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https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0852
r§0. 96. «.ei-üriok-LL CuLloLL. 76t
DieZähnmngder Löwen.
WAElcher gestalt man die Löwen in Indien
LLNzahm macht / davon gibt uns lav-rnier
diesen Bericht: Als ich zu e ttirpour ankam/ la-
gerte ich mich unter einige Bäume.Bald darauff
wurden 4 oder s Löwen zu zähmen vorgeführt/
darzu bey 6 Monaht Zeit erfodert / und damit
folgender massen verfahren wird: Man bindet
die Löwen bey den Hintern Fussen ir Schritt
weit von einander mit einem Strick an einen in
die Erde geschlagenen Pfal / und haben die Lö-
wen noch einen andern Strick umb den Halß /
welche derMetster'in der Hand halt-DiesePfäle
sind in einer Linien/und auff einer andernZeilen/
is in ro Schuh unterschieden / wird ein ander
Seil gesp«nnet/in die Lange / so hoch die Löwen
erhaben. Die de Löwen an die hinterste Füsse ge-
bundene Stricke lassen demselben die Freyheit/
biß auff dieses gespannete Seil zu schiessen/denje-
utgen aber/die dortwerts sind/mitDarwerffung
kleiner Steinen oder Stückletn Holtz anzureitzen
und zu erzürnen / zum Zeichen dienend / sich nicht
darüber zü wagen.
Das Volck lauft häuffig herzu/dieses Schau-
spiel zu sehen / und wann der Löw biß an das ge-
spannete Seil zugcsprungen/ zeucht der Meister/
der den wem Löwen umb den Halß gehenden
Strick in Händen hält/das Thier zurück / und
auffdtese Weise gewöhnet man den Löwen/gegen
den Leutenzahm zuwerden / und habe ich bey
meiner Ankunffe zu ckkpour diese Kurtzweile
aus meiner Kutschen gesehen.
Loisnä so sich wegen der Frantzösis.
cornrn-1-cien nach de Könige Von Fetz vor eini-
geIahren erhoben/lliLllrirer aus eigenerErfah-
rung also hievon : Betreffend die Löwen/ so ist
gewiß / daß derer viel in ^/lLllritLNlL zu sinden;
Daß aber die Araber die Mühe nehmen sotten/
sie unter ihrem andern Viehe zu weiden und auff-
zuztehen/ ist ein Fabel-Gedicht. Wannessich
begtebt/ wie es dann offt geschieht / daß ein Ara-
ber in eines alten Löwen Lager neu-geworffene
Jungen findet / tragt er sie zu den Christen / umb
siezu verkauffen. Auffsolche Weise wurden mir
zween zugetragen / lein Männlein und Fraulein/
welche ich biß ins dritte Jahr bey mir hatte/ sie
wurden auch so zahm/ daß sie in unserer vov-me
oder Christen Kauff-Hauß/unter unfern
xen, sind eine Arth Thiere/vvn einem Hirschen
und einer wilden Geiß gezielet / ftey herumb
gienge.
Der Löuwar so heimlich/ ob er wol groß war/
daß er offt sich mir zur Seiten legte ; und thäte
mir einsmals einen sehr guten Dienst / dann zu
Nacht bey scheinendem Mond kamen etliche A-
raber / so in unserm Kauffhauß verschlossenwa-
ren/in meine Kammer/des Vorhabens / mich z«
berauben/ so bald sie aber den Löwen bey mir lie-
gen sahen/lieffen sie davon/und schrien: Lnäo»
8ebs,das ist/ da ist ein Löu. Mein Hauß-Herr/
welcher der Araber Geschrey hörete / und sähe/
wie sie davon sprangen/ war ungefehrvor seiner
Thür / und als er sähe / daß meine Kammerthür
offen stunde/gieng er hinein/weckte mich auf/und
sagte mir / was sich mit den Arabern begeben.
Dieser Löu war sehr freundlich/dieLöwin aber
gar heimtückisch / wie sie dann einsmahls einen
jungen Mohren beschädigte/ und als deßwegen
Klagen vor dem Gouverneur kommen / ließ er
sie beyde von mir nehmen/ und zwischen 4 Mau-
ren einschlieffen. Nicht lange hernach / als ein
grosser Regen fiel / der die von Leimen auffge-
führte Mauren erweichte / entkamen beyde Lö-
wen aus ihrer Behältnüß/und geriehten in einen
gegen des Königs Pallast über gelegnen Stall ;
und weil sie sehr hungrig waren/thatcn sie grossen
Schaden unter den Rossen und Maulthieren ;
Dieses machte einen so grossen Tumult / daß je-
derman zu den Waffen liess / und damit kamen
meine gute Löwen umb das Leben.
Also ist offtmahl eine grosse Mühe / und alle
angewandte Kosten gantz vergeblich.
