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Grosjean, Georges [Hrsg.]; Cavelti, Madlena [Hrsg.]
500 Jahre Schweizer Landkarten — Zürich, 1971

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https://doi.org/10.11588/diglit.10984#0003

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500 JAHRE SCHWEIZER LANDKARTEN

Es ist ein für einen Geographen und Kartenhistoriker beglückendes
Unterfangen, die Herausgabe einer Sammlung faksimilierter Schwei-
zer Landkarten, wie sie hier vorliegt, betreuen und den Begleittext
verfassen zu dürfen. Noch nie ist eine dermaßen reiche, großformatige
und sorgfältig reproduzierte Dokumentation zur schweizerischen
Kartengeschichte vorgelegt worden, und es wird wohl auch längere
Zeit nichts Ebenbürtiges mehr erscheinen. Der Zürcher Papier-
fabrik an der Sihl und dem Art. Institut OrellFüssli gebühren
Dank und Anerkennung für die Verwirklichung dieser großartigen
Idee einer Jubiläumsgabe. Die Mappe wird nicht nur ein kostbares
Geschenk für jeden Liebhaber alter Kartenkunstwerke sein, sondern
auch für die Wissenschaft eine unentbehrliche Grun dlage bilden. Viele
Probleme der schweizerischen Kartengeschichte sind noch offen, und
zu ihrer Lösung braucht es vor allem Vergleich. Dieser ist aber sehr
schwer, da die Originale in Archiven und Bibliotheken weit zerstreut
liegen. Wenn auch letzte Entscheidungen in der Wissenschaft nur auf-
grund eingehender Untersuchung der Originale möglich sind, so
bilden doch gute Faksimile-Reproduktionen für die früheren Phasen
einer Untersuchung und vor allem auch für die Ausbildung in Karten-
geschichte auf Hochschulstufe eine unschätzbare Erleichterung. Aber
auch auf der Mittelschulstufe kann die vorliegende Sammlung weiteste
Dienste leisten, wo es darum geht, anhand alter Karten das Verständ-
nis für das Wesen der Kartographie, aber auch für den Landschafts-
wandel zu wecken.

Bei der Auswahl der in die Sammlung einzufügenden Karten
wurde auf die vielfältigen Interessen Rücksicht genommen. Einmal
wurde eine Anzahl besonders schöner und künstlerischer Stücke aus-
gewählt, die vor allem den Kartenlicbhaber und Kartensammler er-
freuen und sich auch als Wandschmuck hervorragend eignen. Dann
wurde Bedacht genommen, daß die wichtigsten Etappen und Phasen
der schweizerischen Kartengeschichte mit möglichst charakteristi-
schen Stücken vertreten sind. Dabei wurde davon abgesehen, sehr
großformatige Karten, die in jüngster Zeit in originalgroßen Faksi-
mile-Reproduktionen erschienen und damit in den wichtigsten öffent-
lichen und privaten Sammlungen vertreten sind, noch einmal zu re-
produzieren. Wir begnügten uns in diesen Fällen in der Regel mit
einer größeren Kartenprobe als Textillustration und mit dem Hinweis
auf die anderweitig erschienene Gesamtreproduktion. Dagegcnlcgten
wir Wert darauf, seltene und wenig bekannte Stücke und solche, die
noch nie reproduziert wurden oder deren Reproduktionen bereits
selten geworden sind, in die Sammlung aufzunehmen. Im Hinblick
auf das wissenschaftliche Interesse wurden auch einige besonders typi-
sche Gruppen verwandter und voneinander abhängiger Karten ge-
bildet, so daß deren Gegenüberstellung möglich ist. Alle Karten sind
in Originalgröße wiedergegeben. Denn verkleinerte Wiedergaben
haben in der Kartengeschichte schon zu fundamentalen Irrtümern
und Fehlschlüssen geführt. Auch sind die Größe der Signaturen, die
Feinheit und Dichte der Linien und Schraffurcn, die Größe der Schrift
wesentliche Kennzeichen einer Karte, die nicht durch Verkleinerung
verfälscht werden dürfen. Es ging hier nicht darum, Karten abzubilden,
sondern zu faksimilieren. In einigen wenigen Fällen, wo das von uns
gewählte Format nicht ausreichte, zogen wir die Beschneidung des
Stücks einer auch nur geringfügigen Verkleinerung vor. In den Text-
illustrationen griffen wir sparsam, wo es darum geht, die besondere
Technik der Zeichnung oder des Stichs sichtbar zu machen, zum
Mittel der Vergrößerung.

