Wenn heute eine gute Ueberlreferung den Pilger
an die Stätten der Lebensereignisse Jesu führt, so danken
wir die Erhaltung dieser Ueberlieferung ganz besonders
dem Eifer der frommen Pilger. Mit der Erbauung trugen
ihre Fahrten auch Früchte der Wissenschaft. Im Ehren-
kranz des hl. Konrad soll bei der Jubiläumsfeier seiner
Heiligsprechung der Ruhm dieses Doppeloerdienstes nicht
fehlen. Schön wäre es, so dachte ich bei meiner An-
wesenheit auf dem Sion, wenn in der Kirche der Dor-
mition das Bild dieses Heiligen nicht fehlte, sondern
als eines Patrons der Ierusalempilger in Mosaik an
einer Wand des deutschen Gotteshauses in Jerusalem
erglänzte.
Ltauöev, Lpiegler, ^errrnann.
Lin Xonjian^er Xun^ge/!HicHte öes
18. Ia^rtrunöerts.
Von IkermÄNN Sinter, Aarrverrveser
Luörnigsha/en a. Lee.
Die Stadt des hl. Konrad überschritt die Schwelle zum 18.
Jahrhundert unter den gleichen Lebensbedingungen wie zahlreiche
größere und kleinere Gemeinwesen des heiligen römischen Reiches
deutscher Nation: einst kraftvoll emporgeblüht, erfüllt von regstem
Schaffensdrang, gesegnet von blühendem Wohlstand, getragen vom
Stolz freier Bürger, lebten sie sich aus in kleinlicher Aeußerlichkeit,
siechten dahin in endlosen Prozessen, um schließlich in dunkle Be-
deutungslosigkeit hinabzusinken. In Konstanz war die Tragik
noch größer: vor Zeiten Sitz eines Konzils, einer Kirchenversamm-
lung von solchen Ausmaßen, daß sie der schönen Stadt am See
den Glorienschein der Weltberühmtheit um das stolze Haupt
wanden, dann heruntergesunken auf das Niveau einer bettelarmen
und verödeten Landstadt des großen Reiches, das war ein furcht-
bares Schicksal!
Die Wehen des dreißigjährigen Krieges waren vorüber. Wenn
Konstanz davon auch nicht unberührt blieb, ist es dennoch nicht in
seinem Lebensmark derart angegriffen worden wie andere Städte.
Die Ruhe war wiedergekehrt. Man erholte sich allsgemach. Eine
neue Kunst, die jenseits der Alpen schon wieder fast am Ausleben
war, wurde gierig aufgegriffen vom deutschen Volke, dem im 17.
Jahrhundert die Lust an künstlerischer Betätigung wahrhaft gründ-
(Anmerkung: Vorliegende Abhandlung ist eine kurze Zu-
sammenfassung aus einer größeren Arbeit des Verfassers über die
Freiburger und Konstanzer Kirchenmaler des 18. Jahrhunderts.)
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an die Stätten der Lebensereignisse Jesu führt, so danken
wir die Erhaltung dieser Ueberlieferung ganz besonders
dem Eifer der frommen Pilger. Mit der Erbauung trugen
ihre Fahrten auch Früchte der Wissenschaft. Im Ehren-
kranz des hl. Konrad soll bei der Jubiläumsfeier seiner
Heiligsprechung der Ruhm dieses Doppeloerdienstes nicht
fehlen. Schön wäre es, so dachte ich bei meiner An-
wesenheit auf dem Sion, wenn in der Kirche der Dor-
mition das Bild dieses Heiligen nicht fehlte, sondern
als eines Patrons der Ierusalempilger in Mosaik an
einer Wand des deutschen Gotteshauses in Jerusalem
erglänzte.
Ltauöev, Lpiegler, ^errrnann.
Lin Xonjian^er Xun^ge/!HicHte öes
18. Ia^rtrunöerts.
Von IkermÄNN Sinter, Aarrverrveser
Luörnigsha/en a. Lee.
Die Stadt des hl. Konrad überschritt die Schwelle zum 18.
Jahrhundert unter den gleichen Lebensbedingungen wie zahlreiche
größere und kleinere Gemeinwesen des heiligen römischen Reiches
deutscher Nation: einst kraftvoll emporgeblüht, erfüllt von regstem
Schaffensdrang, gesegnet von blühendem Wohlstand, getragen vom
Stolz freier Bürger, lebten sie sich aus in kleinlicher Aeußerlichkeit,
siechten dahin in endlosen Prozessen, um schließlich in dunkle Be-
deutungslosigkeit hinabzusinken. In Konstanz war die Tragik
noch größer: vor Zeiten Sitz eines Konzils, einer Kirchenversamm-
lung von solchen Ausmaßen, daß sie der schönen Stadt am See
den Glorienschein der Weltberühmtheit um das stolze Haupt
wanden, dann heruntergesunken auf das Niveau einer bettelarmen
und verödeten Landstadt des großen Reiches, das war ein furcht-
bares Schicksal!
Die Wehen des dreißigjährigen Krieges waren vorüber. Wenn
Konstanz davon auch nicht unberührt blieb, ist es dennoch nicht in
seinem Lebensmark derart angegriffen worden wie andere Städte.
Die Ruhe war wiedergekehrt. Man erholte sich allsgemach. Eine
neue Kunst, die jenseits der Alpen schon wieder fast am Ausleben
war, wurde gierig aufgegriffen vom deutschen Volke, dem im 17.
Jahrhundert die Lust an künstlerischer Betätigung wahrhaft gründ-
(Anmerkung: Vorliegende Abhandlung ist eine kurze Zu-
sammenfassung aus einer größeren Arbeit des Verfassers über die
Freiburger und Konstanzer Kirchenmaler des 18. Jahrhunderts.)
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