es eine Zeit beispiellosen Aufruhrs im Leben der Völker war. Eine Menge Künste
werke waren aus Rußland entfernt, andere blieben einsam in den leeren Häusern
zurück .Caravaggios Meisterwerk „Der ruhende Bacchus", das schon von
Bellori erwähnt wird, war die einzige wichtige Erwerbung in dieser Übergangszeit.
Die folgenden Jahre waren für die Eremitage nicht viel günstiger, diesmal aus
Gründen anderer Art: die fast leere Museumskasse konnte kaum die laufenden
Ausgaben decken. Damals nun schuf die „Gesellschaft zur Förderung der Künste"
eine scharfe Kontrolle des Marktes, wobei sie auf alles achtete, was für unsere
Museen von Bedeutung war, und die Gelegenheiten wahrnahm, die sich ihr boten.
Audi die Möglichkeit, über die in den kaiserlichen Schlössern angehäuften Künste
werke frei verfügen zu können, einVorteil, den die Revolution selbst mit sich brachte,
führte der Galerie des Museums eine Menge schöner Gemälde zu. Obwohl diese
Bilder von jeher in den Inventaren der Eremitage geführt wurden, die auch ver-
pflichtet war, über ihre Instandhaltung zu wachen, erstreckten sich die Anrechte
unseres Museums in Wirklichkeit doch nur auf die Gemälde in den unbewohnten
Schlössern und Pavillons. Die von der kaiserlichen Familie bewohnten Schlösser
wurden tatsächlich von dieser Überwachung nicht berührt. Man hatte daher auch
oft zu beklagen, daß vorzügliche Bilder, die in der Galerie Ehrenplätze verdient
hätten, sich in den für die Umgebung der kaiserlichen Familie bestimmten Neben-
gebäuden der Schlösser und sogar in den Wohnräumen untergeordneter Hof-
beamten befanden. Allein der Inhalt des Schlosses von Gatschina, der dort mangels
haf t aufgestellt war und in Stand gehalten wurde, hätte ein Museum mit bemerkens-
werten Gemälden bilden können.
Jetzt ist die Eremitage unbeschränkter Herr all dieser Kunstwerke und bestrebt,
hiervon den besten Gebrauch zu machen, während sie über ihre eigenen Interessen
wacht, schützt sie auch die der Gebäude, die sie in gewissem Sinne schädigt. Bisher
hat sie von der Regierung für ihre Sammlung gefordert und auch erhalten: eine
„Heilige Familie", „Die Koketten" und „Der eingebildete Kranke" von Watteau,
„Der Tausch" und „Ein Konzert" von Lancret, eine glänzende „Flucht nach Ägyp-
ten" von Tizian, ein vortreffliches „Frauenbildnis" von Verspronck, das „Bildnis
eines Paares" von Lorenzo Lotto, eine prächtige „Bekehrung des hl. Paulus" von
Veronese, das „Bildnis der Frau Bolotte und ihrer Tochter" von Santerre, eine
Reihe von Werken Pesnes, der unter den in der Eremitage gut vertretenen Fran-
zosen noch fehlte, darunter ein großes Bildnis Friedrichs des Großen in ganzer
Figur, ein vorzügliches „Stilleben" von Streek, mehrere meisterhafte Phantasiestücke
von Hubert Robert und eine Menge anderer Gemälde, die noch keinen festen Platz
in der Eremitage haben, da die Museumsverwaltung Wert darauf legt, nicht durch
verfrühte Neuordnungsarbeiten den Besuch der Galerie zu erschweren. Dennoch
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werke waren aus Rußland entfernt, andere blieben einsam in den leeren Häusern
zurück .Caravaggios Meisterwerk „Der ruhende Bacchus", das schon von
Bellori erwähnt wird, war die einzige wichtige Erwerbung in dieser Übergangszeit.
Die folgenden Jahre waren für die Eremitage nicht viel günstiger, diesmal aus
Gründen anderer Art: die fast leere Museumskasse konnte kaum die laufenden
Ausgaben decken. Damals nun schuf die „Gesellschaft zur Förderung der Künste"
eine scharfe Kontrolle des Marktes, wobei sie auf alles achtete, was für unsere
Museen von Bedeutung war, und die Gelegenheiten wahrnahm, die sich ihr boten.
Audi die Möglichkeit, über die in den kaiserlichen Schlössern angehäuften Künste
werke frei verfügen zu können, einVorteil, den die Revolution selbst mit sich brachte,
führte der Galerie des Museums eine Menge schöner Gemälde zu. Obwohl diese
Bilder von jeher in den Inventaren der Eremitage geführt wurden, die auch ver-
pflichtet war, über ihre Instandhaltung zu wachen, erstreckten sich die Anrechte
unseres Museums in Wirklichkeit doch nur auf die Gemälde in den unbewohnten
Schlössern und Pavillons. Die von der kaiserlichen Familie bewohnten Schlösser
wurden tatsächlich von dieser Überwachung nicht berührt. Man hatte daher auch
oft zu beklagen, daß vorzügliche Bilder, die in der Galerie Ehrenplätze verdient
hätten, sich in den für die Umgebung der kaiserlichen Familie bestimmten Neben-
gebäuden der Schlösser und sogar in den Wohnräumen untergeordneter Hof-
beamten befanden. Allein der Inhalt des Schlosses von Gatschina, der dort mangels
haf t aufgestellt war und in Stand gehalten wurde, hätte ein Museum mit bemerkens-
werten Gemälden bilden können.
Jetzt ist die Eremitage unbeschränkter Herr all dieser Kunstwerke und bestrebt,
hiervon den besten Gebrauch zu machen, während sie über ihre eigenen Interessen
wacht, schützt sie auch die der Gebäude, die sie in gewissem Sinne schädigt. Bisher
hat sie von der Regierung für ihre Sammlung gefordert und auch erhalten: eine
„Heilige Familie", „Die Koketten" und „Der eingebildete Kranke" von Watteau,
„Der Tausch" und „Ein Konzert" von Lancret, eine glänzende „Flucht nach Ägyp-
ten" von Tizian, ein vortreffliches „Frauenbildnis" von Verspronck, das „Bildnis
eines Paares" von Lorenzo Lotto, eine prächtige „Bekehrung des hl. Paulus" von
Veronese, das „Bildnis der Frau Bolotte und ihrer Tochter" von Santerre, eine
Reihe von Werken Pesnes, der unter den in der Eremitage gut vertretenen Fran-
zosen noch fehlte, darunter ein großes Bildnis Friedrichs des Großen in ganzer
Figur, ein vorzügliches „Stilleben" von Streek, mehrere meisterhafte Phantasiestücke
von Hubert Robert und eine Menge anderer Gemälde, die noch keinen festen Platz
in der Eremitage haben, da die Museumsverwaltung Wert darauf legt, nicht durch
verfrühte Neuordnungsarbeiten den Besuch der Galerie zu erschweren. Dennoch
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