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Gothein, Marie Luise
Eberhard Gothein: ein Lebensbild, seinen Briefen nacherzählt — Stuttgart, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.17648#0331
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Fremde an dem Versuch, diese einzige gewaltige Maschine
in die Hand zu nehmen, scheitern muß. Eine Orientierung
nannte Gothein diese Schrift, er hätte sie auch eine Trost-
schrift nennen können; denn er, der mit so tiefem Pessi-
mismus dieses Schlimmste gefürchtet hat und kommen
sah, ist nun voll Zuversicht: „Mit Sorge, aber zugleich mit
Stolz richtet heute Deutschland seine Augen auf das Ruhr-
gebiet. Wir wissen, daß seine zähe und tapfere Bevöl-
kerung unter schwersten Bedrängnissen die Sache der
Nation führt, in der einzig möglichen Form, die einem
geknechteten Volke übrig bleibt, durch einmütigen passi-
ven Widerstand, an dem eine tyrannische Vergewaltigung
scheitern muß."

Kapitel XII.

Die letzten Jahre.

Der Wirbel der politischen Tätigkeit in diesen Jahren
ist doch nur die eine Seite der Aufgaben, die Gothein zu
bewältigen hat; nie hat er dabei die Hauptsache, seine
Universitätswirksamkeit, aus den Augen gelassen, und
selten nur kommt eine Klage über Ermüdung, höchstens
einmal ein Stoßseufzer: „Drei Plätze der Wirksamkeit
zugleich zu haben und jedem gerecht zu werden, ist
ein Kunststück, das schon einigermaßen an Münchhausen
erinnert. Meine Zeit der Ruhe und wissenschaftlichen
Sammlung sind die Eisenbahnfahrten, wo ich bequem in
meinen Fauteuil gelehnt, die Reisedecke über den Knien
mit dem Buch in der Hand mich ganz wie sonst vor mei-
nem Schreibtisch oder in der Sofaecke fühle ..., immer-
hin nur ein Surrogat, wie alles, was wir heute genießen."
Dem Bruder schreibt er etwas später: „Dabei habe ich es

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