Über
ein mittelgriechisches Gedicht von Artus und den
Rittern der Tafelrunde.
Von
Hrn von dee HAGEN.
"Ml'WWVWliVtW
[Gelesen in der Akademie der Wifsenschaften am 8. November 1847.)
V or dreifsig Jahren fand ich im Vatikan die Handschrift eines mittelgrie-
chischen Gedichts, welches auch dadurch so wichtig erschien, dafs es unter
den damals bekannten mittelgriechischen Werken das einzige war, welches
in die grofsen Sagenkreise der abendländischen Heldendichtung entschieden
einschlug; wie es denn auch bisher das einzige dieser Art geblieben ist. Es
stellte sich deutlich als eine zur Tafelrunde gehörige Dichtung dar, indem
es das Auftreten eines alten Ritters mit einem schönen Fräulein am Hofe
Königs Artus erzählt, dessen Ritter der Alte sämmtlich besiegt. Jedoch
wüste ich bei meinem Bericht über diese Dichtung in den Reisebriefen
(Bd. IV, S. 9, im Jahre 1821), und auch bei der Herausgabe derselben als
akademische Gelegenheitsschrift 1821, welche zugleich der Anfang meiner
Denkmale des Mittelalters (1824) ist, sie noch nicht näher in diesem Sagen-
kreise des Artus, und damit ihre Geschichte nachzuweisen. Hätte ich den
Wieland mehr gelesen oder befser behalten, so hätte sie mich längst an
seinen „Geron der Adliche" erinnern müfsen: so aber kam ich erst später
auf einem andern Wege an Wielands Urquelle zu solcher Entdeckung, und
zeigte diesen Zusammenhang im Leben des trefflichsten Tristan-Dichters
Gottfrieds von Strafsburg (Minnesinger Th. IV, S. 575. 607, im Jahre 1838,
schon um 1835 gedruckt). Wielands nächste Quelle seines Geron, der schon
1782 im Mercur erschien, war nur der Auszug des alten Ritterbuchs in Tres-
sans Romanbibliothek (1776, Octob. Bd. 1); was auch für andere ähnliche
Gedichte, z. B. den Oberon, und seines Nachdichters Alxingers Doolin
und Bliomberis gilt. Bei einem wahren Dichter kann ein solches Verhältnis
Hh2
ein mittelgriechisches Gedicht von Artus und den
Rittern der Tafelrunde.
Von
Hrn von dee HAGEN.
"Ml'WWVWliVtW
[Gelesen in der Akademie der Wifsenschaften am 8. November 1847.)
V or dreifsig Jahren fand ich im Vatikan die Handschrift eines mittelgrie-
chischen Gedichts, welches auch dadurch so wichtig erschien, dafs es unter
den damals bekannten mittelgriechischen Werken das einzige war, welches
in die grofsen Sagenkreise der abendländischen Heldendichtung entschieden
einschlug; wie es denn auch bisher das einzige dieser Art geblieben ist. Es
stellte sich deutlich als eine zur Tafelrunde gehörige Dichtung dar, indem
es das Auftreten eines alten Ritters mit einem schönen Fräulein am Hofe
Königs Artus erzählt, dessen Ritter der Alte sämmtlich besiegt. Jedoch
wüste ich bei meinem Bericht über diese Dichtung in den Reisebriefen
(Bd. IV, S. 9, im Jahre 1821), und auch bei der Herausgabe derselben als
akademische Gelegenheitsschrift 1821, welche zugleich der Anfang meiner
Denkmale des Mittelalters (1824) ist, sie noch nicht näher in diesem Sagen-
kreise des Artus, und damit ihre Geschichte nachzuweisen. Hätte ich den
Wieland mehr gelesen oder befser behalten, so hätte sie mich längst an
seinen „Geron der Adliche" erinnern müfsen: so aber kam ich erst später
auf einem andern Wege an Wielands Urquelle zu solcher Entdeckung, und
zeigte diesen Zusammenhang im Leben des trefflichsten Tristan-Dichters
Gottfrieds von Strafsburg (Minnesinger Th. IV, S. 575. 607, im Jahre 1838,
schon um 1835 gedruckt). Wielands nächste Quelle seines Geron, der schon
1782 im Mercur erschien, war nur der Auszug des alten Ritterbuchs in Tres-
sans Romanbibliothek (1776, Octob. Bd. 1); was auch für andere ähnliche
Gedichte, z. B. den Oberon, und seines Nachdichters Alxingers Doolin
und Bliomberis gilt. Bei einem wahren Dichter kann ein solches Verhältnis
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