Der
DieZähnmngder Löwen.
WAElcher gestalt man die Löwen in Indien
LLNzahm macht / davon gibt uns lav-rnier
diesen Bericht: Als ich zu e ttirpour ankam/ la-
gerte ich mich unter einige Bäume.Bald darauff
wurden 4 oder s Löwen zu zähmen vorgeführt/
darzu bey 6 Monaht Zeit erfodert / und damit
folgender massen verfahren wird: Man bindet
die Löwen bey den Hintern Fussen ir Schritt
weit von einander mit einem Strick an einen in
die Erde geschlagenen Pfal / und haben die Lö-
wen noch einen andern Strick umb den Halß /
welche derMetster'in der Hand halt-DiesePfäle
sind in einer Linien/und auff einer andernZeilen/
is in ro Schuh unterschieden / wird ein ander
Seil gesp«nnet/in die Lange / so hoch die Löwen
erhaben. Die de Löwen an die hinterste Füsse ge-
bundene Stricke lassen demselben die Freyheit/
biß auff dieses gespannete Seil zu schiessen/denje-
utgen aber/die dortwerts sind/mitDarwerffung
kleiner Steinen oder Stückletn Holtz anzureitzen
und zu erzürnen / zum Zeichen dienend / sich nicht
darüber zü wagen.
Das Volck lauft häuffig herzu/dieses Schau-
spiel zu sehen / und wann der Löw biß an das ge-
spannete Seil zugcsprungen/ zeucht der Meister/
der den wem Löwen umb den Halß gehenden
Strick in Händen hält/das Thier zurück / und
auffdtese Weise gewöhnet man den Löwen/gegen
den Leutenzahm zuwerden / und habe ich bey
meiner Ankunffe zu ckkpour diese Kurtzweile
aus meiner Kutschen gesehen.
Loisnä so sich wegen der Frantzösis.
cornrn-1-cien nach de Könige Von Fetz vor eini-
geIahren erhoben/lliLllrirer aus eigenerErfah-
rung also hievon : Betreffend die Löwen/ so ist
gewiß / daß derer viel in ^/lLllritLNlL zu sinden;
Daß aber die Araber die Mühe nehmen sotten/
sie unter ihrem andern Viehe zu weiden und auff-
zuztehen/ ist ein Fabel-Gedicht. Wannessich
begtebt/ wie es dann offt geschieht / daß ein Ara-
ber in eines alten Löwen Lager neu-geworffene
Jungen findet / tragt er sie zu den Christen / umb
siezu verkauffen. Auffsolche Weise wurden mir
zween zugetragen / lein Männlein und Fraulein/
welche ich biß ins dritte Jahr bey mir hatte/ sie
wurden auch so zahm/ daß sie in unserer vov-me
oder Christen Kauff-Hauß/unter unfern
xen, sind eine Arth Thiere/vvn einem Hirschen
und einer wilden Geiß gezielet / ftey herumb
gienge.
Der Löuwar so heimlich/ ob er wol groß war/
daß er offt sich mir zur Seiten legte ; und thäte
mir einsmals einen sehr guten Dienst / dann zu
Nacht bey scheinendem Mond kamen etliche A-
raber / so in unserm Kauffhauß verschlossenwa-
ren/in meine Kammer/des Vorhabens / mich z«
berauben/ so bald sie aber den Löwen bey mir lie-
gen sahen/lieffen sie davon/und schrien: Lnäo»
8ebs,das ist/ da ist ein Löu. Mein Hauß-Herr/
welcher der Araber Geschrey hörete / und sähe/
wie sie davon sprangen/ war ungefehrvor seiner
Thür / und als er sähe / daß meine Kammerthür
offen stunde/gieng er hinein/weckte mich auf/und
sagte mir / was sich mit den Arabern begeben.
Dieser Löu war sehr freundlich/dieLöwin aber
gar heimtückisch / wie sie dann einsmahls einen
jungen Mohren beschädigte/ und als deßwegen
Klagen vor dem Gouverneur kommen / ließ er
sie beyde von mir nehmen/ und zwischen 4 Mau-
ren einschlieffen. Nicht lange hernach / als ein
grosser Regen fiel / der die von Leimen auffge-
führte Mauren erweichte / entkamen beyde Lö-
wen aus ihrer Behältnüß/und geriehten in einen
gegen des Königs Pallast über gelegnen Stall ;
und weil sie sehr hungrig waren/thatcn sie grossen
Schaden unter den Rossen und Maulthieren ;
Dieses machte einen so grossen Tumult / daß je-
derman zu den Waffen liess / und damit kamen
meine gute Löwen umb das Leben.
Also ist offtmahl eine grosse Mühe / und alle
angewandte Kosten gantz vergeblich.
Der