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Haeberlin, Ernst J.
Aes Grave: das Schwergeld Roms und Mittelitaliens einschliesslich der ihm vorausgehenden Rohbronzewährung (Band 1): Enthaltend die Münzverzeichnisse — Frankfurt, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37588#0013
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Vorwort

Hirne mir von meinem Vater1) Unterlassene Sammlung antiker Münzen bestand
vorwiegend ans Münzen der römischen Republik. Von Schwergeld (aes grave) befanden sieb
darin nur neun Stücke, die mein Vater im Jahre 1825 aus Italien mitgebracht hatte; ihre
Zahl war während seiner Lebzeiten nicht vermehrt worden. Erst geraume Zeit nach seinem
Tode kam ich auf diese halbvergessenen Stücke zurück, mich erinnernd, wie sie mir schon
frühzeitig durch ihr eigenartiges Aeussere aufgefallen waren, das einen seltsamen Gegensatz
gegen alle sonst gewohnten Erscheinungsformen antiker Münzen bildete. Um so mehr kam
mir jetzt der Wunsch Näheres über ihre Bedeutung zu erfahren; ich suchte nach Auskunft
in meinen Büchern und fand gleichartige Stücke abgebildet bei Marchi und Tessieri, L’aes
grave del Museo Kircheriano (1839), verzeichnet in Mommsen’s Geschichte des römischen
Münzwesens (1860). So wurde ich auf das Studium dieser Werke geführt.
Ich erwähne diesen unscheinbaren Vorgang, weil er mit dem, was uns hier beschäftigt,
in ursächlichem Zusammenhänge steht. Habent sua fata — etiam monetae. Ohne das von
meinem Vater mitgebrachte Schwergeld würde das hier vorliegende Werk schwerlich ent-
standen sein. Jene neun Stücke gaben mir den Anlass zu weiterem Sammeln und zu tieferem
Eindringen in den Stoff.
Mein Sammeln auf diesem Gebiete fiel in die günstige Periode seit den achtziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts. Sie ist jetzt vorüber und in absehbarer Zeit werden ähnliche
Gelegenheiten zur Vereinigung einer grossen Schwergeldsammlung kaum wiederkehren.
Bedeutende Sammlungen, die zugleich grosse Seltenheiten enthielten, wurden seitdem auf-
gelöst; einzelne Sammlungen konnte ich als Ganzes, aus anderen wenigstens alles Wichtigere
erwerben. Ausserdem erwies der Boden Italiens gerade während jener Jahre eine erfreuliche
Ergiebigkeit an neuen Funden, die zumeist gleichfalls in meinen Besitz gelangten. Das
Ergebniss war, dass aus den ursprünglichen neun Exemplaren im Laufe von wenig mehr als
zwei Decennien (abgesehen von mehr als 1600 Stücken aes rüde) eine Schwergeldsammlung
von nahezu zweitausend Stücken wurde, d. h. bei Weitem die grösste Sammlung, die auf
diesem Gebiete jemals vereinigt worden ist.
Aber ein Sammeln, wodurch nur dem privaten, nicht auch dem allgemeinen Interesse
gedient wird, ist eine mehr schädliche als nützliche Sache und je mehr daher die Menge
meines Schwergelds anwuchs (woneben übrigens die geprägten Münzen der römischen Republik
gleichfalls entsprechend fortschritten), desto stärker empfand ich die Verpssichtung, dieses
umfangreiche Material auch wissenschaftlich zu verwerthen, eine Empfindung, die sich steigerte,
je deutlicher mir durch das Studium der vorhandenen Litteratur zum Bewusstsein kam, dass
das Gebiet des aes grave noch keineswegs in seinen Tiefen erforscht sei, dass vielmehr gerade
die wichtigsten Probleme der Enträthselung erst noch harrten. War doch bei zahlreichen
und gerade bei einer Anzahl der häufigsten Sorten noch nicht einmal die Frage ihrer localen
Provenienz gelöst; grosse Unsicherheit herrschte ferner bezüglich der historischen und wirth-
schaftlichen Zusammenhänge; in tiefstes Dunkel aber wareji noch die Währungssysteme gehüllt,

9 Dr. jur. Conrad Hieronymus Haeberlin, geboren zu Frankfurt a. M. am 27. October 1800, gestorben
daselbst am 6. Februar 1871,

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