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4. Die Kunst des I?. Jahrhunderts.

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Förderung findet. Sie pflegt das Bildnis, die Landschaft, das Tierstück und zeigt viele örtliche
Besonderheiten. Der Pfälzer Johann Heinrich Roos, der Hamburger Matthias Scheits,
der Frankfurter Joachim von Sandrart, der die „Deutsche Akademie der Bau-, Bild-
und Malerei-Künste" herausgab (1679), der Nachahmer niederländischer Kunst Dietrich
(f 1774 in Dresden) waren geschätzte Künstler. In den wohlhabenden Städten Deutsch-
lands — und ebenso in Dänemark, Schweden und Norwegen — sind Künstler tätig, die
von ehrlicher Natur- und Heimatliebe erfüllt sind und von ihren malerischen Erlebnissen in
schlickter Weise erzählen. Wenigstens einige der Bildnismaler seien noch genannt: Balthasar
Denner aus Hamburg, Anton Graff aus Winterthur (ff 1813, Abb. 872), Johann Georg
Ziesenis aus Kopenhagen, der Grazer Edlinger (f 1819 in München). Viel zahlreicher
sind die Landschafter und Genremaler, an deren Tätigkeit die Malerei des 19. Jahrhunderts
anknüpft. Als Illustrator hat sich besonders Daniel Chodowiecki (f 1801; Abb. 874) aus
Danzig ausgezeichnet. Als Vignetten- und Ornamentstecher seien genannt der Augsburger
Nilson (Abb. 876), die Berliner Meil und Rode. Ein Meister der Kupferstechkunst war
der Berliner Georg Friedrich Schmidt (f 1775), der lange in Paris tätig gewesen ist.


77. Maske eines sterbenden Kriegers, von Schlüter.
Ausschnitt aus der Radierung von Bernhard Rode.

4. Die Kunst des 19. Jahrhunderts.
Baukunst.
Die auf einen antikisierenden Klassizismus abzielende Richtung der Architektur vom
Ausgang des 18. Jahrhunderts fand ihren Abschluß während des Kaiserreiches in Frankreich.
Der bereits während der Revolution und zur Zeit des napoleonischen Konsulates und
Direktoriums (bis 1799) zunächst im Dienste bürgerlicher Zweckmäßigkeit entwickelte Stil
in der Architektur sowohl wie in der Innenausstattung und im Kunstgewerbe wird im
Empirestil wieder zu einer eindrucksvollen Repräsentationskunst, die mit dem alten Glanz
des majestätischen Louis XlV. wetteifert. Die typischen Vertreter des Empirestils waren die
Arcbirekten Pereier und Fontaine (Abb. 896). Sie schaffen den pompösen Formenapparat
herbei. Sie lassen sich von der römischen Antike anregen und folgen ihr, weil ihnen die
Klarheit und durchdachte Ordnung des klassischen Stils „natürlich", vernünftig erscheint,
und sie bereichern ihn sowohl durch Anlehnungen an die italienische Renaissance wie an die
französische Tradition. Sie sind vor allem geschickte Dekorateure, und ihre Wirkung reicht
so weit die Armeen Napoleons gedrungen sind. An vielen deutschen Höfen fand das Empire,
wenigstens in der Inneneinrichtung, Eingang (in Wien, Stuttgart, Kassel, Berlin u. a.).
Bei der Schnelligkeit, mit der sich der Stil verbreitete, stellte sich bald der Ersatz kostbarer
 
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