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X (o) X -75
giebst, so mußt du den Menschen Wohlthaten erwei-
sen, nicht aber ihnen das Ihrige nehmen. Bist du
aber einMensch, o! so denk doch ohnUnterlaß daran:
es ist thöricht an Dinge zu denken, darüber du dem
selber vergissest, die du nicht feindlich überziehest,
wirst du als Freunde brauchen können : denn die
Freundschaft ist da am vestesten, wo es eine Gleich-
heit giebt; und die halt man für gleich stark, die nie-
mals ihreKräften miteinander versucht haben. Hal-
te doch nicht dafür, daß dein Ueberwundener jemals
dein Freund seyn werde ; denn zwischen Herrn und
Rechten hat keine Freundschaft statt, sogar im Frie-
den werden sie nach Kriegsrechte miteinander umge-
hen. Du darfst dir auch nicht einbilden, daß dieScy-
len ihre Bündnisse durch Eide bestättrgen, sie beob-
achten dieselben , und das ist eben so viel, als hätten
sie selbige beschworen, das ist eine griechische Behut-
samkeit , die ihr Versprechen schriftlich auszeichnen,
und dieGötter dazu anrufen. Wir suchen unsereGot-
tesfurcht in der Redlichkeit selbst zu erweisen. Wer
sich vor Menschen nicht scheuet, der wird gewiß auch
die Götter betrügen, und du hast in Wahrheit keinen
Freund von ungewisser Treue vonnöthen.
Im übrigen wirst du an uns Beschützer von Euro-
pa und Asien haben, wir reichen bis an Bactra, denn
der Tanis scheidet uns und euch, jenseit deS Tanais
reichen wir brs avThracien, und an Thracien sollMa-
eedonien anstossen, wie die Rede geht. Erwege es al-
sohl: Ob du die Nachbarn deiner beyden Reiche lie-
ber zu Feinden, oder zu Freunden haben wollest ?
M Kur-
 
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