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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Dritter Theil): Worinnen fürgestellet/ und auß dem Grund der gesunden Vernunfft examiniret werden/ allerhand Antiquitäten/ Curiositäten/ Critische/ Historische/ Physicalische/ Mathematische/ Künstliche und andere Merckwürdige Seltzamkeiten/ Welche auff dieser Unter-Welt/ in der Lufft/ auff der See oder Land jemahlen zu finden gewesen/ oder sich noch täglich zeigen: Einem jeden curieusen Liebhaber zur Lust und Erbauung in Druck verfertiget/ und mit erforderten schönen Kupfern und andern Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1687 [VD17 3:313201Y]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67344#0829

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No.yl. ».ei.Ll'lou« Lo^iorL. -II

Die Stadt Venedig Wer.

M CH würde diese Wunder, Stadt umbsiänd-
W- ttch alhter betreiben/wann ich nicht wö-
Ne/oaß solches von andern zur Gnüge geschehen/
darum will Ich nur generaliter etwas davon re,
den : Diese weltberühmte / schöne/ grosse und
gewaltige Stadt / welche billig eine,Zierde der
gantzen Christenheit/ und ein Wunder der Welt
zu nennen/ liegt im innersten Busem des Adria-
tischen Meers/ und obwohlen sie weder Mauren
noch Thor hat / so ist sie doch unüberwindlich
vest/weilen sie ziemlich wett/ und beys welscher
Meilen vom festen Lande abgelegen / und man
von allen Seithen auff dieselbe zu Wasser
fahren muß; Gegen dem hohen Meer ist
die Stadt mit einem Gestad oder Damm
(welches dir Welschen Lido nennen) wieder der
Meerwellen Ungestamigkeit beschirmet. Dieses
Gestad oder Lido hat etliche offene Oerther oder
Pforten / dadurch das Meer täglich seinen Ab-
und Zulauff pfleget zu nehmen/dsrunter die vor,
nehmste/il kortoäi Lkiorrs, Lrovtlelo , und
klaiamoccs, welche alle wohl befestiget seyn/
daß nicht leichtlich ein Feind durchbrechen kan.
Man kan tn der gantzen Stadt zu Wasser und
Land gehen / zu Land durch lange enge Gäßlein /
zu Wasser auffdenSchifflelnGqndelen genand/
welche sehr bequem seynd und von zweyen Män-
nern sehr leicht geführet werden. Es geben a-
ber diese Canäle Sommerszeit einen Übeln und
unannehmlichen Gestanck v^n sich/welchen die
Frembde nicht allezeit ertragen können / und da,
von auch offtmahls eine Pest entstehet / welche
dann gar grausahm wütet/ww sic dann Ao. i6zi
in die looooo Menschen auffgerteben. Unter
diesen Canälen ist sonderlich einer sehr breit/und
stehen auff desselben Seithen der länge nach
prachtigePalläste/aber er ist nicht gerad/sondern
gehet Schlangen weise durch die Stadt. Die
Brücke Kesko über diesen Canal gehet/stehet
lom. Hl-

in der mitte/und ist das kunstlkchsteStück/ss man
sehen kan/dann es ist nur ei« Bogen / wunder-
bahrltch lang/breit und hoch/und seynd 4 Reyen
Laden darauff/ biß an der Zahl acht und viertzig/
sambt; schönenGaffenvor dieFürübcrgehende.
Und diese Brücke und das Jeug-Hauß/ von dem
ich bald reden werde/ sind- Wunder der Welt.
Neben dieser werde kn Venedig noch 450 andere
steinerne Brücken gezehlet/ ohne die so von Holtz
erbauet seyn. Auff diesem grossen Canal farth
man im Sommer spatzkeren/ da dann die aller
vornehmste Cavallier und Dames sich einimden.
Der kleinen Schifflein oder Gundelen werden
in 8000 daselbst gefunden /welche aber nicht viel
weniger als die Kutschen zu unterhalten kosten/
und halten die Ambassadeuren und Persshnea
vom vornehmen Standt gemeiniglich derselben
drey. Die Stadt hat 70Pfaar-Kirchen/24
Manns-und -6 Nonnen-Klöster/auch 18 Hospi,
täl. Die vornehmste und Haupt-Kirch ist St.
Marei / welche wohl würdig zu sehen / sie ist sehr
groß von köstlichem Mcrmor erbauet. Dee
Boden ist von allerhand Farben Steinen eknge-
legt / und alles inwendige oben und unten auff
Mosaische Manier gearbeitet. In dieser Kir-
che wird auch derVenetiantsche Schatz verwah-
ret / welcher sehr groß / und sind darin allerley
köstliche Sachen und ksntsetea, neben vielen
Reliquien zu sehen/welche zu beschreiben Kürtze
halber allster außgelaffen worden. Die Pfor-
ten dieser Kirchen sind von Metall gegossen/ über
deren vornehmsten und Mittlern / so gegen dem
Platz gehet / stehen 4 schöne und grosse von Ertz
gegossene und vergüldete Pferde / von eben einer
Arbeit und Grösse / welche von Constantinopel
gebracht wvrden/ nach der Manier der vier/ die
zu einemTriumpff-Bogen gedienet/daNero die
Parther überwunden/und deßwegen zuRom tri,
vmphiret/ dergleichen in der gantzen Welt nie,
Lttt gends
 
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