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Hartlaub, Gustav Friedrich; Cranach, Lucas [Ill.]
Lukas Cranach d. Ä., Der Jungbrunnen, 1549 — Der Kunstbrief, Band 4: Berlin, [1943]

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https://doi.org/10.11588/diglit.17133#0010
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Leib — nach einer ebenso radikalen wie naiven Analogie —
erneuern. Hans Sachs, Zeitgenosse des älteren Cranach, schrieb
ein Fastnachtsspiel „Wie man alte Weiber jung schmiedet",
und zu dem Volksmärchen „Das jung geglühte Männlein"
konnte der gelehrte Jakob Grimm zahlreiche Entsprechungen
in Märchen und Sage aufzeigen — Beweis, daß es sich um
eine Vorstellung handelt, zu der der Mensch „überall" und
meist ganz von selber kommt. Auch der Vergleich mit dem
Kochen wird vom Volksglauben gewissermaßen ernst ge-
nommen, denn das Kochen verwandelt seinen Stoff und schließt
gewissermaßen dessen Kräfte auf. Oft geht ihm, wie in der
Geschichte der Zauberfrau Medea, ein Zerstückelungsprozeß
voraus: Mythos, den die Alchimisten gern als Gleichnis für
ihre mysteriösen Vorgänge im Kolben heranzogen. Anderer-
seits ist auch häufig von der Altweibermühle die Rede. Bilder-
bogen und Volksschauspiel stellten in ihrer drastischen Weise
dar, wie den Greisen die Runzeln abgeschliffen werden. Gegen-
über solchen nur mehr aus witzigen Analogien abgeleiteten
Übertragungen, die wohl in keinem Sinne jemals ernst ge-
nommen worden sind, kommt dem Glauben der Eneuerung
aus dem feuchten Element doch tiefere Bedeutung zu. Aus
der Erdentiefe steigend, als Verdampfung und Regen, erhält
sich dies Element in einem ewigen, unsterblichen Kreislauf. Es
bewirkt, wie vor allem die Alchimisten rühmten, auch die
faulende Auflösung, aus welcher die neuen Lebenskeime
wachsen.

Recht eigentlich hat das Wasser als warmer Quell, Heil-
Bronnen, den man trinkt oder in dem man badet, gesundende
Kraft — viele Orts- und Flurnamen bewahren die Erinnerung
an solche Vorkommen. Es versteht sich, daß daraus leicht der
Wunderglaube an eine totalere Wirkung entstehen konnte, die
von irgendeiner noch unentdeckten, vielleicht im irdischen
Paradies entspringenden Quelle ausgehen mochte. Aber schon

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