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Harth, Dietrich [Hrsg.]
Finale!: das kleine Buch vom Weltuntergang — München, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.2939#0015

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Arten. Denn was auch bei euch berichtet wird, wie einst
Phaethon, der Sohn des Helios, den Wagen seines Vaters an-
schirrte und wie er dann, weil er nicht auf dessen Spur fahren
konnte, alles auf der Erde verbrannte und selbst, vom Blitz ge-
troffen, vernichtet wurde, das klingt, so wie ihr es erzählt, ganz
nach einem Märchen; doch liegt schon etwas Wahres darin,
nämlich die Abweichung der Gestirne, die am Himmel um die
Erde kreisen, und, jeweils nach Ablauf langer Zeitläufe, die
Vernichtung alles dessen, was es auf der Erde gibt, durch ein
großes Feuer. Alle, die auf den Bergen und an den hochgelege-
nen und trockenen Orten wohnen, werden dann eher vernich-
tet als die anderen, die nah bei den Flüssen und Meeren woh-
nen; uns aber bewahrt in diesem Falle der Nil, der auch sonst
unser Retter ist, und befreit uns aus dieser Not, indem er über
die Ufer tritt. Wenn dagegen die Götter die Erde mit Wasser
überschwemmen, um sie zu reinigen, so können sich nur die
Rinderhirten und Schafhirten auf den Bergen retten, während
jene, die bei euch in den Städten wohnen, von den Fluten ins
Meer geschwemmt werden. Hierzulande aber strömt das Was-
ser weder dann noch sonst je von oben über die Felder, son-
dern es ist umgekehrt so, daß alles von unten in die Höhe
steigt. Daher und aus diesen Gründen erhalten sich hier die
Dinge und werden für die ältesten angesehen; in Wahrheit ver-
hält es sich aber so, daß an allen Orten, wo dies nicht übermä-
ßige Kälte oder Hitze verhindert, eine bald größere, bald klei-
nere Zahl von Menschen lebt. Wenn wir aber gehört haben,
daß sich bei euch oder hier oder sonst irgendwo etwas Schönes
oder Großes oder irgendwie Bemerkenswertes abgespielt hat,
so ist das alles hier von alters her in unseren Tempeln aufge-
zeichnet worden und damit erhalten geblieben; bei euch und
bei anderen Völkern aber ist es so: gerade wenn ihr jeweils mit
der Schrift und mit allen anderen Erfordernissen einer Stadt
eben versehen seid, so kommt nach dem üblichen Abstand der
Jahre wie eine Krankheit die Flut wieder vom Himmel gestürzt
und läßt nur die von euch übrig, die sich weder auf die Schrift
noch auf die Musenkunst verstehen, so daß ihr gewissermaßen
immer wieder aufs neue jung werdet, ohne jedes Wissen von all
den Ereignissen hier bei uns und bei euch, wie sie sich in den
früheren Zeiten begeben haben. Jedenfalls was du uns jetzt

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