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Buckingham eine Armada von 88 Galeeren gegen
Cadiz. Der Angriff mißlang kläglich, aber die
Beziehungen wurden daraufhin gereizter. Im
gleichen Jahr heiratete Karl I. die Schwester
Ludwigs XIII. In dieser für die südlichen Nieder-
lande bedrohlichen Situation zog die Statthalterin
Rubens als Ratgeber heran.
Von Anfang des Jahres 1625 an weilte er für
sechs Monate am Hof. In der folgenden Zeit
führte er wiederholt geheime Verhandlungen mit
dem englischen Agenten Balthasar Gerbier; er
traf sich mit ihm in Brüssel und Paris und reiste
mit ihm - immer angeblich der Kunst wegen -
durch Holland. Schließlich erklärte sich die
englische Krone zu Vorverhandlungen für einen
Vertrag mit Spanien bereit; sowohl Karl I. wie die
Statthalterin wünschten, daß Rubens sie führen
sollte. Rubens hatte inzwischen mit einer ganzen
Reihe von einflußreichen englischen Höflingen
gute Verbindungen geknüpft; dem damaligen
Staatsminister Buckingham hatte er seine
Antikensammlung verkauft.
1628 reiste Rubens nach Madrid, um Bericht
über den Stand der Verhandlungen abzulegen.
Der spanische Staatsminister, inzwischen der
Graf-Herzog von Olivarez, begegnete ihm
zunächst mit einigem Mißtrauen und hielt seine
Abordnung als Gesandter nach England für
unschicklich, weil er nicht dem Adel angehörte.
Solche und ähnlich nichtige protokollarische
Bedenken sollten den Fortschritt der Verhand-
lungen noch oft verzögern. Schließlich gelang es
Rubens, das Vertrauen des Hofes zu gewinnen;
er wurde zum Sekretär des Geheimen Rates der
Niederlande und zum Gesandten ernannt. Die
Staatsgeschäfte hinderten Rubens indes nicht,
sich seiner Kunst zu widmen. Er portraitierte
Philipp IV. und seinen Staatsminister, malte
darüber hinaus eine Reihe anderer Bilder,
kopierte berühmte Gemälde in der königlichen
Galerie und schloß mit Veläsquez, dem Hofmaler
Philipps IV., Freundschaft.
1629 schiffte sich Rubens nach England ein.
Er wurde dort als der weltberühmte Künstler in
hohen Ehren aufgenommen. Die politische
Situation hatte sich für die spanische Sache in-
zwischen weiter verschlechtert. Richelieu bot
Karl I. ein sehr vorteilhaftes Bündnis an. Es
gelang Rubens erstaunlicherweise, das französi-
sche Anerbieten zu hintertreiben. Karl I. lehnte
die Vorteile ab, die ihm Frankreich bot, ohne die
mindeste Gegenleistung von spanischer Seite
dafür erhalten zu haben. Der offizielle spanische
Botschafter mit der Vollmacht, das Vertragswerk
endgültig auszuhandeln und zu unterzeichnen,
traf erst 1630 mit großer Verspätung in London
ein. Wenn schließlich doch nur recht unverbind-
liche Abmachungen zwischen England und
Spanien zustande kamen, so lag das weniger an
den Forderungen Karls I. als an der Animosität
des Herzogs Olivarez, dessen politische Vorstel-
lungen aus der Sicht des Historikers zuweilen
geradezu skurril anmuten.
Die Frage, ob Rubens als Politiker erfolg-
reich war, ist oft diskutiert worden. Er selbst
berichtet, daß er seine Mission zur Zufriedenheit
beider Seiten erledigt habe. Tatsächlich wurde er
sowohl vom englischen als auch vom spanischen
König mit der Erhebung in den Adelsstand
belohnt. Es ist bemerkenswert, was Rubens
durch seinen persönlichen Einsatz an Entgegen-
kommen von Karl I. erreichen konnte. Manch-
mal erweckt das Verhalten des englischen Königs
den Eindruck, als habe er die Staatsraison
zurückgestellt gegenüber seiner Verehrung für
den großen Künstler, den er gern dazu bewogen
hätte, als Hofmaler nach London zu übersiedeln.
Rubens selbst hatte seine erste Audienz bei Karl I.
mit der Überreichung des Bildes Krieg und Frieden
eingeleitet. Er hat seine diplomatische Tätigkeit als
Dienst für den Frieden in Europa augefaßt, der
seine wahrhaft schwergeprüfte flandrische
Heimat vor weiteren Verheerungen bewahren
sollte.
