VII
Eine Verbindung der Bauprinzipien dieſer beiden aſiatiſchen Denk—
maͤler liegt der moskowitiſchen Baſiliuskathedrale in der alten Hauptſtadt
des ruſſiſchen Reiches zu Grunde; ſie iſt aus dem gleichen Geiſte ent—
ſtanden und nach aͤhnlichen Bauprinzipien erbaut worden.
Auch dieſer Bau iſt
nicht ein Ausdruck maßvoller
geſammelter Wuͤrde, wie
der griechiſche Tempel, nicht
wie dieſer nach dem Bilde
der Menſchen mit Fuͤßen,
Koͤrper und Kopf aufgebaut,
er iſt nicht nach Prinzipien
des Gleichgewichts, der har—
moniſchen Verhaͤltniſſe, wie
der Renaiſſancebau errichtet,
er ſtuͤrmt nicht hoch in den
Himmel, wie ein norddeut—
ſcher Dom, in dem alles Bafiliuskathedrale.
der metaphyſiſchen Hoͤhen—
entwickelung dienſtbar gemacht iſt — dieſe ruſſiſche Kirche gleicht viel—
mehr einer wildwuchernden Pflanze einer Pilzgruppe, die immer neue
Knollen anſetzt. Auch ſie iſt auf maleriſche Wirkung geſtellt, wenn
auch die maleriſche Wirkung mit anderen Mitteln erreicht worden iſt.
Urſpruͤnglich war die Anlage der ruſſiſchen Kirchen derartig gedacht,
daß — Chriſtus mit den vier Evangeliſten vergleichbar — die Zentral—
kuppel von vier kleineren Kuppeln umgeben wurde, wie ſie in der
Sophienkirche von Nowgorod (1045), in der Himmelfahrtskirche in
Moskau aus dem Jahre 1479, oder in der Erloͤſerkirche von Mos—
kau aus der zweiten Haͤlfte des vorigen Jahrhunderts zum Ausdruck
kommt.
In der Moskauer Vyſtlusrathevrete ſind aus den vier Tuͤrmchen
dreizehn Kuppeln und Tuͤrme geworden. In ſolcher uͤberfuͤlle ausladender
Formen charakteriſiert ſich die ruſſiſche geiſtige Trunkenheit, von der ſo
oft geredet wird: die Unendlichkeit und Ausſchweifung der ruſſiſchen
Phaͤntaſie, der ruſſiſchen Kunſt — der geſamten ruſſiſchen Kultur.
Charakteriſtiſch iſt, wie die zwiebelartigen, bauſchigen Tuͤrmchen auf einen
zylinderiſchen Unterbau geſtellt ſind. Dieſe Bauart findet ſich vom 14.
Jahrhundert an im ganzen Moskowiterreich.
Eine Verbindung der Bauprinzipien dieſer beiden aſiatiſchen Denk—
maͤler liegt der moskowitiſchen Baſiliuskathedrale in der alten Hauptſtadt
des ruſſiſchen Reiches zu Grunde; ſie iſt aus dem gleichen Geiſte ent—
ſtanden und nach aͤhnlichen Bauprinzipien erbaut worden.
Auch dieſer Bau iſt
nicht ein Ausdruck maßvoller
geſammelter Wuͤrde, wie
der griechiſche Tempel, nicht
wie dieſer nach dem Bilde
der Menſchen mit Fuͤßen,
Koͤrper und Kopf aufgebaut,
er iſt nicht nach Prinzipien
des Gleichgewichts, der har—
moniſchen Verhaͤltniſſe, wie
der Renaiſſancebau errichtet,
er ſtuͤrmt nicht hoch in den
Himmel, wie ein norddeut—
ſcher Dom, in dem alles Bafiliuskathedrale.
der metaphyſiſchen Hoͤhen—
entwickelung dienſtbar gemacht iſt — dieſe ruſſiſche Kirche gleicht viel—
mehr einer wildwuchernden Pflanze einer Pilzgruppe, die immer neue
Knollen anſetzt. Auch ſie iſt auf maleriſche Wirkung geſtellt, wenn
auch die maleriſche Wirkung mit anderen Mitteln erreicht worden iſt.
Urſpruͤnglich war die Anlage der ruſſiſchen Kirchen derartig gedacht,
daß — Chriſtus mit den vier Evangeliſten vergleichbar — die Zentral—
kuppel von vier kleineren Kuppeln umgeben wurde, wie ſie in der
Sophienkirche von Nowgorod (1045), in der Himmelfahrtskirche in
Moskau aus dem Jahre 1479, oder in der Erloͤſerkirche von Mos—
kau aus der zweiten Haͤlfte des vorigen Jahrhunderts zum Ausdruck
kommt.
In der Moskauer Vyſtlusrathevrete ſind aus den vier Tuͤrmchen
dreizehn Kuppeln und Tuͤrme geworden. In ſolcher uͤberfuͤlle ausladender
Formen charakteriſiert ſich die ruſſiſche geiſtige Trunkenheit, von der ſo
oft geredet wird: die Unendlichkeit und Ausſchweifung der ruſſiſchen
Phaͤntaſie, der ruſſiſchen Kunſt — der geſamten ruſſiſchen Kultur.
Charakteriſtiſch iſt, wie die zwiebelartigen, bauſchigen Tuͤrmchen auf einen
zylinderiſchen Unterbau geſtellt ſind. Dieſe Bauart findet ſich vom 14.
Jahrhundert an im ganzen Moskowiterreich.