kriegssteuern mußten gezahlt werden,
auch aus dem Münsterfabrikfonds, doch von Abgaben aus der Schatzkammer ist nicht die Rede.
Ihr war im Dreißigjährigen Krieg ein nie wieder gutzumachender Schaden entstanden, da nicht
nur wertvollstes Kunstgut der mittelalterlichen Goldschmiede endgültig verlorenging, sondern
auch der gesamte kostbare Schmuck, der einst die Reliquiare, Monstranzen und das Silberbild
der Muttergottes zierte. Daß auch alle Edelsteine aus den Goldschmiedearbeiten herausgebro-
chen waren, geht aus den Inventaren hervor. Erstaunlich ist, daß das Fehlende bald wieder durch
Stiftungen ersetzt wird, denn die beiden um 1700 im Münster vorhandenen Monstranzen
hingen voll Schmuck95.

DAS ALEXANDER-FEST

„Mit einem herlichen Geistlichen Schatz hat vor 5. Jahren der Allmächtige Gott die Statt
Freyburg bereichet / vnd vnser Haupt- vnnd Mutter-Kirchen mit sehr Köstlichen Edelgesteinen
gezieret / vnd mit solchen nach so vilen erlittenen harten Trangsalen der verderbliche Kriegs-
läuffen / aller Gott vnd seiner Heyligen liebhabenden Hertzen der Einwohner / mit besonderem
Trost erquicket: In deme er selbe mit dem heilige Leib deß H. Märtyrers vnnd Blutzeugen
Christi Alexandri, vnnd 13. anderer Heiligen Märtyrer Ansehenlichen Reliquien vnd Heyl-
thumber begabt.“ So schrieb 1655 der „wohlgelehrte Herr Johann Theobald Bley“96. Angeregt
durch den Münsterprediger und Kapuzinerpater Raphael Schächtelin und den Münsterpfarrer
Dr. Sebastian Villinger erwuchs in der Bevölkerung der Wunsch, die Reliquie eines Heiligen
zu erhalten, der außer den Patronen St. Georg und St. Lambert die Stadt beschützt. Da im
Jahre 1650 unter dem Pontifikat des Papstes Innozenz X. zu Rom das Generalkapitel der Kapu-
ziner tagte, wurde im Einverständnis mit dem Rat der Stadt der Freiburger Guardian Pater
Raphael nach Rom geschickt, um dort die Reliquie eines Heiligen zu erbitten. Die Bemühungen
des Kapuziners waren von Erfolg. Am 17. Juni 1650 übergab ihm der Generalvikar des Papstes,

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