XXI
Sehr reich iſt die Stadt an herrlichen Ausflugsorten in der
durchweg ſehr maleriſchen Umgebung. Beſonders ſchoͤn iſt das wunder—
volle, von Peter dem Großen angelegte und an den Wiener Prater
erinuͤernde Kaͤtharinental mit ſeinen vielhundertjaͤhrigen Eichen, das
ſich vom Oſten der Stadt bis zur ſteil abfallenden Felswand des Lacks⸗
berges ausdehnt. Weiter nach Oſten folgen Strietberg, Koſch im
waldigen Flußtal des Brigittenbaches mit der herrlichen Kloſterruine
von St. Brigitten und die waldigen Felspartien auf der Halbinfel
Wiens. Yın Weſten der Stadt locken die ſchoͤnen Felslandſchaften.
von Tiſcher und Strandhof viele Sommergaͤſte in den Schatten
ihrer harzduftenden Tannenwaͤlder und die erfriſchenden Seebaͤder
ihres Strandes.
Wenn wir von Reval an der maͤleriſchen Felskuͤſte Eſtlands
nach Oſten wandern, gelangen wir an der Narowa zur alten Hanſa—
ſtadt Narwa, die als aͤußerſtes nach Oſten vorgeſchobenes Bollwerk
deutſcher Kultur beſonderes Intereſſe beanſprucht. Der Urſprung der
Stadt, die bis heute ihr mittelalterlich germaniſches Gepraͤge bewahrt
hat, iſt in Dunkel gehuͤllt, aber wohl— mit Sicherheit in den Aufang
des 13. Jahrhunderts zu verlegen. Nicht allein die erhaltenen. Stadt⸗
mauern, der Burgfried des alten Ordensſchloſſes, die ſchlanken Kirch—
tuͤrme, die hohen ſchmalen Giebelfronten mit ihren Erkern, Tuͤrmchen
und altertuͤmlichen Portalen machen hier einen echt deutſchen, an—
heimelnden Eindruck; ſelbſt die ruſſiſche Kathedrale laͤßt auf den erſten
Blick erkennen, daß ſie deutſcher Herkunft iſt und fruͤher bis 1708 —
als evangeliſches Gotteshaus gedient hat. Beſonders ſchoͤn iſt der
Blick, ſoͤwohl von Norden wie von Suͤden, auf das ſchoͤne alte,
ſpaͤter von den Schweden noch ausgebaute Ordensſchloß und die
ruſſiſche, 1492 erbaute Feſtung Iwangorod. Dieſe Stelle, wo der
reißende Strom ſich etwas verengt und zwiſchen den breit und trotzig
hingelagerten Steinmaſſen der ruſſiſchen Feſte und der ſtolz und ſchlank
emporraͤgenden germaniſchen Burg dahinſtroͤmt, erſcheint wie ein
hiſtoriſches Symbol, wie die ſcharfe Grenzlinie zwiſchen der Welt des
Weſtens und der des Oſtens, die hier Jahrhunderte hindurch die
Schwerter gekreuzt haben. Es iſt hiſtoriſcher Boden, auf dem einſt
die deutſchen Ordensritter erfolgreich mit den wilden Horden der
Moskowiter kaͤmpften, auf dem ſpaͤter zwei der intereſſanteſten Geſtalten
der Weltgeſchichte, Karl XII. und Peter der Große, um die Herrſchaft
‚an der Oftſec rangen. Einige Kilometer von dieſen Wahrzeichen einer
Sehr reich iſt die Stadt an herrlichen Ausflugsorten in der
durchweg ſehr maleriſchen Umgebung. Beſonders ſchoͤn iſt das wunder—
volle, von Peter dem Großen angelegte und an den Wiener Prater
erinuͤernde Kaͤtharinental mit ſeinen vielhundertjaͤhrigen Eichen, das
ſich vom Oſten der Stadt bis zur ſteil abfallenden Felswand des Lacks⸗
berges ausdehnt. Weiter nach Oſten folgen Strietberg, Koſch im
waldigen Flußtal des Brigittenbaches mit der herrlichen Kloſterruine
von St. Brigitten und die waldigen Felspartien auf der Halbinfel
Wiens. Yın Weſten der Stadt locken die ſchoͤnen Felslandſchaften.
von Tiſcher und Strandhof viele Sommergaͤſte in den Schatten
ihrer harzduftenden Tannenwaͤlder und die erfriſchenden Seebaͤder
ihres Strandes.
Wenn wir von Reval an der maͤleriſchen Felskuͤſte Eſtlands
nach Oſten wandern, gelangen wir an der Narowa zur alten Hanſa—
ſtadt Narwa, die als aͤußerſtes nach Oſten vorgeſchobenes Bollwerk
deutſcher Kultur beſonderes Intereſſe beanſprucht. Der Urſprung der
Stadt, die bis heute ihr mittelalterlich germaniſches Gepraͤge bewahrt
hat, iſt in Dunkel gehuͤllt, aber wohl— mit Sicherheit in den Aufang
des 13. Jahrhunderts zu verlegen. Nicht allein die erhaltenen. Stadt⸗
mauern, der Burgfried des alten Ordensſchloſſes, die ſchlanken Kirch—
tuͤrme, die hohen ſchmalen Giebelfronten mit ihren Erkern, Tuͤrmchen
und altertuͤmlichen Portalen machen hier einen echt deutſchen, an—
heimelnden Eindruck; ſelbſt die ruſſiſche Kathedrale laͤßt auf den erſten
Blick erkennen, daß ſie deutſcher Herkunft iſt und fruͤher bis 1708 —
als evangeliſches Gotteshaus gedient hat. Beſonders ſchoͤn iſt der
Blick, ſoͤwohl von Norden wie von Suͤden, auf das ſchoͤne alte,
ſpaͤter von den Schweden noch ausgebaute Ordensſchloß und die
ruſſiſche, 1492 erbaute Feſtung Iwangorod. Dieſe Stelle, wo der
reißende Strom ſich etwas verengt und zwiſchen den breit und trotzig
hingelagerten Steinmaſſen der ruſſiſchen Feſte und der ſtolz und ſchlank
emporraͤgenden germaniſchen Burg dahinſtroͤmt, erſcheint wie ein
hiſtoriſches Symbol, wie die ſcharfe Grenzlinie zwiſchen der Welt des
Weſtens und der des Oſtens, die hier Jahrhunderte hindurch die
Schwerter gekreuzt haben. Es iſt hiſtoriſcher Boden, auf dem einſt
die deutſchen Ordensritter erfolgreich mit den wilden Horden der
Moskowiter kaͤmpften, auf dem ſpaͤter zwei der intereſſanteſten Geſtalten
der Weltgeſchichte, Karl XII. und Peter der Große, um die Herrſchaft
‚an der Oftſec rangen. Einige Kilometer von dieſen Wahrzeichen einer