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XIV. ALBRECHT DÜRER
„UNTERRICHT ZUR BEFESTIGUNG

„Etliche underricht, zu befestigung der Stett, Schloß und flecken.“ Nürn-
berg 1527 (Abb. 5).
Dürers „Unterricht“, das erste gedruckte Buch über Befestigungskunst
in deutscher Sprache, bildete einen Beitrag zur Türkenabwehr. Bereits im
Jahre 1521 waren die türkischen Heere bis nach Ungarn vorgedrungen. Ein
Jahr später beriet auf dem Nürnberger Reichstag eine Kommission über
geeignete Abwehrmaßnahmen. Dem Konvent gehörte auch Johann
Tscherte an, ein Freund Dürers und späterer Festungsbaumeister Ferdi-
nands I. Seit seiner Wahl zum König von Ungarn (1526) sah Ferdinand
seine Hauptaufgabe in der Sicherung Ungarns gegen die Türken. Dürer be-
zieht sich in seinem Traktat auf die Pläne des Herrschers, die unmittelbar
bedrohten Städte und Flecken zu befestigen. Er unterbreitet die eigenen
Verteidigungsvorschläge, damit die Länder, „welche den Türken nahe lie-
gen, vor deren Gewalt und Geschoß errettet würden“. Einige Gründe spre-
chen dafür, daß Ferdinand die Befestigungslehre direkt veranlaßte. Dürer
hat sein Traktat Ferdinand I. gewidmet. Auffällig ist die ungewöhnliche
Gestaltung des Titelblattes. Es trägt, fast seitenfüllend, das königliche
Wappen, darunter steht klein der Titel des Werkes. Dürers Name als Autor
fehlt. Er erscheint erst auf der ersten Textseite in der Widmung. Einige der
Festungsentwürfe nehmen auf die aktuelle Situation Rücksicht. Daß der
„Underricht“ typographisch nicht so vollendet ausfiel wie die „Unterwei-
sung der Messung“, Text und Risse in den Kennbuchstaben nicht immer ex-
akt aufeinander bezogen sind, läßt auf eilige Fertigstellung schließen. Mög-
licherweise haben auch die patriotisch gesinnten Freunde Dürers, neben
Tscherte Willibald Pirckheimer und Lorenz Beheim, den Künstler ange-
regt, einen Beitrag zur Türkenabwehr zu leisten. Pirckheimer ist auch als
Autor eines „Bellum Helveticum“ hervorgetreten, in dem er seine per-
sönlichen Erfahrungen aus dem Schweizerkrieg Kaiser Maximilians I.
niederschreibt. Beheim, Sohn eines Nürnberger Geschützgießers,
hatte Papst Alexander V. als „Festungsingenieur und Geschützmeister“
gedient.
Seit wann Dürer sich mit dem „Unterricht“ befaßte, ist nicht genau be-
stimmbar. Die Skizzen und Textentwürfe sind nach H. Rupprich erst ab
1525 entstanden, nachdem die „Unterweisung der Messung“ abgeschlos-
 
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