Skizzen, die schwarzweiße Zeichnung als Vornotiz oder auch
als Erinnerung an Gemaltes benütjt; wohl war ihm die Zeich-
nung häufig nur eine Etappe auf dem Wege zum Gemälde:
vielen Zeichnungen Vincents entspricht ja eine Ausführung in
Ölfarben. Aber das hat ihn nicht daran gehindert, die Hand-
zeichnung auch zu einer selbständigen Ausdrucks-
form auszubilden, sie in vielen Fällen so weit zu treiben,
daß sie keineswegs nur als Hinweis zu gelten hat, sondern
ihren Wert in sich trägt. Etwas in sich Abgeschlossenes, was
mit den eigenen Mitteln alles Wesentliche sagt und keinen wei-
teren Wunsch offen läßt. Das Zeichnen war unserem Künstler
ebensosehr ein Lebensbedürfnis wie der Umgang mit der Farbe.
Ja man könnte behaupten, daß ihm das Denken in Schwarzweiß
ursprünglich näher gelegen hat, daß die Farbe erst später, in
einer Art von Mutationsprozeß, aus ihm hervorgebrochen ist —
Überkompensation der bisherigen „Askese". Zu bedenken ist,
daß yincent, längst bevor er in Holland auf seine landesüblich
dunkle und tonige Art zu arbeiten begann, bereits in Paris ge-
wesen war (Mai 1875 bis März 1876) und daß er als kunstinter-
essierter Angestellter einer Kunsthandlung gewiß auch schon die
damaligen Modernen gesehen hat, deren Ausstellungen solches
Aufsehen erregten. Aber er sagt in seinen Briefen, so viel da
von Corot und anderen Malern die Rede ist, von den Impressio-
nisten kein Wort, und von Eindrücken dieser Art ist auch in
seinen dilettantischen zeichnerischen Anfängen gar nichts zu
spüren. So seltsam es auch bei diesem fast mariiakalischen Hym-
niker der Farbe anmutet: van Goghs Gesamtwerk entfaltet sich
gleichmäßig polar nach den Richtungen der Malerei und der
Zeichnung, der Farbe und des Schwarzweiß! Man muß ihn, wenn
man ihm wirklich gerecht werden will, nach beiden Seiten hin
würdigen. Nicht anders als wie man bei einem Baidung, Rem-
brandt, Goya, Ingres oder, unter den Neueren, bei einem Edvard
2
als Erinnerung an Gemaltes benütjt; wohl war ihm die Zeich-
nung häufig nur eine Etappe auf dem Wege zum Gemälde:
vielen Zeichnungen Vincents entspricht ja eine Ausführung in
Ölfarben. Aber das hat ihn nicht daran gehindert, die Hand-
zeichnung auch zu einer selbständigen Ausdrucks-
form auszubilden, sie in vielen Fällen so weit zu treiben,
daß sie keineswegs nur als Hinweis zu gelten hat, sondern
ihren Wert in sich trägt. Etwas in sich Abgeschlossenes, was
mit den eigenen Mitteln alles Wesentliche sagt und keinen wei-
teren Wunsch offen läßt. Das Zeichnen war unserem Künstler
ebensosehr ein Lebensbedürfnis wie der Umgang mit der Farbe.
Ja man könnte behaupten, daß ihm das Denken in Schwarzweiß
ursprünglich näher gelegen hat, daß die Farbe erst später, in
einer Art von Mutationsprozeß, aus ihm hervorgebrochen ist —
Überkompensation der bisherigen „Askese". Zu bedenken ist,
daß yincent, längst bevor er in Holland auf seine landesüblich
dunkle und tonige Art zu arbeiten begann, bereits in Paris ge-
wesen war (Mai 1875 bis März 1876) und daß er als kunstinter-
essierter Angestellter einer Kunsthandlung gewiß auch schon die
damaligen Modernen gesehen hat, deren Ausstellungen solches
Aufsehen erregten. Aber er sagt in seinen Briefen, so viel da
von Corot und anderen Malern die Rede ist, von den Impressio-
nisten kein Wort, und von Eindrücken dieser Art ist auch in
seinen dilettantischen zeichnerischen Anfängen gar nichts zu
spüren. So seltsam es auch bei diesem fast mariiakalischen Hym-
niker der Farbe anmutet: van Goghs Gesamtwerk entfaltet sich
gleichmäßig polar nach den Richtungen der Malerei und der
Zeichnung, der Farbe und des Schwarzweiß! Man muß ihn, wenn
man ihm wirklich gerecht werden will, nach beiden Seiten hin
würdigen. Nicht anders als wie man bei einem Baidung, Rem-
brandt, Goya, Ingres oder, unter den Neueren, bei einem Edvard
2