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II.

Kaphae! und Michelaugelo.

1857.

§>as Handwerk setzt ein Volk voraus, die Kunst ein Volk
und einen Mann. Tas Handwerk, und wenn es sich zur feinsten
Geschicklichkeit steigert, ist erlernbar; die Kunst, auch wo sie in
den rohesten Formen auftritt, muß angeboren sein, sie kann durch
keine Anstrengung dem gegeben werden, der sie nicht von Anfang
an besaß. Das Handwerk hängt am Stoffe, den es formt, und
sein höchster Triumph ist, den Stoff in unendlicher Mannig-
faltigkeit zu benützen und auszubeuten. Die Knnst ist ein Kind
des Geistes, ihr Triumph ist, den Stoff so in der Gewalt zu
haben, daß er den kleinsten Wendungen des Geistes, der sich
mittheilen will, Zeichen liefert, welche sie den andern offenbar
machen. Tie Kunst spricht vom Geiste zum Geiste, der Stoff
ist nur die Straße, die den Verkehr vermittelt.

Der Stoff aber ist beiden gemeinsam, dem Handwerke und
der Kunst. Teshalb werden sie denen als dasselbe erscheinen,
die den Geist nicht im Stoffe zu erkennen vermvgen. Da sie
aber von Kunst reden hörten und durch Studium jene Unter-
scheidungsgabe zu erreichen glaubten, welche ihnen die Natur
versagte, aber auch nur die Natur geben kann, so gelangten sie
endlich dahin, das raffinirte für die Kunst, das einfach erscheinende
für das Handwerk zu halten, und da diese Leute in unsern Tagen
 
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