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II. DIE MÜNZBILDNISSE

Das Bildnis Traians ist unabhängig von den Münzen so gut gesichert, daß
eine Untersuchung der traianischen Prägungen überflüssig erscheinen könnte.68
Sie wird hier dennoch vorgenommen, weil die relative Vollständigkeit des
erhaltenen Materials besser als die anderen Überlieferungszweige über den
Wandel in Auffassung und Darstellung des Kaisers unterrichtet. Die Ver-
änderungen, die sein Bildnis in den zwei Jahrzehnten seiner Herrschaft durch-
gemacht hat, die Verschiedenheiten des Herrscherbildes im Osten und Westen
des Imperium Romanum, schließlich die Wandlungen des Traiansporträts auf
den Prägungen bis ins vierte und fünfte Jahrhundert hinein herauszustellen,
ist das Ziel dieses Abschnittes.
Die Reichsprägung, d. h. das „vom Princeps und Senat in Rom geprägte“
Geld69 ist für die Zeit Traians durch P. L. Strack vorbildlich publiziert
worden,70 so daß wir hier auf sicherer Grundlage stehen.
Aus der Zeit von Traians Mitregentschaft im Herbst und Winter 97 besitzen
wir keine Münzen mit seinem Bildnis. Er scheint demnach als Caesar kein
Ehrenmünzrecht gehabt zu haben.71 Aber auch nach dem Tode Nervas hat es
noch länger als ein halbes Jahr gedauert, bis auf den Prägungen ein einiger-
Taf. 43, a maßen zufriedenstellendes Bildnis erschien. Die erste Münzemission72 zeigt
uns den Herrscher noch sehr Nerva-ähnlich,73 von dessen Porträtzügen die
Münzen viel bewahren, wie den langen Hals, oft mit besonders betontem
Adamsapfel, häufig auch eine kühn geschwungene Adlernase. Die Münzen
der zweiten bis fünften Emission (99—100) bringen dann ein Bildnis, das die
Taf. 43, b-c wesentlichen Erscheinungsmerkmale Traians schon gut wiedergibt1 auf einem
kurzen kräftigen Hals sitzt der energische Kopf, das Gesicht wird beherrscht
von der langen, meist gerade gezeichneten Nase und dem stark betonten
Kinn, welche beiden durch eine Falte um den Mundwinkel verbunden werden,
die diese besonders hervorstechenden Teile wie eine Klammer zusammenhält.
Die Stirn setzt sich teils deutlich von der Nase ab, teils geht sie fast unmerklich
in sie über. Die Schädelform ist ganz uneinheitlich; die Haare fallen einfach
und schlicht in die Stirn, ohne dort besondere „Motive“ zu bilden. Im ganzen
kann dies Bild als die erste wirklich zutreffende und dauerhafte Formulierung
68 So z. B. Bernoulli 76.
69 Strack 2.
70 Strack: vgl. Abkürzungsverzeichnis. Zu seiner Arbeit zu vgl. K. Regling, ZfNum 41, 1931,
130—135, und J. Vogt, Gnomon 8, 1932, 311—315.
71 Strack 2. Vgl. oben 11. Das mäßige Bildnis der ersten Emissionen zeigt, daß damals auch
keine Münzen vorbereitet wurden, die dann wegen der Kürze der Zeit nicht zur Ausgabe
gelangt wären.
72 Taf. 43, a. Strack 21—23. Die Zählung der Emissionen im folgenden nach der Tabelle
Strack 40. — Abgebildet und zitiert werden nur Großbronzen und Mittelbronzen; die Unter-
suchung der anderen Nominale ergibt dasselbe Bild.
73 Nerva: Bernhart a. O. Taf. 7 Nr. 10—12.
74 Stracks Typus a. Dort Taf. 4, 323—331; 10, 333.
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