Der Bcgleittext zu unserer Kartenmappe kann schon seines Um-
fanges wegen nicht eine vollständige schweizerische Kartengeschichte
sein. Schwergewichte mußten entsprechend den zur Wiedergabe ge-
langenden Karten gesetzt werden. Immerhin soll der Text die Ver-
bindungen über das geschichtliche Zwischengcländc herstellen und
die einzelnen Stücke in ihren kultur- und geistcsgeschichtlichen Zu-
sammenhang hineinstellen. Dem Charakter einer Jubiläumsschrift ent-
sprechend, soll der Text allgemeinverständlich und leicht lesbar sein.
Das bedingte, auch Erläuterungen aufzunehmen, die für den Wissen-
schafter selbstverständlich sind. Anderseits erfordert die hohe wissen-

schaftliche Qualität der Reproduktionen einen angemessenen Text,
vor allem deshalb, weil es zurzeit kein allgemeines Werk über schwei-
zerische Kartcngcschichte gibt, das den recht zahlreichen Einzel-
forschungen der letzten Zeit Rechnung trägt. Es kann nicht Aufgabe
einer repräsentativen Festgabe sein, wissenschaftliche Problematik
undPolemik auszuwalzen. Dochenthalten verbreitete Standardwerke
Irrtümer und auch Wertsetzungen, Überhöhung einzelner und Ver-
unglimpfungen anderer Kartenschöpfer der Vergangenheit, so daß
es unumgänglich wird, in einer so bedeutenden Veröffentlichung,
wie es die vorliegende durch ihre Reproduktionen ist, diese Dinge
richtigzustellen, so wie wir es vom heutigen Stande der Wissenschaft
und von eigenen Forschungen her verantworten können. Damit
möge unser Begleittext, wenn auch nicht der ganze Stoff komplex
von Grund auf neu erarbeitet werden konnte, in manchen Teilen
eigenständigen wissenschaftlichen Wert erhalten.

Zum Schluß ist es eine angenehme Pflicht, allenjenen zu danken,
die an der Beschaffung des Materials mitgewirkt, Originale oder
Negative zur Reproduktion zur Verfügung gestellt und Hinweise
gegeben haben, so der Zentralbibliothck Zürich, dem Staatsarchiv
Zürich, der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern, der Schweize-
rischen Landesbibliothek, der Kantonsbibliothek Freiburg (Schweiz),
der Eidgenössischen Landestopographie, den Archives de l'Etat Neu-
chätel, der Eidgenössischen Militärbibliothek Bern, dem Schweize-
rischen Alpinen Museum in Bern, dem Geographischen Institut der
Universität Bern, Herrn Ing. Walter Blumer in Bern, Herrn Alfred
Obcrli, Bern, Herrn Arthur Dürst als Kartenhistoriker und Betreuer
der Kartcnsammlung der Zentralbibliothck Zürich, dem Art. Institut
Orcll Füssli, Zürich, dem Verlag Bibliophile Drucke von Josef
Stocker, Dietikon, Herrn Robert Tuor, Bern.

Besonderer Dank gebührt Herrn A. Cavclti, Bern, der das Werk
unermüdlich gefördert und vorangetrieben und einen bedeutenden
Teil der Reproduktionsvorlagen aus seiner privaten Kartcnsammlung
beigesteuert hat. Fräulein cand. phil. nat. Madlena Cavelti hat bei der
wissenschaftlichen Erarbeitung tatkräftig mitgewirkt und Teile, be-
sonders der Periode von Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Siegfried-
atlas, verfaßt. Auch ihr sei hier für die wertvolle Hilfe gedankt.

Georges Grosjean

Bern, Ende 1970
 
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