um so selbständigere, um so gesetzmäßigere „Kompositionen"
zu schaffen. Vor allem beim Kubismus ist die gesetzhafte
Bindung der freien Form und Farbe im Bildraum viel weiter
getrieben als der Laie ahnt und zu beurteilen vermag. Auch
bei den andern Richtungen und Künstlerpersönlichkeiten be-
achte man das Ringen um vollkommenste Abgewogenheit.
Das Harmoniegesetz, das die Außenwelt nicht mehr von sich
aus ins Bild mitzubringen scheint, wird umso selbstherrlicher
und gleichsam von Geistes Gnaden durch den komponierenden
Künstler wiederhergestellt.
Formgleichnisse für das Mechanisch-Energetische in der
objektiven Welt zusammenzufügen zu einer vom subjektiven
Geist bestimmten Harmonie: dies etwa könnte man — über-
spitzend — als Aufgabe der neuen Kunst definieren, insbe-
sondere der „konstruktivistisch" gefärbten Kunst-Bemühungen.
Nicht ist hiermit gesagt, daß solche philosophische Zu-
sammenhänge und Begründungen dem einzelnen Künstler
klar wären, oder klar zu sein brauchten.
Nicht ist gesagt, daß solche Zusammenhänge jeden Schaffenden
unbedingt zu solchen künstlerischen Folgerungen führen sollten.
Gemeint ist lediglich, daß die geschilderte Umlagerung des
Bewußtseins Künstlernaturen, die für fortschrittliche Versuche
veranlagt sind, zu derartigen abstrakten und technischen Ge-
staltungsexperimenten führen konnte.
Ob ihre Experimente selbständige Bedeutung behalten werden,
ob es Aufgabe der Kunst ist, sich so weit den kritischen
Wandlungen anzupassen, ob die hier anregend wirkende
Spannung zwischen Innerlichkeit und Mechanisierung lange
andauern wird, ob nicht vielmehr, nach Stabilisierung des
technischen Entwicklungsprozesses, ein neues Streben nach
geistig-lebendiger Einheit von Mensch und Natur kommen
wird — wer vermöchte das zu prophezeien ?
Die Mannheimer Kunsthalle hat jedenfalls in der Ausstellung
„Neue Sachlichkeit" das Vorhandensein anderer gleich-
zeitiger Kunstbestrebungen deutlich gemacht. Auch unsere
neue Ausstellung zeigt einige Künstler auf dem Wege zurück
von der Abstraktion zu erkennbarer Naturform. Es handelt
sich aber nicht unbedingt um eine allgemeine Reaktion, eine
Ueberwindung, denn gerade die besten Begabungen führen
heute abstrakte und gegenständlich motivierte Kunst neben-
einander her.
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zu schaffen. Vor allem beim Kubismus ist die gesetzhafte
Bindung der freien Form und Farbe im Bildraum viel weiter
getrieben als der Laie ahnt und zu beurteilen vermag. Auch
bei den andern Richtungen und Künstlerpersönlichkeiten be-
achte man das Ringen um vollkommenste Abgewogenheit.
Das Harmoniegesetz, das die Außenwelt nicht mehr von sich
aus ins Bild mitzubringen scheint, wird umso selbstherrlicher
und gleichsam von Geistes Gnaden durch den komponierenden
Künstler wiederhergestellt.
Formgleichnisse für das Mechanisch-Energetische in der
objektiven Welt zusammenzufügen zu einer vom subjektiven
Geist bestimmten Harmonie: dies etwa könnte man — über-
spitzend — als Aufgabe der neuen Kunst definieren, insbe-
sondere der „konstruktivistisch" gefärbten Kunst-Bemühungen.
Nicht ist hiermit gesagt, daß solche philosophische Zu-
sammenhänge und Begründungen dem einzelnen Künstler
klar wären, oder klar zu sein brauchten.
Nicht ist gesagt, daß solche Zusammenhänge jeden Schaffenden
unbedingt zu solchen künstlerischen Folgerungen führen sollten.
Gemeint ist lediglich, daß die geschilderte Umlagerung des
Bewußtseins Künstlernaturen, die für fortschrittliche Versuche
veranlagt sind, zu derartigen abstrakten und technischen Ge-
staltungsexperimenten führen konnte.
Ob ihre Experimente selbständige Bedeutung behalten werden,
ob es Aufgabe der Kunst ist, sich so weit den kritischen
Wandlungen anzupassen, ob die hier anregend wirkende
Spannung zwischen Innerlichkeit und Mechanisierung lange
andauern wird, ob nicht vielmehr, nach Stabilisierung des
technischen Entwicklungsprozesses, ein neues Streben nach
geistig-lebendiger Einheit von Mensch und Natur kommen
wird — wer vermöchte das zu prophezeien ?
Die Mannheimer Kunsthalle hat jedenfalls in der Ausstellung
„Neue Sachlichkeit" das Vorhandensein anderer gleich-
zeitiger Kunstbestrebungen deutlich gemacht. Auch unsere
neue Ausstellung zeigt einige Künstler auf dem Wege zurück
von der Abstraktion zu erkennbarer Naturform. Es handelt
sich aber nicht unbedingt um eine allgemeine Reaktion, eine
Ueberwindung, denn gerade die besten Begabungen führen
heute abstrakte und gegenständlich motivierte Kunst neben-
einander her.
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