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Die zweite Entwickelungsstufe der Zeichnung ift die blockmäßige Durchführung
der wichtigsten Teile. Auch diese werden durch gerade Llmhüllungslinien in ihrem
wesentlichen Formcharakter festgelegt, so daß grobe Verstöße bei der weiteren Durch-
bildung nicht mehr zu befürchten sind.


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Abb. 6. Block — Formhabitus.

Die dritte Stufe der Zeichnung ist die Vollendung des Amrifses bezw. der
Formfläche. Dabei ist zu beachten, daß das Prinzip des geradlinigen Zuschnittes
bis in das kleinste Detail streng durchgeführt werde. Der Schüler soll bewußt sehen
lernen. Des Formcharakters einer Linie wird er sich aber nur dann lebhaft bewußt,
wenn er sie in ihre geradlinigen Bestandteile zerlegt.

Da ist z. B. ein Blattrand.

Die Linie ab muß in drei Absähen hingeschrieben werden, und zwar soll die
Bewußtheit des Zeichners dabei so weit' gehen, daß selbst bei der kleinsten Linie

Abb. 7. Geradliniger Zuschnitt der Flächen.

erstens die absolute Richtung, d. h. der Grad ihrer Abweichung von der Senk-
oder Wagerechten, und zweitens ihre relative Größe, die sich nach dem Verhältnis
der übrigen Strecken richtet, mit Bestimmtheit festgestellt wird. So zeichnet auch der
geübte Künstler ruckweise in geraden Absätzen. Zwar setzt ihn seine große Äbung
instand, daß er fast automatisch zeichnet. Wenn ihn aber die Natur vor schwierige
Probleme stellt, so wird er ebenso bewußt wie ein Ansänger die Linien zergliedern;
er arbeitet nur schneller.

Das Prinzip des eckigen Zuschnittes ist für die Formauffafsung in der
bildenden Kunst von größter Bedeutung. Es entspricht der Bestimmtheit und Lln-
zweideutigkeit des sprachlichen Ausdrucks. Deshalb fordert es auch vom Zeichner die
höchste Aufmerksamkeit in Beobachtung und Denken. Ein unklar und wenig energisch
denkender Schüler wird ebenso, wie er in seinem sprachlichen Ausdrucke unbestimmt
und nicht fähig ist, den „Nagel auf den 5^opf zu treffen", auch in seiner Zeichen-
weise ohne Schärfe und Energie der Formgebung sein. Er neigt zu einer sanften.
 
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