Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Vierter Theil): In welchen eingeführt/ erwogen und abgehandelt werden/ allerhand Historische/ Physicalische/ Mathematische auch andere Merckwürdige Seltzamkeiten/ Welche in der Menschen Lebens-Lauff/ am Himmel/ in der Lufft/ im Meer und hin und wieder auff Erden sich jemahlen begeben und eräugnet haben: Allen Liebhabern dieser Curiositäten auffgesetzt/ aus den bewehrtesten Scribenten zusammen getragen/ in offendlichen Druck verfertiget/ und mit vielen Kupffern gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von VViering, 1689 [VD17 12:109610N]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67102#0843
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
r§0»95 OULlOLL. 75Z

Die (^ontmuation diestp Materie.

Erjenige curieuse Mann / der seine
Meinung biß so weit erkläret hat/ fah-
ret darinn folgender Massen fort ' Diese
Dinge kommen aber doch nirgends anders
her /als von der unterschiedlichen Bewegung
der Hitze und der Geister / so der ^pxetir und
die bewegende Krafft verursachten/ und die
von der Einbildung unterschieden waren;
dann wann das vorige wahr ware/die wir bey
uns in unserm Verstände haben / eben solche
Krafft und Würckung hatten/ als die objcLa,
die uns solche zu senden/würden sie ihreWerck-
Mge nicht verbessern / sondern verderben und
verheeren: Die Gestalt der Hitze würde das
Gehirn verbrennen: die Gestalt der Kälte

würde es erkälten / und beyde Gestalten wür-
den einander clcitruiren / welches man aber
nicht sichet: dann die Kälte und die Hitze/ ob
sie gleich beyde in der Natur einander zuwie«
der/so sind sie es doch nicht im Verstände/ son-
dern vertragen sich darinnen gar wohl/ und
dienet das eine dazu/daß man das andere desto
besser erkenne; So sind auch die Gestalten o-
der Bilder der Dinge / die wir vermittelst der
Imagination mit der Vernunfft fassen / nicht
dazu verordnet/daß sie einiges Ding alteriren
und verändern/sondern nur dazu / daß sie es
dem Verstande/als ein rechtes Exemplar oder
Copey deutlich undklätlich rc^rsesqnriren/yl»
len.


Die dritte Meinung hievon.

Ndere/ die es noch besser Mähren wvl-
NM len/sagen: änttoreler hette seine kk?ti-
auf einesonderbahreVerwandnüß
und Sympsrkie z so zwischen der Seelen und
dem Leibe wären/ und wodurch die eine das an-
dere manchmahl gantz veränderte / gegründet.
Die Seele gebraucht aber zu solcher Verän-
derung kein ander lvttrumevt, als die Imsgl-
vLtioa oder Einbildung/ und diese Gewalt/ so
dle Seele über den Leiv hat / äusert sicherlich
durch die mancherley Würckung der äSeäea
in den Menschen/ zu forderst der Furcht/ der Lie-
de und des Zorns. Wie viel Menschen sterben
vor Furcht? 8. Vslerius starb / ehe ihn der
Scharffrichter berührte; weswegen man auch
die Freudigkeit desGemübtS für eines von den
besten ?raeservattoaeo für die Pest hält:
Furcht und Bekrübnüß bezeichnen nicht allein
die kleianckolie , sondern sie verursachen sie
auch. Esbezeigens auch die Historien / daß die
wunderbahre Zufälle / so die verwlrrete Imsgi»
astioll bey den Kranckhetren verursachet / durch
nichts anders / als durch Wtederzurechtbrtn-
LomVL.

gung der Ilnrßiostioa, haben könne« curikt
werden/weil das kemeäiumoder die Artzeney/
so einem heissen soll / derselben Arth und Natur
sein nmß/deren die Kranckheit ist. Auffgleiche
Weise war es mit dem beschaffen/ der sich etnbtl-
dete/daß er keinen Kopff hette/ und ehe nicht wie-
der kunte zu recht gebracht werden / biß ihm der
kleikcur so lange eine schwere bleyerne Mütze
auffsetzte / daß er sich etliche mahl über seinen
Kopffbeschwerete/ daß erihm weh thäte. Und
wie ihm der i^eöicus zuredete / weil ihm der
Kopff weh thäke/ so musteerja elnen Kopffha-
ben/da gestund es endlich der Patient/ und ward
dadurch von seiner curtret. Derglei-
chen imsginirtenGebrechen hatte auch einer von
Ade!/ der sein Wasser nicht lassen dörffte/wetl er
befürchtete / wann er solches thäte / würde er dle
gavtze Welt ersäuffen? biß endlich sein Bauren
einsmahl anfingen zu schreyen / daß eine grosse
Feuers Brunst entstanden / und kein Wasser z«
löschen vorhanden wäre / bähten ihn also / er
wolle doch das Feuer löschen / worauff er sich ih-
rer erbarmete und sein Wasser ließ.
Ayyy Ein
 
Annotationen