Buckingham eine Armada von 88 Galeeren gegen
Cadiz. Der Angriff mißlang kläglich, aber die
Beziehungen wurden daraufhin gereizter. Im
gleichen Jahr heiratete Karl I. die Schwester
Ludwigs XIII. In dieser für die südlichen Nieder-
lande bedrohlichen Situation zog die Statthalterin
Rubens als Ratgeber heran.
Von Anfang des Jahres 1625 an weilte er für
sechs Monate am Hof. In der folgenden Zeit
führte er wiederholt geheime Verhandlungen mit
dem englischen Agenten Balthasar Gerbier; er
traf sich mit ihm in Brüssel und Paris und reiste
mit ihm - immer angeblich der Kunst wegen -
durch Holland. Schließlich erklärte sich die
englische Krone zu Vorverhandlungen für einen
Vertrag mit Spanien bereit; sowohl Karl I. wie die
Statthalterin wünschten, daß Rubens sie führen
sollte. Rubens hatte inzwischen mit einer ganzen
Reihe von einflußreichen englischen Höflingen
gute Verbindungen geknüpft; dem damaligen
Staatsminister Buckingham hatte er seine
Antikensammlung verkauft.
1628 reiste Rubens nach Madrid, um Bericht
über den Stand der Verhandlungen abzulegen.
Der spanische Staatsminister, inzwischen der
Graf-Herzog von Olivarez, begegnete ihm
zunächst mit einigem Mißtrauen und hielt seine
Abordnung als Gesandter nach England für
unschicklich, weil er nicht dem Adel angehörte.
Solche und ähnlich nichtige protokollarische
Bedenken sollten den Fortschritt der Verhand-
lungen noch oft verzögern. Schließlich gelang es
Rubens, das Vertrauen des Hofes zu gewinnen;
er wurde zum Sekretär des Geheimen Rates der
Niederlande und zum Gesandten ernannt. Die
Staatsgeschäfte hinderten Rubens indes nicht,
sich seiner Kunst zu widmen. Er portraitierte
Philipp IV. und seinen Staatsminister, malte
darüber hinaus eine Reihe anderer Bilder,
kopierte berühmte Gemälde in der königlichen
Galerie und schloß mit Veläsquez, dem Hofmaler
Philipps IV., Freundschaft.
1629 schiffte sich Rubens nach England ein.
Er wurde dort als der weltberühmte Künstler in
hohen Ehren aufgenommen. Die politische
Situation hatte sich für die spanische Sache in-
zwischen weiter verschlechtert. Richelieu bot
Karl I. ein sehr vorteilhaftes Bündnis an. Es
gelang Rubens erstaunlicherweise, das französi-
sche Anerbieten zu hintertreiben. Karl I. lehnte
die Vorteile ab, die ihm Frankreich bot, ohne die
mindeste Gegenleistung von spanischer Seite
dafür erhalten zu haben. Der offizielle spanische
Botschafter mit der Vollmacht, das Vertragswerk
endgültig auszuhandeln und zu unterzeichnen,
traf erst 1630 mit großer Verspätung in London
ein. Wenn schließlich doch nur recht unverbind-
liche Abmachungen zwischen England und
Spanien zustande kamen, so lag das weniger an
den Forderungen Karls I. als an der Animosität
des Herzogs Olivarez, dessen politische Vorstel-
lungen aus der Sicht des Historikers zuweilen
geradezu skurril anmuten.
Die Frage, ob Rubens als Politiker erfolg-
reich war, ist oft diskutiert worden. Er selbst
berichtet, daß er seine Mission zur Zufriedenheit
beider Seiten erledigt habe. Tatsächlich wurde er
sowohl vom englischen als auch vom spanischen
König mit der Erhebung in den Adelsstand
belohnt. Es ist bemerkenswert, was Rubens
durch seinen persönlichen Einsatz an Entgegen-
kommen von Karl I. erreichen konnte. Manch-
mal erweckt das Verhalten des englischen Königs
den Eindruck, als habe er die Staatsraison
zurückgestellt gegenüber seiner Verehrung für
den großen Künstler, den er gern dazu bewogen
hätte, als Hofmaler nach London zu übersiedeln.
Rubens selbst hatte seine erste Audienz bei Karl I.
mit der Überreichung des Bildes Krieg und Frieden
eingeleitet. Er hat seine diplomatische Tätigkeit als
Dienst für den Frieden in Europa augefaßt, der
seine wahrhaft schwergeprüfte flandrische
Heimat vor weiteren Verheerungen bewahren
sollte.