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Hartlaub, Gustav Friedrich; Cranach, Lucas [Ill.]
Lukas Cranach d. Ä., Der Jungbrunnen, 1549 — Der Kunstbrief, Band 4: Berlin, [1943]

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https://doi.org/10.11588/diglit.17133#0036
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des Hintergrundes (Abb. 12) ist bester Cranach; sie könnte so
auch in einem viel früheren "Werke vorkommen. Die einzelnen,
miniaturartig feinen und grazilen Figuren und Gruppen sind
nicht nur innerhalb der bekannten kalligraphisch „gotischen"
Art des Meisters vortrefflich gezeichnet, sondern zeigen auch,
wie wir gesehen haben, ein Maß neuer, ursprünglicher Er-
findung, für die wir in späteren Werktstattarbeiten sonst kein
Zeugnis haben. Zu bedenken ist auch, daß für den Gegenstand
unseres Bildes in der Cranachwerkstatt anscheinend kein Vorbild
existierte — während doch die allermeisten, in den vierziger und
fünfziger Jahren entstandenen Bilder (bis auf die lutherischen
Allegorien) nur ältere Arbeiten des Meisters zu variieren
brauchten. So auch die „Hirschjagd" aus 1540 in der Moritz-
burg, die man mit dem beträchtlich feineren Bilde von 1522
in Wien vergleichen möge. Es lag also eine originale Aufgabe
vor, die gerade darum den alten Meister selber reizen mochte
und die er denn auch nur in wenigen Einzelheiten (so bei der
Liegenden am hinteren Bassinrande, zu der das „Klischee" der
mehrfach gemalten Quellnymphe benützt worden ist; vgl. Abb. 4
und 5) mit alten Ateliermustern bestritt — ganz ähnlich wie er
das z. B. beim „Goldenen" und „Silbernen Zeitalter" (ca. 1530)
und in gewissen anderen ähnlichen Bildern getan hatte.

Lehrreich ist auch die Gegenüberstellung unserer Tafel mit
den beiden gleichfalls umfangreichen Gemälden, die den Kampf
des Herakles mit den Pygmäen schildern: gemalt im Jahre
• 1551, zur Ausschmückung des sogen. Riesensaales im Dresdener
Schloß, so wie ja auch unser „Jungbrunnen" ein typisches
Schloß-Bild gewesen sein dürfte, wahrscheinlich im kurbranden-
burgischen Auftrag gemalt. Während Cranach, der Vater, auf
dem Jungbrunnenbilde vielleicht mit der ungewohnt großen
vorgeschriebenen Bildgröße zu ringen hatte — die kleinen
Figuren sind etwas zu dünn in dem lang auseinandergezogenen
Bildraum verteilt —, findet sich der Sohn, dem die Pygmäen-

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