174 ZU FRIEDRICH NIETZSCHES GEDÄCHTNIS
Hohn und Haß der Mitwelt oder auch, was das Schmerzlichste
war, Totgeschwiegenwerden. Aber trotz allem kämpfte er, ein
Aufrechter, weiter und schritt von Tat zu Tat, bis das Leben auch
ihn zermürbte und er, der kühne Streiter, plötzlich zusammenbrach
und 1888, völlig vereinsamt und verlassen in der Fremde, kaum
45 Jahre alt, trostlos dumpfer Geistesumnachtung verfiel. Elf
lange düstere Jahre mußte er noch erdulden, bis er so schwerstes
Leiden ausgelitten hatte und ein mitleidiger Tod ihn endlich, am
25. August 1900, von aller Erdenlast erlöste.
Erst während der letzten Krankheitszeit begann man mit
seinem Werk sich zu befassen, und wie ein leuchtender Komet
stieg sein Name auf und ward hinausgetragen in alle Kulturländer.
Seine Lehre ward in unablässiger Ausbreitung trotz allen Wider-
spruchs und aller Anfeindung Gemeingut der Welt.
Ist Nietzsche vor allem ein großer Denker von kühnsten
Ideen gewesen, so war er zugleich auch ein großer Dichter.
Nicht daß er eine übergroße Anzahl reiner Dichtungen geschrieben
hätte — der Gedichte sind im Verhältnis zum Gesamtwerk nur
wenige, darunter allerdings herrliche Kleinode —, aber darüber
hinaus sind seine gesamten philosophischen Bücher reinste,
erhabenste Dichtung in dem Sinne, daß sie neben stärkstem,
bedeutendstem Inhalt eine Formvollendung und Sprachbehandlung
von einer Schönheit und Einzigartigkeit aufweisen, wie sie nur
den Großmeistern unserer deutschen Sprache, Luther und
Goethe, eignen.
Man hat davon gesprochen, daß Nietzsches Einfluß bereits
sich abzuschwächen beginne. Wir wissen aber, daß gerade in
den letzten Jahren, den schwersten, die einem Volk jemals auf-
erlegt waren, Tausende und aber Tausende junger idealistischer
Menschen zu seinen Büchern, inbesondere zu seinem Meisterwerk,
Hohn und Haß der Mitwelt oder auch, was das Schmerzlichste
war, Totgeschwiegenwerden. Aber trotz allem kämpfte er, ein
Aufrechter, weiter und schritt von Tat zu Tat, bis das Leben auch
ihn zermürbte und er, der kühne Streiter, plötzlich zusammenbrach
und 1888, völlig vereinsamt und verlassen in der Fremde, kaum
45 Jahre alt, trostlos dumpfer Geistesumnachtung verfiel. Elf
lange düstere Jahre mußte er noch erdulden, bis er so schwerstes
Leiden ausgelitten hatte und ein mitleidiger Tod ihn endlich, am
25. August 1900, von aller Erdenlast erlöste.
Erst während der letzten Krankheitszeit begann man mit
seinem Werk sich zu befassen, und wie ein leuchtender Komet
stieg sein Name auf und ward hinausgetragen in alle Kulturländer.
Seine Lehre ward in unablässiger Ausbreitung trotz allen Wider-
spruchs und aller Anfeindung Gemeingut der Welt.
Ist Nietzsche vor allem ein großer Denker von kühnsten
Ideen gewesen, so war er zugleich auch ein großer Dichter.
Nicht daß er eine übergroße Anzahl reiner Dichtungen geschrieben
hätte — der Gedichte sind im Verhältnis zum Gesamtwerk nur
wenige, darunter allerdings herrliche Kleinode —, aber darüber
hinaus sind seine gesamten philosophischen Bücher reinste,
erhabenste Dichtung in dem Sinne, daß sie neben stärkstem,
bedeutendstem Inhalt eine Formvollendung und Sprachbehandlung
von einer Schönheit und Einzigartigkeit aufweisen, wie sie nur
den Großmeistern unserer deutschen Sprache, Luther und
Goethe, eignen.
Man hat davon gesprochen, daß Nietzsches Einfluß bereits
sich abzuschwächen beginne. Wir wissen aber, daß gerade in
den letzten Jahren, den schwersten, die einem Volk jemals auf-
erlegt waren, Tausende und aber Tausende junger idealistischer
Menschen zu seinen Büchern, inbesondere zu seinem Meisterwerk,