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Hachmeister, Carl
Der Meister des Amsterdamer Cabinets und sein Verhältnis zu Albrecht Dürer — Berlin: Mayer & Müller, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.72070#0012
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— 8 —

als segnenden Knaben oder guten Hirten, als Schmerzensmann
oder Gekreuzigten, von Engeln getragen oder als Mittel-
punkt eines Passionswappens, sowie schliesslich mit Gott dem
Vater und dem als Taube gebildeten lil. Geiste, von Engeln
umgeben.
Nachdem wir nun so die Stiche im Amsterdamer Cabinet
nach Inhalt und Zweck zu charakterisiren gesucht haben,
werfen wir jetzt einen Blick auf die Einzelheiten der Dar-
stellung. Da fesselt in erster Linie die Ausbildung der Land-
schaft unsern Blick. Oft freilich begnügt sich der Meister
damit, die Landschaft durch Gras und Kräuter, durch kleinere
Steine oder Felsen anzudeuten. Das erklärt sich aber aus
dem Zweck, den er beim Schaffen seiner Bilder verfolgte, er
will nur den bestimmten Vorgang, den er schildert, dem Be-
schauer vor Augen stellen, und da hat er es in den meisten
Fällen nicht nötig, auf eine landschaftliche Ausstattung grös-
seres Gewicht zu legen. Und wo sie sich findet, tritt sie
doch nie in solchem Grade in den Vordergrund, dass sie das
Interesse des Beschauers von dem Hauptgegenstand der Dar-
stellung ablenken könnte; dieser steht vielmehr immer im Mittel-
punkt des Ganzen, und die landschaftliche Umgebung wird
dementsprechend vertieft. Trotzdem gehört sie mit zu dem
Schönsten, was uns seine Blätter bieten. Von den Stichen
profanen Inhaltes zeigen sie besonders die Jagdscenen, bei
denen sie ja zur Charakteristik des Ganzen wesentlich bei-
tragen konnte. Ausserdem sehen wir eine im einzelnen durch-
gebildete Landschaft nur noch auf den Blättern mit Aristo-
teles und Phyllis, dem reitenden Türken und der Kartenlegerin.
Hügeliges, zum Teil bewaldetes Terrain, im Hintergründe eine
Stadt durch Türme oder Häuser angedeutet, die Ebene zu-
weilen durch Wasser unterbrochen — das sind die Motive,
aus denen unser Meister seine Landschaft zusammensetzt.
Häufiger sind die Fälle, in denen er seine religiösen Dar-
stellungen durch eine entwickeltere Landschaft ausstattet. Die
Blätter mit dem gekreuzigten Christus zeigen im Hintergründe
die Stadt Jerusalem mit meist runden, turmartigen Gebäuden
in hügeliger Landschaft. Die Legende des hl. Christoph, der
 
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